Normalerweise halte ich mich ja in diesem Blog mit politischen Statements zurück. Aber an Tagen, an denen jeder vierte Wähler flüchtlingsfeindlichen Rechtspopulisten auf dem Leim geht (heute gesehen bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern), muss es auch mal ein politisches Buch sein :-( Passend zur Thematik kommt da ganz aktuell die Spenden-Anthologie „Komm schnell, Achmet: SchülerInnen schreiben über Flucht“ aus dem renommierten „Verlag Torsten Low“ (Link). Der ist sonst eher bekannt für hochwertige Phantastik- & Horror-Literatur, hat mit der Co-Publizierung (zusammen mit „Edition DaB“) eines Schülerprojekts der Wiener Albert Magnus Schule aber ein wichtiges und lesenswertes Statement für Menschlichkeit veröffentlicht. Geschrieben wurden die insgesamt 20 Kurzgeschichten von Kindern und Jugendlichen der 3., 4. und 6. Schulstufe, was hier in Deutschland der 7., 8. und 10. Klasse entspricht. Dabei befassten sich die SchülerInnen zuerst mit dem Thema Flucht und dem Schicksal schutzsuchender Menschen, bevor sie ihre Gedanken in Kurzgeschichten verarbeiteten. Neben vielen, sich doch recht oft ähnelnden Fluchtgeschichten (hastige Abreise, Schlepper, untergehende Fluchtboote, Verlust von Familienmitgliedern), gibt es auch einige kreative Highlights: Etwa der erste Schultag aus Sicht eines Flüchtlingsmädchens, welches von ihren österreichischen Mitschülern Hass entgegen schlägt. Oder aber ein Gedankenspiel, was wäre, wenn in Österreich Krieg ausbrechen würde und man Schutz in Syrien suchen müsste. Die JungautorInnen bleiben in ihren Geschichten dabei nah an den jeweiligen Protagonisten, was man vielleicht dahingehend etwas kritisieren könnte, dass sie sich mit ihnen durchweg gemein machen. Ein etwas differenzierterer Umgang hätte den Geschichten, aber auch der emotionalen Wirkung des Buches, gut getan. Aber vielleicht kann man dies von so jungen AutorInnen, die mit im Durchschnitt kaum mehr als zwei Seiten auskommen mussten, auch noch nicht erwarten. Man merkt in Sprache und Aufbau der Kurzgeschichten deutlich deren Alter. Wobei der Kontrast gerade zwischen den beiden niederen und der zehnten Klasse wirklich spürbar ist. Nichtsdestotrotz würde ich behaupten, es im gleichen Alter nicht so gut hinbekommen zu haben. Von daher meinen größten Respekt :-) Lektorat und Korrektorat haben ebenfalls gut gearbeitet, sodass die 3,99 € für das eBook (in allen gängigen Formaten) durchaus gerechtfertigt sind. Besonders dann, wenn man weiß, dass sämtliche Einnahmen an den Verein „Train of Hope“ (Link) fließen, welcher unbürokratische Ersthilfe für Flüchtlinge bietet. Zuletzt möchte ich noch das Titelbild lobend erwähnen, welches die Stimmung der Anthologie passend einfängt. Fazit: Insgesamt fällt es mir ein wenig schwer, hier eine Wertung zu vergeben. Besonders deshalb, weil man bei diesen traurigen Kurzgeschichten ja kaum von „Lesespaß“ reden kann, aber auch weil man an die SchülerInnen nicht die gleichen Wertungsmaßstäbe anlegen sollte wie an professionelle Autoren. Insgesamt hat mir „Komm schnell, Achmet: SchülerInnen schreiben über Flucht“ (Link) jedoch gefallen, sodass ich hier gerne 4 von 5 Sternchen eines großkapitalistischen Online-Händlers vergebe :-D Meinen Respekt an die jungen AutorInnen für ihre Arbeit und an den Verlag für den Mut, dieses Buch zu publizieren und die Einnahmen zu spenden!
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