Heute möchte ich mal ein – für diesen Blog – eher untypisches Buch vorstellen. Wobei, die allermeisten Leser sollten beim Namen der Autorin hellhörig werden: Gloria Helena Manderfeld (Link), bekannt nicht nur für gute Geschichten (eines der Highlights von „Blutiger Stahl“ (Link) war beispielsweise ihre Kurzgeschichte „(K)ein Held für einen Tag“), sondern auch für ihren massig hochwertigen Content veröffentlichenden Blog www.nerd-gedanken.de (Link). „66 gute Gründe, sich keine Katze anzuschaffen“ bewirbt sich selbst als Episodenroman, in dem es – natürlich – um Katzen geht. Vornehmlich, aber nicht nur, um Glorias beide Hauskatzen Nadz und Flash und die damit verbundenen Erlebnisse der Autorin. Oftmals alltägliche Vorkommnisse, die jeder Katzenbesitzer kennt, etwa Futter-Rummäkeleien, Rolligkeit und Ausscheidungsproblemchen. Aber auch eher ungewöhnliche Vorkommnisse wie die Befriedigung mit einem Wattestäbchen oder einer „feuerlegenden“ Katze. Gerade wenn man selber Katzenbesitzer ist oder, wie ich, war, kann man über sehr viele dieser kurzen, oft nur wenige Seiten umfassenden Anekdoten schmunzeln. Doch auch Katzen-Neubesitzer oder zumindest Katzen-Interessierte können aus diesem Buch einen Mehrwert ziehen: Zwischen den Anekdoten finden sich auch viele hilfreiche Tipps und Tricks. Ein wenig unglücklich finde ich die den strukturellen Aufbau des Buches: Es wirkt an vielen Stellen so, als wäre auch der Autorin nicht immer ganz klar was für eine Art Buch sie genau schreiben möchte. Es gibt einige wenige, fast schon an Kurzgeschichten erinnernde Kapitel ebenso wie zwei oder drei Kapitel, die eher an ein Sachbuch erinnern. Der überwiegende Teil jedoch ist eine Anekdoten-Info-Mischung, welche mich weniger an den beworbenen Episodenroman als vielmehr an ein Tagebuch oder voneinander unabhängige Blog-Artikel erinnerten. Dieser Eindruck verstärkt sich besonders dadurch, dass es viele Informationswiederholungen gibt. Das mag bei der Rekapitulation, um welche Katze es geht, noch sehr hilfreich sein, denn Gloria hatte in ihrem Leben eine ganze Menge der von ihr liebevoll Fellnasen genannten Tiere. Spätestens aber, wenn zum zehnten Mal erzählt wird, dass sie eine ganz tolle Tierärztin gefunden hat, die sich für Tiere engagiert, habe ich dann doch leicht mit den Augen gerollert. In einem Kapitel kam solch eine Wiederholung sogar in aufeinanderfolgenden Absätzen. Das ist dann aber eigentlich auch schon der einzige große Kritikpunkt. Denn was die Autorin schon in anderen Büchern bewiesen hat, zeigt sich auch hier: Sie kann super schreiben. Die Texte lesen sich interessant und ausgesprochen lebendig, vor dem eigenen Auge erwachen Gloria und ihre Katzen zum Leben. Einige wenige überladene Satzkonstruktionen und ein paar Lektoratsfehler trüben den Lesespaß kaum. Für einen wirklich akzeptablen Preis von 2,99 € für das Kindle-eBook (welches ich von der Autorin dankenswerterweise als Rezensionsexemplar bekam) oder 11,99 € für das 308 Seiten umfassende Taschenbuch kann man eigentlich nix falsch machen :-D Fazit: OK, ich spoiler jetzt mal ganz frech: Auch wenn das Buch „66 gute Gründe, sich keine Katze anzuschaffen“ (Link) heißt, ist es doch eigentlich so liebevoll und wohlwollend geschrieben, dass man sofort ins Tierheim rennen will um sich eine Fellnase zu kaufen ;-) Gloria H. Manderfeld ist einfach eine sehr talentierte Autorin, welche diesen sich nicht richtig in eine Kategorie steckenlassen-wollenden Sachbuch-Tagebuch-Mischmasch so sehr lesenswert macht. Dafür gibt es verdiente 81 % beziehungsweise 4 von 5 Sternchen eines Buchhandelskapitalisten :-D
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