Mit den "GLADIUM"-Büchern gelang Markus Kastenholz eine zwar nicht überragende, aber immerhin ganz ordentliche Superhelden-/SciFi-Romanserie. Die hat es mittlerweile in kaum mehr als knapp über einem Jahr auf respektable sechs Teile gebracht. Nicht immer schrieb Autor Kastenholz dabei selbst, im vorliegenden zweiten Teil „Die Cyborgdämonin“ etwa fungiert er nur als Herausgeber und Lektor, den schreibenden Part übernahm Inka Mareila. Na, ob das der Reihe gut getan hat?
Bevor wir nun speziell zum zweiten Teil kommen, möchte ich der Verständlichkeit wegen erst einmal kurz auf die komplette Reihe und auch besonders den Vorgänger eingehen: Kennt jemand Comics? Vielleicht die „Avangers“? Oder das „Suicide Squad“? Ja? OK, wer sich jetzt gemeldet hat, kann eigentlich diesen Abschnitt überspringen. Denn im Prinzip geht es um nichts anderes in dieser Buchreihe: Die Zusammenführung und den Einsatz einer schlagkräftigen Superhelden-Truppe zur Verteidigung der Erde vor fiesen Aliens. Natürlich gelingt dies nur mit allerlei HickHack, denn die Jungs (am Anfang ein Japano-Gestaltenwandler, ein treffsicherer Super-Killer und sowas wie Iron Man mit Alien-Technologie) und Mädels (zu Beginn eine fliegende Templer-Ritterin, ein Burka-Mädchen mit kindsverehelichtem Dschinn und eine jugendliche Hexe mit Blut-Magie) müssen erst einmal vom reichsten Mann der Welt, Alexander Xandom II., von der Wichtigkeit ihrer Aufgabe überzeugt werden. Die Hauptfigur des zweiten Teils, die titelgebende Cyborgdämonin, macht eigentlich sogar freiwillig mit, wird aber auf ihrem Weg zur Rekrutierung von den „Purples“ durch eine List gefangen genommen... Das sind außerirdische Wesen, welche sich mit Hilfe von gestaltwandlerischen Cyborgs in wichtige Positionen schleichen und auch vermeintliche Gegner – wie eben Superhelden – umbringen. Soviel zum Roman-Setting :-)
Im zweiten Teil rückt das junge Emo-Mädel Crystal in den Fokus. Deren Besonderheit ist, dass sie sich in einen kampfstarken Dämonen verwandeln kann. Und das war es dann auch schon mit den Besonderheiten: Wenn sie nämlich - und das ist sie die überwiegende Zeit des SciFi-Superhelden-Horror-Mischmasch-Romans - in ihrer menschlichen Form bleibt, ist sie leider nicht mehr als eine Anhäufung von Klischees eines ausgestoßenen Emo-Mädchens: Schlechtmöglichstes Familienverhältnis (inklusive Vatertod, den sie nicht verhindern konnte), kein emotionaler oder sozialer Rückhalt, abgerutscht in eine dunkle Szene voller Freaks, bei dunklen Ritualen zur Dämonin geworden – Das ist zwar zugegebenermaßen mal nicht die typische 08/15-Superheldin (was die Reihe generell auszeichnet, bei vielen Protagonisten fragt man sich da eh ob sie nicht eher Antagonisten sind). Aber doch eine Anhäufung von Klischees und Stereotypen, welche es mir schwer machte, mich mit der Protagonistin zu identifizieren.
Wie der Buchtitel es schon ankündigt, steht Crystal als Cyborgdämonin im Fokus des Romans. Mit Basti wird zudem eine wichtige Nebenfigur eingeführt, welche leider trotz ausführlicher Beschreibungstexte dem Leser vielleicht sogar noch ein Stück weit fremder, ja eigentlich sogar egaler, wird als Crystal. Dabei leidet der, im zweiten Teil des Buches schon fast zur Hauptfigur aufsteigende und sich dabei vom Anta- zum Protagonist wandelnde Basti unter einer Vielzahl an ihm zugedachten Rollen. Er ist Crystals Love Interest, dabei noch "Purple"-Kollaborateur und zu allem Überfluss mit einem Dämonen verbunden. Natürlich war die Kindheit ebenfalls schlecht und doch entdeckt er, quasi wo er die „Purples“ schon zum Erfolg gebracht hat, sein Gewissen und läuft zu den Guten über. Achja, und den obligatorischen Heldentod stirbt er auch :-P
Die im ersten Band eingeführten Charaktere sind hier nicht mehr als Stichwortgeber, bekommen in der finalen und recht unübersichtlich geschriebenen Endschlacht aber allesamt „ihren“ Heldenmoment. Dabei ist das letzte Drittel, welches sich konkret mit der GLADIUM-Superheldentruppe befasst, auch das unterhaltsamste und rettet das Buch immerhin noch auf ein ordentliches Wertungsniveau. Positiv aufgefallen sind mir die gut geschriebenen Dialoge des verhinderten Liebespaares, gerade wie Kollaborateur Basti es schafft, Crystal von ihrer Mission abzubringen und zu den „Purples“ in eine Falle zu locken, liest sich doch sehr spannend. Leider muss sich der Leser da aber vorher durch das schwache, größtenteils als Tagebuch – oder besser, als lang(weilig)e Biografie in Briefform – geschriebene erste Kapitel durchquälen, welches stilistisch so gar nicht in die Reihe hineinpassen will. Die Sprache generell ist, wie auch in den anderen Teilen, einfach aber flüssig lesbar. Das im „Amrûn Verlag“ erschienene Taschenbuch umfasst 176 Seiten und ist mit 6,90 € durchaus akzeptabel bepreist.
Fazit: „GLADIUM: Die Cyborgdämonin“ (Link) hat einen staubtrockenen Auftakt, einen interessanten Mittelteil und ein das Potenzial der Reihe andeutendes Ende. Leider sind die mitunter unlogische Handlung und besonders auch die nur pseudo-tiefen, weil klischeelastigen, Charaktere nicht sonderlich spannend. Fans dieser SciFi-Superhelden-Horror-Mischmasch-Serie bekommen trotz aller Kritik aber solide Unterhaltung: 60 % bzw. glatte 3 / 5 Sternchen eines Online-Buchhändlers, der mindestens so fies wie die „Purples“ ist ;-)
PS: Wer sich für diese Story-Konstellation „Emo-Mädel mit Superkräften“ begeistern kann, dem sei die wesentlich bessere Reihe „Die Kinder der Kirschblüte“ (Link) ans Herz gelegt :-)
PPS: Den ersten (Link) und den zweiten Teil (Link) habe ich einzeln für meinen lieben Blogger-Kollegen Würfelheld (Link) rezensiert, dieser Text hier ist ein Mischmasch der beiden Texte mit ein paar Ergänzungen :-D Falls sich jemand wundert, warum ich in der Original-Rezension eine leicht bessere Wertung (3,25 statt 3) vergab: Ich hatte jetzt nochmal fast zwei Monate Zeit mich über die Fehler des Buches aufzuregen :-P