Der Weltkriegs-Lovestory „München 1945: Die Befreier“ von Sabrina „Iru“ Schmatz gelang mit dem Auftaktband „Die Befreier“ ein zwar nicht perfekter, aber doch hoffnungsvoller Serienstart. Während die Handlung noch zu zaghaft und unfokussiert voran schritt, gefiel mir der skizzenhafte Zeichenstil ausgesprochen gut. Und so ergab sich tatsächlich die Situation, dass ich von all den Comic-Serien, welche ich dieses Jahr so angefangen habe, ausgerechnet bei einer Liebesgeschichte am gespanntesten auf den zweiten Teil gewartet habe ;-) Denn ich wollte wissen: Würde der zweite Teil sein Potential nutzen? „Konstanze“ beginnt dort, wo „Die Befreier“ endete: Die bildschöne Münchnerin Konstanze hat kurz nach Kriegsende Gefallen gefunden am jungen US-Sanitäter Daniel. Während ihr 16-jähriger Cousin Roman aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wird, hält sie einen netten Plausch mit Daniel und erfährt so mehr über seine persönlichen Hintergründe. Die beiden kommen sich dabei zaghaft näher und versprechen, sich wiederzusehen. Dies bleibt natürlich auch Roman nicht verborgen, welcher noch von der nationalsozialistischen Ideologie durchdrungen ist und Konstanze deshalb schwere Vorwürfe macht. Zwei kurze Schlenker abseits der sich zaghaft entwickelnden Liebesgeschichte macht die Geschichte aber noch, wobei einer für die Charakterisierung des Protagonisten Daniels sehr wichtig ist (Alpträume wegen Kriegsverbrechen) und der andere zur zeitlich-moralischen Einordnung der Handlung (Konfrontation der Deutschen mit dem Holocaust) beiträgt. Obwohl dieser zweite Band nach der Hauptfigur benannt wurde, kommt ihr doch dramaturgisch eine eher kleine Rolle zu neben dem zweiten Protagonisten Daniel, der nun genauer vorgestellt wird. Und dem „Antagonisten“ Roman, welcher in „Konstanze“ von einer kleinen Nebenrolle zur dritten Hauptfigur aufsteigt. Wobei ich hier das Wort „Antagonist“ bewusst in Anführungszeichen gesetzt habe, da ich mir seiner Funktion in der Geschichte noch nicht ganz sicher bin, da werden erst die kommenden Bände eine genauere Positionierung zulassen. Aber er bereichert die Handlung sehr als Personifikation einer völkisch denkenden, sich selbst jedoch als Opfer hochstilisierenden Nachkriegsgesellschaft. Diese historischen, ernsten Einschübe quasi im Vorbeigehen in die Geschichte einzubringen und damit gerade auch eine Lesergruppe zu erreichen, welche vielleicht nicht jeden Tag im Geschichtsbuch blättert – Dafür gebührt Sabrina Schmatz ein großes Lob! Wie schon beim Auftaktband gebührt ihr ein weiteres Lob für den wie immer ausgesprochen gelungenen Zeichenstil. Die skizzenhaften, schwarz-weiß-grauen Bleistiftzeichnungen mit einem Hauch an Manga wirken wieder lebendig und sehr atmosphärisch, und gerade auch in den düsteren Szenen (besonders der kurze, eindringliche Holocaust-Abschnitt) entfalten die Bilder ihre Wirkung mit ungemein emotionaler Wucht. Da kann ich dem Comic-Spezialisten „Schwarzer Turm“ (Link) nur danken, diese Buchreihe zu publizieren. 8 € für 64 Seiten Klappbroschur sind absolut gerechtfertigt! Fazit: „München 1945: Konstanze“ (Link) ist eine gelungene Fortsetzung, welche gerade auch mit den ernsthaften Einschüben das volle Potential dieser Nachkriegs-Lovestory ausschöpft. Durch die ausgiebigere Charakterisierung der Prota- und Antagonisten schafft es die Autorin/Zeichnerin, dass ich als Leser ein echtes Interesse an den Figuren entwickle. Auch wenn die eigentliche Liebesgeschichte noch immer sehr zögerlich voran geht, scheint mir, als habe Sabrina „Iru“ Schmatz das richtige Erzähltempo und die richtige Dosierung der einzelnen Handlungselemente gefunden.
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