Comics, Bücher und Spiele mit Wildwest-Thematik rennen bei mir ja seit jeher offene Türen ein :-) Daher war ich natürlich ziemlich gespannt, als der „Splitter Verlag“ eine neue Comic-Reihe eben genau in diesem Genre ankündigte. Allerdings geht es hier weniger um klischeehafte Cowboys und Indianer, sondern um eine Horror-Pulp-Geschichte rund um die namensgebende, starke Frauenfigur Claire DeWitt. Na, da bin ich doch mal gespannt, ob diese Mischung funktioniert? Claire DeWitt ist eine mehr oder minder erfolgreiche Kopfgeldjägerin, die in den amerikanischen Südstaaten den Banditen Jonah Falk für 500 $ Kopfgeld jagt. Doch der ist ziemlich gerissen und entkommt Claire sowie ihrem Kollegen Gerd ein ums andere Mal. Allerdings gerät diese Kopfgeldjagd rasch zur Nebensache, als mysteriöse Wesen mordend durch das Land ziehen und aus den Kopfgeldjägern selber Gejagte werden. Und zwar sowohl von den blutrünstigen Kreaturen als auch von einem fanatischen Priester, der gesehen haben will, dass sich Claire in ein Monster verwandelt hat… Die mit 46 Seiten recht kurze Geschichte, welche zumeist recht eng an der Protagonistin bleibt, ist nur der Auftakt einer Pulp-Trilogie, die nicht mit Bleikugeln und Blutlachen geizt. Trotz der Kürze gelingt es aber, im Auftaktband „Bis dass der Tod uns scheidet“ sowohl die Hauptfigur zu etablieren als auch die Handlung soweit aufzubauen, dass man unbedingt wissen will wie es weitergeht. Zudem gelingt es dem Auftaktband spielend eine düstere, dichte Horror-Atmosphäre aufzubauen. Das liegt natürlich an der gut erzählten Geschichte, aber vor allem an den stilvollen Zeichnungen. Die sind zwar recht comichaft und könnten einige Details mehr vertragen, wurden jedoch sehr stimmig koloriert. Einzig der Stil der Gesichter und ganz speziell die Mimik der Figuren hat mir nicht zugesagt – Wären wir beim Film, würde ich laut „Overacting!“ rufen ;-) Aber das ist natürlich Geschmackssache, genauso wie die Zeichnungen aus dem mit 21 Seiten sehr umfangreichen Bonusteil. Denn neben einem kurzen Interview und Anmerkungen zur Entwicklung dieses Comics gibt es eine ganze Menge Skizzen, Konzeptzeichnungen und Artwork. Wieso schreibe ich nun von Geschmackssache? Weil diese Bonuszeichnungen zum merklichen Teil nur aus mal mehr, mal weniger geschmackvollen Nacktbildern von Claire bestehen. Was die in der Geschichte aufgebaute Heldin, welche sich nicht mit sexuellen Reizen, sondern mit Köpfchen und Fähigkeiten durchsetzt, doch wieder nur auf einen Sexobjekt-Eye-Catcher reduziert. Immerhin sind diese Bilder, wie der Comic generell, durch die bekannte, sehr gute Druckqualität des „Splitter Verlags“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) hübsch anzuschauen. Zudem ist das insgesamt 72 Seiten dicke Hardcover gewohnt stabil, sodass der Preis von 15,80 € durchaus angemessen erscheint. Fazit: Ich war ehrlich überrascht, wie gut diese Horror-Pulp-Western-Mixtur letztendlich funktioniert. Trotz der netto nur 46 Seiten Comic gelingt es „Claire DeWitt: Bis dass der Tod uns scheidet“ (Link) einen würdigen Auftaktband zu bieten: Die Protagonistin und die Antagonistin werden ausreichend etabliert, die Geschichte nimmt schon ordentlich Fahrt auf und die Atmosphäre zieht in ihren Bann. Ich bin sehr gespannt auf den bereits angekündigten zweiten Teil „An der Pforte zur Hölle“ und kann diese Reihe daher mit gutem Gewissen jedem Genre-Fan weiterempfehlen.
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