Kurze, in sich abgeschlossene Geschichten (also „OneShots“) mag ich ja generell sehr gern, gerade wenn es um Rollenspiel-Abenteuer geht. Noch viel lieber mag ich sie aber bei Superhelden-Comics, da diese meistens nicht so mit dem Metaplot verästelt sind, dass man für das Verständnis noch zwanzig andere Heftserien lesen muss. Folglich ging ich an die „One Bad Day“-Oneshots auch mit einer positiven Grunderwartung heran, welche vorgestern bei „One Bad Day: Pinguin“ (Link) auch deutlich bestätigt wurde. Doch nach dem Hoch folgt sogleich das Tief... Ex-Staatsanwalt Harvey Dent a.k.a. Two-Face hat die Verbrechensmetropole Gotham viele Jahre lang in Angst und Schrecken versetzt. Aber nicht nur Batman selbst glaubt an das Gute im Menschen, weshalb sich der durch einen Säureanschlag verunstaltete Protagonist rehabilitieren darf. Also alles gut? Erst einmal ja, doch dann steht der 88. Geburtstag von Dent Senior an, an dessen Organisation Harvey beteiligt ist. Er erhält einen Drohbrief, den er selbst als Staatsanwalt nicht zurückverfolgen kann, sodass nun Batman die schwierige Aufgabe übernimmt, für die Sicherheit der Familie Dent zu garantieren... Mit bleibt nun leider nichts anderes übrig, als einen fetten Spoiler rauszuhauen, da meine Kritik ansonsten nicht nachvollziehbar ist. Daher seid gewarnt und springt zum Fazit weiter... Okay, alle weg? Auch Batman findet nicht heraus, wer denn der Übertäter war, bis sich Two-Face selbst auf der Geburtstagsfeier zu erkennen gibt! Denn die Harveys dunkle Seite war nie weg, sie hatte sich nur verborgen! Warum? So richtig erfährt man das nicht, der Comic lässt aber Interpretationen hinsichtlich einer gestörten Vater-Sohn-Beziehung zu, da Two-Face seinem Vater sein eigenes Schicksal nachempfinden lässt... Hier wäre schön gewesen, wenn die preisgekrönte Autorin Mariko Tamaki die 76 Seiten des Comics genutzt hätte, um mehr auf die Hintergründe und Charakterzeichnung einzugehen. Stattdessen plätschert die Geschichte vor sich hin, da erst die Drohbriefermittlungen ins Leere laufen und da dann das actionreiche Finale vor allem daraus besteht, möglichst großformatige Zeichnungen zu präsentieren. Die sehen zwar ganz hübsch aus, da will ich gar nicht meckern, aber ein wenig mehr Handlung wäre toll gewesen :-( Ich hatte mitunter den Eindruck, als wäre das hier kein ganz besonderer OneShot-Sonderband, sondern eher eine reguläre Kurzgeschichte mitten aus einer laufenden Heftreihe – Und wenn es nicht so viele großformatige Zeichnungen & Splashpages gegeben hätte, hätte die Geschichte da auch problemlos in so ein Heftchen reingepasst... Sehr schade, weshalb ich die Investition der 18 €, welche „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) für das Hardcover haben möchte, nur beinharten Batman-Fans empfehlen kann. Fazit: Keine Vollkatastrophe, aber nachdem die bisherigen Titel der „One Bad Day“-Reihe wirklich abgeliefert haben, wirkt „Batman: One Bad Day: Two-Face“ (Link) nun umso schwächer.
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