Der kleine Augsburger Verlag „Bunte Dimensionen“ darf in Deutschland - auch wenn sie eine große thematische Breite haben - wohl als führende Größe in Sachen Kriegscomics bezeichnet werden. Einiges davon geht deutlich in die Pulp-Richtung (aktuell beispielsweise „Die Eisendivisionen“), doch auch realhistorische Comics finden sich im Portfolio. Die dreiteilige Miniserie „Bomb Road“, welche sich mit dem Vietnam-Krieg aus Sicht eines amerikanischen Piloten befasst, passt da natürlich perfekt ins Verlagsprogramm. Die Miniserie dreht sich um das Leben des 68 Jahre alten Marine Corps-Piloten Bradley „Redneck“ Townsend, welcher, sich im Ruhestand befindend, einen neuen Adjutanten zugewiesen bekommt. Dieser soll Townsend eigentlich helfend zur Hand gehen, darf sich stattdessen aber bei einem Gläschen Cognac dessen Lebensgeschichte anhören...
1. Im Auftaktband Da Nang (Link) lernt der Leser, nach einem kleinen Exkurs in seine Kindheit, den zum „F-4 Phantom“-Piloten ausgebildeten Townsend kennen. Dieser ist Mitglied der legendären „VMFA-314 Black Knights“-Staffel und fliegt 1967 von Südvietnam aus zahllose Bombeneinsätze. Dabei entkommt er häufig nur sehr knapp gefährlichen Situationen, während einige seiner Kameraden nicht so viel Glück haben...
2. Als Hitzkopf, wie er nun mal einer ist, eckt Townsend nach dem Verlust seines Kameraden Pete am Ende des ersten Teils immer öfter an. Eine Aussprache eskaliert, sodass er 1969 nach Chu Lai (Link) strafversetzt wird. Dort spielt er erneut den Helden, sodass er trotz erfolgreicher Einsätze auf dem Karriere-Abstellgleis landet. In einer Parallelerzählung wird kurz das Schicksal von Pete weiterverfolgt, der in einem laotischen Kriegsgefangenenlager dahinvegetiert.
3. Im Abschlussband Yankee Station (Link) scheint sich das Glück für Townsend 1972 endlich wieder zum Guten gewendet zu haben: Er darf, wenn auch als Gast bei der Navy, wieder fliegen. Zudem wird sein im ersten Band abgeschossener Kamerad Pete gerettet und er findet sogar eine Freundin. Doch dann wird er selber abgeschossen...
Tja, jetzt konnte ich eigentlich gar nicht so viel über die einzelnen Bände schreiben. Denn um ehrlich zu sein, mehr gibt storytechnisch nicht zu berichten! Abgesehen von kleineren Story-Schlenkern (zuvorderst die Parallelhandlung um Pete, welcher sich als roter Faden durch die Trilogie zieht) spielt sich das ganze Leben des Bradley „Redneck“ Townsend im abgeschotteten Mikrokosmos des Militärstützpunktes und im Cockpit der F-4 ab. Gefühlte zwei Drittel (vielleicht sogar drei Viertel?) der Comics befassen sich mehr oder minder direkt mit Kampfhandlungen, welche sich naturgemäß ziemlich ähneln (es gibt halt nicht so viele Varianten, wie man Bomben abwerfen kann :-P). Dabei fokussiert sich die Geschichte ausschließlich auf den Protagonisten und lässt sämtliche Nebendarsteller kaum mehr als Statisten sein. Hierdurch wird dem Leser das Schicksal der Figuren irgendwie egal, denn Townsend kann als Erzähler im Stile von "Papas Geschichten von früher" ja nicht sterben und die restlichen Personen sind halt gleich wieder vergessen. In zwei Situationen fällt dies besonders negativ auf: Zum einen wirkt die unglaubwürdige Liebesgeschichte hastig übers Knie gebrochen. Und zum Anderen versteht der Leser auf einer emotionalen Ebene nur schwerlich, warum Townsend nach dem Absturz von Pete so dermaßen am Rad dreht, bei anderen verlorenen Kameraden aber nicht. Aber hey, sind wir ehrlich, die „Bomb Road“-Comics sind keine Charakterdramen, sondern ganz klassische Kriegsgeschichten im Stil der 50er Jahre. Kritische oder wenigstens irgendwie reflektierende Zwischentöne gibt es nur sehr wenige, sie wirken wie ein Feigenblatt – Hier wird die Ästhetik und Schönheit fliegender Kriegsmaschinen zelebriert, ein echter Kampfflugzeug-Porno ;-) Und DAS machen die Comics einfach großartig. Dynamische Luftschlachten, detaillierte Zeichnungen, zerfetzende Explosionen, dramatische Bodengefechte, inhaltliches Fachwissen – Es fällt dem Leser wirklich schwer, sich dieser Faszination zu entziehen. So ein wenig erinnert mich die „Bomb Road“-Trilogie an eine Vietnam-Variante des Actionfilms „Top Gun“ ;-) Die Präsentation ist einfach stimmig und atmosphärisch! Die Zeichnungen, gerade auch von technischem Gerät, sind detailliert und sehr nett anzuschauen. Lediglich die Gesichter finde ich nicht immer gelungen, aber das könnte auch an der Kolorierung liegen, welche gegen die Illustrationen etwas abfällt. Gelungen ist auch wieder die Druckqualität der „Bunten Dimensionen“ (welche mir dankenswerterweise Rezensionsmuster zur Verfügung stellten), sodass die 14 € für jeweils 48 Seiten starke Hardcover in Ordnung gehen. Fazit: Vorneweg, ich meine das jetzt keinesfalls despektierlich: Die „Bomb Road“-Trilogie (Link) ist nichts anderes als ein Kampfflugzeug-Porno! Aber trotz aller Kritik ein wirklich sehr unterhaltsamer :-D Wer sich primär für Flugzeug-Action oder den Vietnam-Krieg interessiert, muss hier unbedingt zugreifen!
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