Was wären Rollenspiele nur ohne ihre SupporterInnen? Sie stehen an vorderster Front, wenn es darum geht, ein neues System bekannt zu machen oder aber auch, um Feedback an die Autoren weiterzuleiten. Schon lange wollte ich ein Interview zu diesem interessanten Thema führen. Gefunden habe ich als Gesprächspartnerin Lena Geibig, welche sicher schon einige Leser auf Conventions im süddeutschen Raum angetroffen haben. Sie promoted das deutsche Indie-Endzeit-RPG "NoReturn" (Link) und ließ mich an ihren Erfahrungen teilhaben :-) Hallo Lena, stell Dich doch bitte kurz den Lesern vor.
"Hallo zusammen, ich heiße Lena, bin 25 Jahre alt, Frauchen von einem Hund und Dienerin von 3 Katzen. Ich spiele noch nicht all zu lange Pen and Paper, knapp 2 Jahre. Ich habe selbst mit "NoReturn" angefangen und inzwischen auch schon in einige andere Systeme reingeschnuppert."
Wie kamst Du zum Hobby und ganz speziell, wie kamst Du zu "NoReturn"?
"Ich habe schon immer gern Geschichten geschrieben und das auch mit einem Gegenpart, sodass man quasi eine interaktive Geschichte hat. Und dann meinte mal ein Freund zu mir ich soll mir doch mal Pen and Paper-Rollenspiele ansehen. Ich hab dann nach Gruppen geschaut und es hat sich so durch Zufall ergeben, dass ich Manni (Manfred Altenschmidt, den Chefentwickler von "NoReturn") kennen gelernt habe und dann auch gleich eine der Betatesterinnen werden durfte in Frankfurt. So war mein Start als Rollenspielerin und gleichzeitig für mich der von "NoReturn"."
Was gefällt Dir an diesem System besonders?
"- Es ist einsteigerfreundlich, durch 100 verschiedene Charaktereigenschaften die in Justice Points/JP (sozusagen „positive“ Eigenschaften) und Chaos Points/CP (die „negativen“ Eigenschaften) unterteilt sind, und die immer 3, 4 Sätze enthalten um zu beschreiben wie es aussehen könnte, wenn ich folgende Charaktereigenschaft für meinen Charakter wähle. Auch wenn ich mich entscheide, meinem Charakter eher böse Eigenschaften zu verleihen, gibt das keine Mali - Beide Seiten der Charaktereigenschaften haben zum Teil kleine Vorteile. So bekommt man z.B. für eine Chaos-Charaktereigenschaft wie geizig einen Boni auf Verhandeln, wähle ich z.B. einfühlsam erhalte ich einen Boni auf Menschenkenntnis. Dadurch haben wir eine positive Feedbackschleife aufgebaut. Wenn ich meine am Anfang gewählten Charaktereigenschaften gut ausspiele, erhalte ich am Ende zusätzlich weitere Erfahrungspunkte. Zudem verteilt der SL am Ende je nach Verhalten des Charakters JP und CP. Ich kann für ein und dieselbe Aktion auch einen JP und einen CP erhalten. Diese Punkte kann ich dann einlösen um mir weitere Charaktereigenschaften anzueignen und somit im Endeffekt mehr EP zu erhalten. - Man ist KEIN Held, ich kann mal ganz locker flockig einen völlig kranken Psychopathen spielen, aber auch ganz nett und hilfsbereit sein. Man bekommt keinen Mali auf “böses“ Spiel. - Ein schnelles, effektives Kampfsystem: Kein ewiges Würfeln der Initiative, wer was sagt der tut es. Ich brauche auch keine gefühlten zehn Runden bis ich endlich mal einen Schuss abgeben kann, sondern kann in einer Kampfrunde zwei Aktionen durchführen. Ein kleines Beispiel: Ich laufe mit schon gezogener Waffe durch die Gegend, es kommen zwei Gegner auf mich zu. Aktion 1: Ich schieße 2x auf den einen Gegner. Aktion 2: Ich wechsle den Gegner (was einen Mali gibt, da es ein neues Ziel ist) und schieße noch 3 Schuss auf den anderen Gegner. "NoReturn" lässt einem auch viele Freiheiten was die Wahl der Waffen betrifft. Ich hatte es mal z.B. dass ich in einem anderen RPG ein Küchenmesser hatte. welches ich gegen meinen Gegner werfen wollte. Das wäre regeltechnisch nicht gegangen, da eine solche Situation nicht beschrieben war. Bei "NoReturn" macht man es einfach, würfelt man gut dann herzlichen Glückwunsch :-) Dann hat man getroffen und Schaden gemacht. - Keine festgefahrenen Spezies: Ein Adivasi darf nur dies und ein Mutant darf nur das... Nein! Ich kann das womit ich meinen Charakter am Anfang ausstatte. - Wo ich gleich beim nächsten Punkt bin, der mir gefällt. Es wird bei der Charaktererschaffung nichts dem Zufall überlassen. Ich verfüge über einen Generierungspunkte-Pool (GP) und diesen kann ich voll ausschöpfen wie es mir gefällt. Nichts mit würfeln oder Zufällen. Ich habe das Können meines Charakters selbst in der Hand, kann ihn also spezialisieren oder zum Allrounder machen."
Warst oder bist Du auch an der Entwicklung des Spiels beteiligt?
"Ja, zum Teil. Ich war nicht von Anfang an dabei, "NoReturn" wird schließlich seit 17 Jahren entwickelt. Immer wieder ist es überarbeitet und verbessert worden. Aber ich habe mich ein wenig einbringen können (und tue es noch), indem ich als Betatesterin neue Denkanstöße gegeben und bei ein paar Rubriken geholfen habe, indem ich Grundtexte schrieb, die dann überarbeitet wurden und ins Regelwerk kamen."
Wie kam es, dass Du für dieses Nischensystem Supporterin wurdest?
"Ich habe über meine Zeit als Betatesterin eine enge Freundschaft zu Manni aufgebaut und war recht schnell Feuer und Flamme was "NoReturn" betrifft. Obwohl ich gestehen muss, anfänglich Bedenken gehabt zu haben. da ich nie der Endzeitfan war. Da kam in meinen Kopf direkt Zombies & Nukleare Katastrophe... Mag ich nicht. Aber als ich dann meine Streetfighterin zu basteln angefangen habe und die Welt um "NoReturn" besser kennengelernte, war ich voll infiziert. Ich finde das System toll, die Ideen dahinter und bin der Meinung, dass ein solches, privat finanziertes Projekt ohne Verlag dahinter unterstützt werden sollte."
Was braucht man dafür, eine gute Supporterin zu sein?
"LEIDENSCHAFT - Man sollte voll und ganz hinter dem Projekt stehen welches man supportet. Natürlich macht es auch Sinn das Spiel selbst zu kennen und zu spielen. Aber am wichtigsten ist, dass man von dem was man bewirbt überzeugt ist und voll und ganz dahinter steht."
Wie läuft für Dich so ein Supporter-Tag auf einer Con ab?
"Ich fahr ganz früh los, damit ich pünktlich zum Einlass für die Aussteller da bin. Hab am Abend zuvor meinen ganzen "NoReturn"-Kram gepackt (das sind mittlerweile 3 größere Kisten, mein treuer Begleiter die Schaufensterpuppe Sam, meine Rollenspieltasche mit unzähligen "NoReturn"-Würfeln, Beispielcharakteren, Lageplänen usw. für die Proberunden). Dann baue ich alles auf, Tarnnetz auf den Tisch oder hinter mich an die Wand. Sam aufstellen, anziehen und bewaffnen, Tisch dekorieren, Munitionsbox mit Bonbons aufstellen, Bilder aufhängen... Unsere Stände werden mit viel Liebe zum Detail aufgebaut. Bei meiner letzten Con, der "Main Würfel Con" in Würzburg, hatte ich von zwei lieben Freunden Unterstützung. Einmal René am Stand und Sue, die für mich die Rollenspielrunden geleitet hat. Sie spielt mit mir auch schon eine Weile "NoReturn" und auch wenn ich am liebsten alles allein machen würde... ich kann mich ja nicht teilen und muss Dinge abgeben :-D Dann nach dem Einlass geht es los: Besucher über "NoReturn" informieren,das heißt ich erzähle unzählige Male dasselbe indem ich die Grundstrukturen erkläre, Spezies, Würfelsystem, Regierung... Und natürlich will ich die Besucher auch gern davon überzeugen dass sie zumindest mal an einer Proberunde teilnehmen um das System kennen zu lernen. Je nachdem, wenn es eine mehrtägige Con ist, zieh ich mich dann spät abends zurück um am nächsten Tag wieder fit zu sein. Ansonsten wird spät am Abend zusammen gepackt, alles eingeladen und dann geht es nach Hause zum entspannen und um die Ruhe zu genießen. Gespannt bin ich auf die RPC in Köln, an der wir dieses Jahr erstmals teilnehmen. Das wird eine Herausforderung werden. Manni wird da auch mit dabei sein, ebenso ein paar weitere Leute der DEV Crew."
Und wie ist die Resonanz der Con-Besucher auf das System?
"Durchweg positiv. Angemerkt wird häufig dass es schade ist, dass noch keine Abenteuer da sind, die man spielen kann. Aber daran wird fiebrig gearbeitet. Viele schätzen es, dass sie auch nachdem das Grundregelwerk auf den Markt gekommen ist, am Projekt "NoReturn" mitwirken können. Zum einen haben wir ein "Lebendiges Regelwerk" (Link), zum anderen kann man uns auf Patreon mit einer kleinen Spende ab 2$ (Link) unterstützen. Dies natürlich nicht ohne einen kleinen Vorteil: Man kann sich dann einbringen, indem man Vorschläge in die Tombola gibt wie z.B. neue/andere Waffen. Es wird dann am Ende jedes Monats ausgewürfelt, welche Idee ausgearbeitet wird. Diese wird dann so umgesetzt dass man damit spielen kann. Neu kamen nun z.B. Bögen und Pfeile dazu. Oder weitere Mutationen..."
Ich danke Dir für das Interview und hoffe, hierdurch noch ein paar Con-Besucher auf deinen Stand aufmerksam zu machen :-) Dazu verweise ich meine LeserInnen auch noch gern zur Homepage (Link) und Facebook (Link). Und zuletzt, wenn dieses Interview das Interesse am System geweckt hat, empfehle ich noch folgende Rezension (Link) meines Kumpels Nico.
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