Mit seiner neuen Comic-Reihe „Senseï“ baut der „Splitter Verlag“ sein kleines, aber feines Portfolio an fernöstlich angehauchten Graphic Novels weiter aus. Diesmal geht es um die junge Ronin Yukio, welche im alten China zufällig in eine Mordserie hinein gerät, deren Hintergrunde bis in die höchsten politischen Kreise reichen... Der Auftaktband geht gleich auf den ersten Seiten direkt in die Vollen und zeigt den Mord an einer jungen Frau sowie anschließend die ersten Ermittlungen, welche aber eher halbherzig geführt werden – Offenbar aber nicht halbherzig genug, denn der Mörder Zhang (nebenbei der Sohn eines einflussreichen Ministers) entledigt sich des Ermittlers auf unschöne Weise... Das junge Liebespaar Kang Jie und Nuo, welches sich eigentlich nur zu einem heimlichen Stelldichein treffen wollte, beobachtet den Mord. Sie werden entdeckt, doch kurz vor knapp betritt die geheimnisvolle Ronin Yukio die Szene und rettet ihnen das Leben. Zhang kann fliehen, doch hetzt er dem nun flüchtenden Trio seine Schergen hinterher... Nachdem die Ausgangslage skizziert ist und die zentralen Figuren eingeführt wurden, was ca. ¼ des Bandes ausmacht, wird im Rest des Bandes während der Flucht der Trios fröhlich vor sich hingeschnetzelt, bevor es beim großen Finale am Hofe des Häschers (inklusive Aufdeckung von Familiengeheimnissen) zum blutigen Showdown kommt – Auf fast der Hälfte der Seiten wird gekämpft und/oder gestorben ;-) Die Geschichte dieses Auftaktbandes ist also recht übersichtlich, was sicherlich auch dem Buchumfang von 48 Seiten geschuldet ist. Auf der Strecke bleibt dabei leider vollkommen die Charakterisierung aller handelnder Figuren. Ganz schlimm hat es dabei die Protagonistin Yukio erwischt, von der man, außer dass sie sich kompromisslos an den Ronin-Kodex hält, absolut nix erfährt. Um fair zu bleiben muss man schon erwähnen, dass es sich hier um eine mehrbändige Reihe handelt und sicher in Zukunft tiefer auf diese Figur eingegangen wird, aber selbst Potential-schwangere Ansatzpunkte, wie etwa dass Yukio eine schwere Vergangenheit hatte, weiß ich nur vom Buchdeckel ;-) Da bekommen die beiden Liebenden Nuo und Kang Jie schon mehr Raum und werden als ziemlich emotionales Paar gezeigt, wobei ihre Gefühle auch mal rasch von Liebe auf Hass umschlagen und wieder zurück. Antagonist Zhang sowie sein Minister-Papa bleiben dagegen ebenso blass wie Yukio, gerade Zhang fehlt jegliche Handlungsmotivation – Ein in einem Nebensatz erwähntes „Er war schon immer sadistisch“ reicht mir persönlich nicht als Beweggrund für einen Serienmörder :-( Aber oh Wunder! Die Geschichte funktioniert trotzdem! Der schon mehrfach in fernöstlichen Gefilden schreibende Autor Di Giorgio war klug genug, eine in sich abgeschlossene Handlung zu präsentieren, die man auch problemlos als Einzelband lesen kann. „Senseï: Die Schule der einsamen Wölfe“ ist dann einfach eine nette Episode, welche zweifelsohne spannend und unterhaltsam ist, wenn sie auch das Potential der Reihe (Stichwort: Blasse Protagonistin) kaum verdeutlicht. Vom Gefühl her hätte ich eher auf eine Füller-Episode getippt anstatt auf den Auftakt einer großen Geschichte – Ich bin gespannt, wie viele Leser der Reihe treu bleiben. Dabei wünsche ich „Senseï“ nur das Beste, denn ich wurde nicht nur gut unterhalten, sondern war auch sehr von den Zeichnungen angetan. Die Illustrationen gehen zwar eher nur „in Ordnung“, doch zusammen mit der Kolorierung transportieren sie stets die passende Atmosphäre :-) Zudem hat der „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat) wieder tolle Druckqualität abgeliefert, sodass 14,80 € für ein 48 Seiten umfassendes Hardcover akzeptabel sind. Fazit: Gleich vorneweg: Spannend und unterhaltsam! Jeder Fan fernöstlicher Geschichten kann sich die Graphic Novel bedenkenlos anschauen. Gerade als für sich stehender Einzelband funktioniert „Senseï: Die Schule der einsamen Wölfe“ (Link) wirklich gut, als Auftaktband einer ganzen Reihe jedoch verschenkt er dank unfassbar blasser Prota- und Antagonisten leider zu viel Potential.
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