Die Dalton-Brüder Bob, Grat, Bill und Emmet zählen zu den bekanntesten und gefährlichsten Gaunern des Wilden Westens. Vielen Lesern ist der Name sicher aus den „Lucky Luke“-Comics ein Begriff, doch wird da naturgemäß ein Zerrbild gezeichnet, welches den kriminellen Brüdern nicht gerecht wird. Mit der zweiteiligen Serie „Die Daltons“ aus der Feder von Olivier Visonneau bringt der im Western-Genre nicht unbewanderte „Splitter Verlag“ nun eine – man kann es fast schon so formulieren – kritische Würdigung ihres tragischen Lebens heraus, welche den Werdegang vom Gesetzeshüter zum Gangster nachzeichnet. „Die Daltons #1 Der erste Tote“ beginnt seine Handlung interessanterweise am Ende der Geschichte. Indem er den misslungenen (und für einige von ihnen tödlichen) Doppelbankraub im Oktober 1892 in Coffeyville als Ausgangspunkt der Geschichte nimmt, wirft dieser Auftakt die Frage auf, wie es nur soweit kommen konnte? Denn immerhin waren die Brüder mal alle mehr oder minder aufrichtige Gesetzeshüter, trotz ihres schwierigen familiären Hintergrundes (Großfamilie, Armut, Vater Alkoholiker). Doch als der verdiente Lohn ausbleibt kommen sie ins Umfeld zwielichtiger Gestalten, mit denen sie ihren ersten Raubzug starten... Die Thematik eignet sich natürlich hervorragend dafür bleihaltige, aber seichte WildWest-Action zu inszenieren. Doch diesen Fehler begeht dieser Auftaktband einer zweiteiligen Serie nicht, vielmehr verfolgt er angenehm ruhig und nüchtern, ohne Heroisierung oder Verklärung, die Entwicklung der Brüder. Dabei gelingt es der Geschichte sehr gut die Handlungsmotive der Protagonisten zu ergründen und die innerfamiliäre Dynamik glaubwürdig darzustellen. Dabei wirkt die Erzählung, aber das ist angesichts der Kürze des Bandes im Verhältnis zur Komplexität des Themas nachvollziehbar, jedoch mitunter sprunghaft und gehetzt. Trotz der primären Fokussierung auf die Entwicklung der Gangster-Brüder dürfen sich Fans von Western-Action aber über einige schön inszenierte Kämpfe freuen ;-) Nun ist „schön inszeniert“ auch die passende Beschreibung für die Zeichnungen von Jesús Alonso. Der deutlich comichafte, dafür aber überraschend authentisch wirkende Stil bringt richtig gut Atmosphäre rüber, als Leser fühlt man sich tatsächlich in den Wilden Westen zurückversetzt :-) Wirklich sehr gefällig, genauso wie die gewohnt gute Druckqualität vom „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte). Das 56 Seiten starke Hardcover kostet akzeptable 14,80 €. Fazit: Mit dem Auftaktband „Die Daltons #1 Der erste Tote“ (Link) beweist der „Splitter Verlag“ mal wieder, dass er ein gutes Händchen für WildWest-Comics hat :-)
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