Der Antiheld Hellboy zählt, nicht nur in meinem Freundeskreis, zu den ikonischten und beliebtesten Comicfiguren überhaupt. Da lagen natürlich Begeisterung und Bestürzung eng beieinander, als der mittlerweile - dank des legendären Schwertes Excalibur - zum König von England aufgestiegene Protagonist zur Rettung der Welt starb (“Hellboy 12: Der Sturm“ (Link)). Doch Totgesagte leben bekanntlich länger ;-) In „Hellboy #13: Abstieg zur Hölle“ (Link) machte er in seiner alten Heimat, der Hölle, im Prinzip genau da weiter, wo er auf Erden aufgehört hatte: Er haute allen Fieslingen aufs Maul :-D Letztendlich tötete er sogar Satan höchstpersönlich... Nachdem nun das ultimative Übel getilgt wurde, stellte sich die Frage: Wie würde dies die Hölle verändern? Wie würde die Geschichte rund um den teuflischen Helden enden? Und kann man das eigentlich noch toppen? Um gleich mal die letzte Frage zu beantworten: Ja, man kann den Tod des Teufels noch toppen! Allerdings anders, als man denken würde. Denn anstatt noch weiter an der Action-Spirale zu drehen, setzt Altmeister Mike Mignola in den finalen fünf Ausgaben der „Hellboy in Hell“-Serie auf einen ruhigen, fast schon meditativen Ausklang, welcher zurückliegende Handlungsfäden vergangener Geschichten zu einem würdevollen Ende führt... Der abschließende Sammelband beginnt mit einer kurzen Rekapitulation der Ereignisse durch die Hexe Baba Yaga, welche ihren ungläubigen Kreaturen berichtet, dass Hellboy dem Satan die Kehle durchgeschnitten hat. Was dazu führt, dass sich nun die höllischen Sklaven gegen ihre Herren wenden, während das sprudelnde Blut des Satans die Feuer der Hölle löscht (womit gleich noch eine Frage der Einleitung beantwortet wäre :-)). Auf seiner nun ziellos wirkenden Reise trifft der tote Protagonist verschiedene neue (z.B. Mr. Dean & Mr. Jenks, welche eine Karte der Hölle zeichnen wollen) und alte (z.B. den Vampir von Prag sowie seine Exfrau) Bekannte. Manche davon helfen ihm, sich in seiner neuen Umgebung zurechtzufinden, anderen verprügelt er in typischer Art und Weise. Dabei verkommt die Geschichte allerdings nicht zu einer Aneinanderreihung von Kampfszenen, ganz im Gegenteil treten diese Action-Einlagen - für eine solch feindliche Umgebung - sogar eher spärlich auf. Stattdessen kann man die geruhsam fortschreitende Handlung fast schon als meditativ bezeichnen. Oft wandert Hellboy auf der Suche nach seinem Ende einfach nur durch wundervoll trostlos gezeichnete Landschaften. Mehr will ich gar nicht verraten, um dem Leser nicht das würdevolle Ende zu vermiesen ;-) Mehr noch als die Handlung tragen die reduziert-surrealen Zeichnungen von Mike Mignola, welcher hier wieder in einer Doppelrolle als Autor und Zeichner fungiert, zur dicht-düsteren Atmosphäre des Abschlussbandes bei. Besonders hervor sticht dabei im zweiten von fünf Kapitel ein kurzer Einschub zum Weltenbaum, dessen nebliges Grün einen wundervollen Farbtupfer im eher schwarz-grau-roten Rest des Sammelbandes bildet. Gelungen ist zudem, dass die Toten mal in ihrer ursprünglichen menschlichen, dann plötzlich wieder in ihrer toten Form gezeigt werden (was mich im ersten Moment zugegeben verwirrt hat). Letztendlich ist es aber Geschmackssache, ob man diesen Zeichenstil mag – Wobei, sind wir ehrlich, den finalen Band der Reihe kaufen eh nur langjährige Fans des heldenhaften Teufels. Diese werden dann auch viel Freude mit den ganzen Anspielungen und Bezugnahmen auf frühere Geschichten haben :-) Der renommierte „Cross Cult“-Verlag (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) veröffentlicht Hellboys Ende in bekannter Druckqualität, sodass 22 € für ein 144 Seiten starkes Hardcover durchaus in Ordnung gehen. Neben den eigentlichen fünf Kapiteln (entspricht den letzten fünf US-Comicbänden) beinhaltet es noch ein abschließendes Nachwort vom Serienschöpfer, in der er seine Gedanken das Ende betreffend mitteilt, sowie eine sehr gute Kurzgeschichte, eine Cover-Gallerie und einige Skizzen. Fazit: Ohne große Knalleffekte verabschiedet sich mit „Hellboy #15: Die Todeskarte“ (Link) eine der wichtigsten Comic-Serien der letzten 25 Jahre überaus stil- und würdevoll. Für Fans ein selbstverständlicher Pflichtkauf, der sie nicht enttäuschen wird.
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