Mit „Wir werden nichts über ihre Weiber sagen“ beendet der renommierte „Splitter Verlag“ seine Revolutionstrilogie „Auf die Barrikaden!“ rund um die starken Frauen der Pariser Kommune (Diktatur des Proletariats vom 18.3. - 28.5.1871). Der finale dritte Band befasst sich dabei am Beispiel des jungen Hausmädchens Marie mit der Frage, wie sich die politisch bis dato unterdrückten Frauen radikalisieren konnten und wie es ihnen nach der Niederschlagung des Aufstandes erging. Die Geschichte der Radikalisierung von Marie Bréban beginnt schon im Jugendalter. Sie arbeitet zu dieser Zeit für den autoritären Colonel Jeaujard, zu dessen intellektueller Tochter Eugénie sie eine Freundschaft entwickelt hat. Als diese jedoch von ihrem Geliebten, dem Buchbinder Edouard Lefort, schwanger wird, schiebt ihr Vater sie in ein Kloster ab. Marie wird daraufhin immer aufsässiger und verliert ihre Anstellung... Zur Zeit der Pariser Kommune schließt sie sich dem revolutionären Frauenbund als Krankenschwester an und hilft bei der Befreiung eben jenes Klosters, in welchem Eugénie noch immer gefangengehalten wird. Diese hat ihr Kind verloren und ist geistig so sehr geschädigt, dass sie außer einem ebenso furchterregenden wie permanenten Lachen keinen Ton mehr herausbekommt. Als Marie dann auch noch vom ebenfalls für die Kommune kämpfenden Edouard, mit welchem sie ein kurzes Techtelmechtel beginnt, enttäuscht wird, beginnt sie sich vom Hass getrieben zu radikalisieren, dabei geht sie auch über Leichen. Wer einen der anderen beiden Trilogie-Teile gelesen hat oder sich generell mit Geschichte auskennt, weiß dass der Kampfeswille von Protagonistin Marie, Elisabeth Dimitrieff (die Hauptfigur des Trilogie-Auftakts (Link), welche hier nur einen kurzen Gastauftritt hat) und dem Frauenbund nicht ausgereicht hat – Die Pariser Kommune wird besiegt, mehrere Zehntausend Männer und Frauen müssen sich vor Gericht verantworten. So auch Marie, welche mach der Niederlage nun erkennen muss, dass nicht nur alte Feinde wie Colonel Jeaujard an ihr Rache nehmen, sondern sie auch von ehemaligen Verbündeten, die ihre eigene Haut retten wollen, verraten wird. Desillusioniert, aber trotzig, fügt sie sich ihrem Schicksal... Die 56 Seiten umfassende Graphic Novel „Auf die Barrikaden! #3 Wir werden nichts über ihre Weiber sagen“ präsentiert ihre Geschichte rund um die Radikalisierung von Marie in den Wirren der Pariser Kommune in der Form eines episodenhaft erzählten, fünf Akte umfassenden Dramas. Dabei bleibt die Geschichte ganz dicht an der Protagonistin (so man die radikale Marie denn als solche bezeichnen möchte, aber unabhängig davon, wie man sie einordnet, fällt es ungemein schwer als Leser eine Sympathie für sie zu entwickeln), deren persönlicher Wandel von der unbedarften, irgendwie naiven Mitläuferin zur über Leichen gehenden Radikalen durchaus nachvollziehbar erscheint, wenn dies auch durch die episodenhafte Erzählweise an einigen Stellen zu abrupt wirkt. Die Nebenfiguren dagegen bleiben durchweg blass, ihre Funktion beschränkt sich dabei eher auf die von Handlungsauslösern, mit denen Marie im Sinne der Geschichte funktionale Dialoge hält – Im letzten Akt dieses Dramas, welches knapp ein Drittel des Comics ausmacht, spricht sie gar überhaupt nicht mehr, dafür wird umso mehr über sie gesprochen. Dabei ist ausgerechnet dieses Drittel das wahre Highlight: Dabei ist sogar eher sekundär, dass hier all die vorherigen Episoden zusammenlaufen. Primär überzeugt dieser fünfte Akt dadurch, dass er die damalige Einordnung der Geschehnisse aufzeigt und so einen hervorragenden Abschluss für die gesamte Reihe bildet. Allein deswegen muss man den Comic eigentlich schon kaufen ;-) Wie die anderen beiden Teile der Trilogie kostet das 56 Seiten umfassende Hardcover akzeptable 14,80 €. Dafür gibt es die gewohnt gute Druckqualität vom „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), welche die handwerklich gut gemachten Zeichnungen angemessen präsentiert. Ich will aber nicht verleugnen, dass ich persönlich den Zeichenstil des Auftaktbandes dem Thema wesentlich angemessener fand, aber das ist natürlich Geschmackssache :-P Fazit: „Auf die Barrikaden! #3 Wir werden nichts über ihre Weiber sagen“ (Link) ist eine durchaus gute Graphic Novel, welche als Einzelausgabe betrachtet aber hinter dem grandiosen Auftaktband „Die geheimnisvolle Gräfin“ (Link) in sämtlichen Punkten (Optik, Storytelling, Spannung) zurücksteht. Als letzter Band der Trilogie ist sie jedoch, gerade auch durch die historische Einordnung des Aufstandes im letzten Buchdrittel, ein würdiger Abschluss.
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