Der Sommer ist ja eigentlich schon irgendwie vorbei (auch wenn es hier bei mir kurz vor Mitternacht noch immer 25° auf dem Thermometer anzeigt ;-)), aber erst jetzt habe ich das Vergnügen mit „Rock & Stone“ das Comic-Äquivalent eines Sommer-Blockbusters rezensieren zu dürfen: Mit einer actionreichen, aber doch eher seichten Handlung bietet der bildgewaltige SciFi-Buddy-Comic beste Unterhaltung für heiße Tage. Jetzt habe ich in der Einleitung schon wieder dem Ende vorgegriffen :-P 2215: Caldoria ist ein ebenso ressourcenreicher wie öder Wüstenplanet. Vor einem Jahr haben die Maschinen, welche von einer zentralen künstlichen Intelligenz gesteuert werden, den Aufstand geprobt und nahezu jede Lebensform vernichtet. Lediglich der junge Waise Stan Gelbstein scheint in einer einsamen, aber autarken Hütte weitab der großen Zentren überlebt zu haben, zu der ihn sein Vater – ein wichtiger Mitentwickler eben dieser machthungrigen KI – rechtzeitig hin evakuierte. Die Zeit vertreibt er sich dort mit dem Lesen von Comic-Heften und der Herstellung von Steinskulpturen, bis seine Zuflucht eines Tages durch einen Kampf zwischen einem Roboter und einem Roboter-Tausendfüßler (!) irreparabel beschädigt wird. Eben jener Roboter freundet sich mit Stan an und scheint damit die Ausnahme von der Regel zu sein, denn er untersteht nicht der zentralen KI-Kontrolle, sondern verfolgt eigene Pläne. Notgedrungen begleitet Stan seinen neuen, von ihm liebevoll Rocky genannten, Roboter-Freund auf dessen schwieriger Mission, welche das Schicksal des Planeten zum Guten wenden könnte... Dieser interessanten Ausgangslage folgt nun auf 96 Seiten ein Feuerwerk der Vorhersehbarkeiten und Stereotypen, daher diesmal nur eine Spoiler-Warnung für Leser, die noch nie ein anderes (SciFi-)Mainstream-Werk genossen haben: Natürlich findet das Duo noch andere Überlebende, welche dann irgendwann blöderweise auch von den Robotern entdeckt werden. Aber man rafft sich letztlich auf, startet den Gegenangriff, es gibt Rückschläge und eine hochdramatische Endschlacht inklusive Heldenopferung, bevor es zum Happy End kommt :-P Irgendwie musste ich die ganze Zeit an den SciFi-Kinofilm „Oblivion“ denken, mit einer großen Portion „Terminator: Die Erlösung“ und einer Prise „Matrix“-Trilogie. Also der Handlungsaufbau, die Dramaturgie, die Figurenkonstellation, die „überraschende“ Wendung – Alles bekannte Versatzstücke, fast als hätte jemand eine Liste abgearbeitet…
Aber wisst ihr was? Es funktioniert! Sogar richtig gut!
„Rock & Stone“ macht einfach Spaß beim Lesen. Dies liegt einerseits an der perfekt abgeschmeckten Mischung der bekannten Zutaten, welche kombiniert wird mit einem flotten Erzählstil. Dieser lässt in seiner Rasanz keine Zeit zum Nachdenken, gleichsam bietet er aber auch einige wohl dosierte Ruhepausen zum Durchschnaufen. Andererseits, und dies sorgt vielleicht sogar noch mehr für die Lesefreude, bietet der Comic einfach großartige Schauwerte. Der Detailgrad der dynamischen Zeichnungen ist hoch und bringt mit der entsättigten, stimmungsvollen Kolorierung einfach richtig viel Atmosphäre rüber. Durch die hochwertige Druckqualität des „Splitter Verlags“ (welcher mit dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) kommt die tolle Optik nochmal besonders gut rüber, sodass ich die 22,80 € für das 96-seitige Hardcover als absolut gerechtfertigt betrachte. Fazit: Kopf ausschalten und die SciFi-Action genießen – „Rock & Stone“ (Link) von den beiden Newcomern Nicolas Jean und Yann Valéani bietet sommerlich-seichte, bildgewaltige Unterhaltung. Wirklich empfehlenswert!
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