Wenn junge deutsche Comic-Künstler eigene Serien auf den Markt bringen, dann ist mein Interesse natürlich geweckt. Wenn es dazu dann auch noch einen ganzen Haufen positiver Kritiken gibt, dann kann ich einfach nicht anders als mir auch ein Exemplar zu besorgen ;-) „München 1945“ heißt die mehrbändige Weltkriegs-Lovestory von Sabrina Schmatz, welche mit dem vorliegenden ersten Band „Die Befreier“ ihren Anfang nimmt und leider noch ein paar Kinderkrankheiten hat. Diese Comic-Reihe spielt im vom 2. Weltkrieg schwer beschädigten München des Jahres 1945 (wer hätte es bei diesem Titel gedacht? ;-)). Kurz vor Kriegsende besetzen amerikanische Truppen die Stadt, was bereits mit Flugblättern angekündigt wurde, und requirieren noch intakte Wohnungen. Um die angespannte Stimmung ein wenig zu lockern, verteilen die G.I.s etwas Schokolade. Dabei lernt der US-Sanitäter Daniel die junge und bildschöne Münchnerin Konstanze kennen. Der Anfang einer Liebesgeschichte… also vielleicht, so genau weiß man das als Leser noch nicht und kann es eigentlich nur erahnen, weil der Verlag „Schwarzer Turm“ (Link) groß „packende Lovestory“ drauf schrieb. Denn im drei Kapitel und insgesamt 64 Seiten umfassenden Auftaktband passiert in diese Richtung noch nicht wirklich viel. Stattdessen werden die beiden Protagonisten, die in hier noch weitestgehend unabhängig voneinander agieren, eingeführt. Daniel noch etwas kurz und oberflächlich, Konstanze dafür ausführlicher mitsamt einem wichtigen Handlungsstrang rund um den im Krieg vermissten Cousin Roman. Wobei sie für mich allerdings, genauso wie die historisch hinlänglich bekannte Gesamtsituation, gern noch ein wenig mehr Tiefe haben dürfte. Man glaubt beim Lesen der Geschichte dann doch zu merken, dass die Nachwuchsautorin Sabrina Schmatz noch ein wenig das richtige Erzähltempo und die richtige Gewichtung der einzelnen Handlungsebenen sucht. Was die Künstlerin aber bereits hervorragend kann, ist es die Geschichte grafisch umzusetzen: Die in einem Bleistiftskizzen-Stil mit ganz leichtem Manga-Touch gehaltenen Bilder wirken ungemein atmosphärisch und lebendig. Gerade die Figuren sind einfach wundervoll gezeichnet. Erwähnenswert ist zudem, dass einige Dialoge (gerade wenn sich die Amerikaner miteinander unterhalten) in englischer Sprache sind. Der Weimarer Verlag „Schwarzer Turm“ hat die Geschichte in einer druckqualitativ sehr guten Klappbroschur-Ausgabe für gerade mal 8 € veröffentlicht. Fazit: „München 1945: Die Befreier“ hat als Auftaktband der Lovestory-Reihe zwar noch einige Kinderkrankheiten was die Geschichte betrifft, gleichzeitig aber auch eine ganze Menge an Potential. Bereits jetzt bin ich aber ein großer Fan des Zeichenstils, sodass ich mich schon sehr auf den im September erscheinenden, zweiten Band freue :-)
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