OK, gestern hab ich hier im Blog schon einen Witz gemacht über Jugendliche, die ihre Zeit damit vergeuden sich an der Bushaltestelle zu besaufen ;-) Diesen mache ich nicht nochmal, aber er bietet mir eine gute Überleitung: Denn es ist eher unwahrscheinlich, eben solche Jugendliche mit "klassischer Öko-Propaganda" zu erreichen. Und da kommt der große Auftritt des ökologischen Taktikspiels „Ecogon“, welches spielerisch und quasi ganz nebenbei über heimische Tier- und Pflanzenart sowie deren Bedrohung aufklärt. Also ein echtes Bio-Bildungsspiel – Kann sowas wirklich Spaß machen? Vom Spielprinzip her handelt es sich bei „Ecogon“ um ein taktisches Legespiel, bei dem man sechseckige Karten aneinanderlegen muss. Diese sind in drei Bereich aufgeteilt: Der obere Rand gibt neben dem Namen der Karte (welche eine Tier- oder Pflanzenart repräsentiert) auch noch an, zu welcher ökologischen Kategorie sie gehört (z.B. Laub- oder Nadelbaum, insgesamt rund 20) und gegebenenfalls wie viele Punkte man für die Etablierung dieser Karte bekommt. Der untere Rand gibt an, welche ökologischen Kategorien eben diese Karte anliegend benötigt, damit sie etabliert werden kann. Und der Mittelteil der Karte ist ein ansprechend gezeichnetes Bild :-) Ziel des Spiels ist es, am Ende so viele Punkte wie möglich für die Etablierung von Tierarten zu erreichen. Dabei ist „Ecogon“ fast schon eine eierlegende Wollmilchsau, da man dieses Ziel sowohl in einem Solo-Spiel als auch kooperativ und kompetitiv erreichen kann – Je nachdem, wie viele Spieler man gerade da hat und ob man die mag :-P Aber wie läuft so ein Spiel nun ab? Nach der Spielmaterialvorbereitung (Start-Lebensraum auslegen, Kartendecks verdeckt mischen, dann zwei Naturkarten offen an jeden Spieler) geht es im Uhrzeigersinn los, beginnend mit dem Spieler der zuletzt unter freiem Himmel war – Beängstigend, dass ICH bei meiner Spielgruppe vermutlich immer der Startspieler sein werde ;-) Wer dran ist, darf eine Karte vom Naturstapel (also dem Stapel mit den 37 Tier- und 24 Pflanzenarten sowie den 18 Lebensräumen) auf die Hand ziehen und dann so viele, wie er mag, ausspielen. Dabei ist zu beachten, dass jede Tier- oder Pflanzenkarte an einen Lebensraum grenzen muss. Theoretisch kann man diese Karten nun wild aneinanderlegen, um Punkte zu generieren muss man jedoch Tiere etablieren. Dies gelingt dann, wenn dessen Bedürfnisse durch umliegende Karten erfüllt sind. Natürlich sind kleinere Tiere dabei anspruchsloser als Großwild, dafür gibt’s aber auch weniger Punkte. Beispielsweise bringt die Kreuzspinne nur einen Punkt, die ist schon mit einem Schmetterling als Snack zufrieden ;-) Das Rotkehlchen dagegen will die Kreuzspinne fressen, aber auch Früchte oder Samen. Dafür ist die Etablierung dann schon zwei Punkte wert. Eigentlich war es das auch schon mit der Grundmechanik: Ziehen, Anlegen, Etablieren. Ein wenig Würze, gerade auch wenn man gegeneinander spielt, bringen nun die Ereigniskarten. Diese thematisieren positive und negative Umwelteffekte, welche den Spielern Vorteile (z.B. Wiederansiedlung, bringt ein Lebewesen vom Ablagestapel zurück) oder Nachteile (z.B. Flächenversieglung, zerstört einen Lebensraum permanent) bringen. Werden dadurch Etablierungen zunichte gemacht, verliert der entsprechende Spieler Punkte – Umweltzerstörung eignet sich also perfekt dazu, um Gegner zu ärgern ;-) Sind alle Karten verbraucht wird abgerechnet: In der kompetitiven Variante gewinnt dann der Spieler mit den meisten Punkten, in der kooperativen Variante und im Solo-Spiel wird der Sieg dann errungen, wenn man ein stabiles Ökosystem erschaffen hat, daher doppelt so viele Siegpunkte wie gespielte Ereigniskarten erringen konnte. Auch wenn man nicht genügend Punkte hat: Gewonnen hat man schon allein durch den Erkenntnisgewinn beim Spielen. Denn ganz nebenbei erlernt man die Wechselwirkung zwischen den einzelnen Tier- und Pflanzenarten und erfährt etwas über die Bedrohung der heimischen Natur. Und, ich muss zugeben für mich als Dorfkind ist das ja eigentlich beschämend, man lernt neue Arten kennen ;-) Dies aber komplett ohne pädagogischen Zeigefinger. Ganz kann „Ecogon“ seinen Bildungsanspruch dann aber doch nicht verleugnen, sind neben dem Spielmaterial (80 Sechseck-Karten, 20 Ereigniskarten, 80 Hülsenfrüchte/Spielmarker, Spielanleitung und Quickstart-Blatt) doch auch noch zwei große Natur-Poster mit Steckbriefen der einzelnen Arten enthalten. 30 € (Link) kostet ein Exemplar, was für den gebotenen Inhalt und Spielspaß durchaus in Ordnung ist. Immerhin hat der Einmannbetrieb „Gaiagames“ hier ein sowohl von der Spielmechanik, aber besonders auch von der grafischen Umsetzung, absolut professionelles Produkt auf den Markt gebracht. Fazit: Ich gebe zu, Bildungsspiele haben für mich immer irgendwie so einen trockenen, angestaubten Nachgeschmack und heimische Ökologie ist jetzt auch nicht unbedingt sexy :-P Daher rechne ich „Ecocon“ (Link) hoch an, dass es nicht nur schafft mich für dieses Thema zu begeistern, sondern selbst mir als Dorfkind noch etwas (naja, erschreckend viel) beizubringen. Die Spielmechanik des taktischen Legespiels funktioniert, die grafische Umsetzung ist gelungen – Absoluter Geheimtipp! PS: Meinen herzlichsten Dank an Nico, welcher mir dieses Spiel schenkte. Und von dessen lesenswerten Bericht (Link) ich die Bilder klauen durfte ;-)