Die phantastische Hopepunk-Reihe „Reset“ (Link) stand in ihrem ersten Zyklus ja relativ allein auf weiter Flut – Denn welche SciFi-Comics gibt es denn sonst noch, in der die außerirdischen Invasoren mal nicht böse, sondern herzensgut sind? Das dachte sich wohl auch der Autor Fred Duval, der Comic-Fans bekannt ist als Großmeister der Dystopie, beispielsweise mit seinen legendären Cyberpunk-Langzeitserien „Travis“ (Link) und „Carmen Mc Callum“ (Link). Denn im vierten Band „Sui Juris“ (Link), welche den nächsten Dreiband-Zyklus einleitete, wechselte er abrupt das Genre: Vom utopischen Hopepunk hin zum wesentlich dystopischeren Politik-Thriller. Dieser Wechsel hat, auch wenn mir vor Schreck erst einmal die Luft wegblieb, letztlich ziemlich gut geklappt. Aber wie ist es im Trilogie-Mittelteil?
Wie erinnern uns, im ersten Zyklus war die Welt komplett kaputt. Doch dann kamen die friedlichen Aliens des „Komplexes“, um mit ihrer überlegenen Technologie den titelgebenden Reset durchzuführen. Das klappte auch ganz gut, plötzlich war das Gras wieder grün und die das Wasser klar... Aber wie wir Menschen halt so sind, wollen wir uns von schlaueren Leuten einfach nicht belehren lassen, und so gibt es 20 Jahre später starke Widerstände gegen die Außerirdischen. Mal ist es einfach ein zweifelnder Fakenews-Radiosender, mal sind es einfach nur ein paar Autonome, welche ohne fremden Einfluss ihren Bauernhof betreiben wollen, mal sind es Terrorgruppen wie „Sui Juris“, die gleich mal eine ganze Stadt in die Luft jagen...
Im fünften Band „Die Hybriden“, welcher wieder 56 Seiten stark ist, erreicht dieser militante Widerstand einen weiteren Höhepunkt. Denn die Menschheit hat erstmals eine diplomatische Exkursion ins Herz des Komplexes gesandt, welche natürlich den besten Eindruck hinterlassen will. Was niemand ahnt: Auch die Terroristen-Anführerin hat sich unter die DiplomatInnen geschmuggelt, um im Herzen des Komplexes einen Anschlag zu begehen... Aber wie kann das sein, wo doch alle Teilnehmenden mit den modernsten Alien-Hightech-Sicherheitsvorkehrungen überprüft wurden? Scheinbar gibt es ein Alien-Volk außerhalb des Komplexes, welches (nicht nur) auf der Erde für Unruhe sorgt, die Terrorgruppen ausstattet und die Ermittlungen (u.a. von den bereits aus der Vorgängertrilogie bekannten Näkän-Aliens Sätie und Swänn) erschwert. Und welches irgendwie auch noch bei der verbotenen genetischen Vermischung von Aliens und Menschen mit drinhängt...
„Reset #5 Die Hybriden“, erneut erschienen als 56 Seiten starkes Hardcover beim „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), führt die aufgeworfenen Handlungsfäden konsequent fort und wechselst dabei gekonnt immer wieder zwischen Action- & Verfolgungsszenen sowie ruhigeren Charakter- & Worldbuilding-Momenten. Fred Duval zeigt also erneut, dass er ziemlich gut im Erzählen von komplexen SciFi-Dystopien ist. Dafür verabschiedet er sich mittlerweile völlig von den Hopepunk-Wurzeln der Reihe, denn wirklich Hoffnung auf ein gutes Ende der Menschheit hab ich langsam echt nicht mehr – Was aber kaum stört, da die Geschichte auch gut als Politik-Thriller funktioniert. Damit fehlt aber leider das Alleinstellungsmerkmal, welches der erste Zyklus hatte, aber das ist nur ein minimaler Kritikpunkt an einer ansonsten weiterhin wirklich guten Comic-Reihe.
Fazit: „Reset #5 Die Hybriden“ (Link) wird immer mehr zu einem „normalen“ Politik-Thriller, nur halt mit zumeist freundlichen Aliens. Der Genre-Wechsel funktioniert aber weiterhin gut, also gibt es eine Empfehlung für Fans der Reihe :-)