Ein wenig Ironie zum Einstieg: Was unterscheidet Felix A. Münter von „normalen“ Autoren? Wenn „normale“ Autoren bei mir 82 % für ihr Buch bekommen, dann ist das ein riesiges Lob. Wenn Felix A. Münter, wie kürzlich bei seinem Steampunk-Krimi „Vita“ geschehen, diese Wertung bekommt, ist das schon ein Grund zur Besorgnis :-P Entsprechend gespannt war ich auf „All about the Money“, seinem ersten Thriller, welcher zudem – Münter-untypisch – gänzlich ohne SciFi- und Fantasy-Elemente auskommt. Würde der literarische Tausendsassa wieder zu alter Form zurückfinden? „All about the Money“ spielt ein Jahr nach Beginn der letzten großen Finanz- und Immobilienkrise. Lucas Townsend, ein als dienstunfähig ausgemusterter US-Soldat, welcher sich mit Frau und Kindern sein eigenes kleines Vorstadt-Idyll in Florida aufgebaut hat, hat sich finanziell übernommen. Zu viele unbezahlte Rechnungen, zu wenig Einkommen – Am Ende sind erst der Job, dann die Familie und zuletzt auch das Haus weg. Townsend ist auf dem absoluten Tiefpunkt, als er sich das Blatt scheinbar wieder zu seinen Gunsten wendet: Auf einer gestrandeten Yacht entdeckt er nicht nur ein Massaker, sondern auch drei Koffer voller 100$-Noten. In einer Kurzschlussreaktion nimmt er das Geld einfach mit, ohne darüber nachzudenken, wem das denn wohl gehören könnten... Ohne zu Spoilern: Das Geld gehört einem wichtigen Kontaktmann verschiedener Drogenkartelle, welcher nun alles daran setzt, sein Eigentum zurückzufordern. Zudem gerät Townsend ins Visier der US-Bundesbehörden, die seine dilettantischen Spuren auf der Yacht missdeuten und ihn mit dem Massaker in Verbindung bringen. Während er nun also sowohl von den guten als auch von den bösen Jungs gejagt wird, versucht Townsend sein aus den Fugen geratenes Leben wieder in den Griff zu bekommen... „All about the Money“ ist zuvorderst ein ausgesprochen geradliniger und vorwärts strebender Action-Thriller. Die Entwicklung der Handlung schreitet zügig voran, sie entfaltet dabei einen ungeahnten Sog, sodass man das Buch wirklich nicht mehr aus der Hand legen will :-) Dabei ist der grundlegende Handlungsaufbau nicht übermäßig komplex, vielmehr wähnt man sich die literarische Entsprechung eines typischen B-Movies zu konsumieren. Dass diese Geschichte dabei so gut funktioniert, liegt am – wie immer – gelungenen Schreibstil des Autors: Er schafft es, das Erzähltempo hochzuhalten und die seltenen Story-Twists effektvoll zu platzieren. Außerdem bereitet er die Handlung mit Bedacht vor, stellt sie sozusagen auf ein stabiles Fundament: Das erste Drittel des Action-Thrillers ist ein noch verhältnismäßig geruhsamer, aber intensiver Auftakt, welcher die wichtigsten handelnden Figuren sowie das allgemeine Setting hervorragend einführt. Ich möchte fast behaupten, von allen ersten Dritteln, die Felix A. Münter je geschrieben hat, ist dies das beste erste Drittel ;-) Womit wir bei den handelnden Figuren sind: Die – für einen so geradlinigen Thriller erst überraschend spät vorhersehbare – Handlung dreht sich nahezu ausschließlich um Lucas Townsend, welcher glaubwürdig charakterisiert wird und durchaus nachvollziehbar agiert. Als Leser entwickelt man schnell Sympathien für den Protagonisten, der im Prinzip nicht mehr als ein Opfer der Umstände ist, und fiebert daher bis zum Ende hin mit ihm mit. Auf die Nebenfiguren geht der Autor dagegen nicht tiefer ein, sie sind nur Mittel zum Zweck für den weiteren Verlauf der Handlung. Lediglich der (nur am Anfang) recht unsympathische US-Bundesagent Byrns bekommt überhaupt genug Platz, um mehr als ein Stichwortgeber zu sein. Fazit: Mit „All about the Money“ (Link) findet Felix A. Münter wieder zu alter Stärke zurück. Das erste Drittel ist hervorragendes, der Rest dann immer noch wirklich gutes literarisches Popcorn-Kino. Selten habe ich mich so schwer getan, ein Buch wieder aus den Händen zu legen, denn wenn man einmal anfangen hat, will man nicht mehr aufhören :-) 85 % sprechen da eine ganz deutliche Sprache ;-) Für aktuell läppische 1,49 € ist das gut lektorierte, knapp über 200 Seiten starke eBook vom „Papierverzierer Verlag“ ein absoluter Kauftipp!
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