Carmen Mc Callum, die ebenso schöne wie übermenschlich kampfstarke Söldnerin mit dem Herzen am rechten Fleck, ist die Protagonistin von Fred Duvals herausragender, gleichnamiger Cyberpunk-Reihe – Wobei das keine besondere Auszeichnung ist, denn wirklich jede Cyberpunk-Reihe von Fred Duval ist herausragend ;-) Jedenfalls pinkelt sie gern mal größenwahnsinnigen Großkonzernen und noch größenwahnsinnigeren Künstlichen Intelligenzen ans Bein, immer mit dem positiven Nebeneffekt, dass unsere dystopische Zukunft des Jahres 2057 ein kleines Stückchen besser wird. Aber obwohl sie so kampfstark ist – bei jedem neuen Band wette ich mit mir selber, wie viele tausend Gegner es diesmal braucht, damit sie wenigstens einen Kratzer bekommt – ist sie nicht perfekt, denn London wurde durch eine Atombombe eingeäschert. Also lieber mal einen vernünftigen Job suchen und für den russischen Gasriesen Gazdrom ein paar kleine Nebenjobs erledigen – Quasi wie unser Ex-Bundeskanzler und auch eine fleischgewordene Hufeisentheorie, die bereits passenderweise das „Knecht“ im Namen hat, nur mit ein paar mehr Explosionen :-P Diesmal geht es für Carmen jedenfalls nach Sibirien, denn von dort kommt das Gas und damit der Reichtum. Und bei den Worten „Carmen“ und „Sibirien“, da regt sich bei dieser Kombination doch irgendwas im Hinterkopf der geneigten „Bunte Dimensionen“-Leserschaft? Genau, denn in der eisigen Kälte des russischen Nordens leben nicht nur Indigene, sondern auch qualvoll gezüchtete und jetzt nach Unabhängigkeit strebende Tiermutanten (wie man z.B. im 3. Zyklus (Link) nachlesen kann oder auch aktuell in der Schwesterreihe „Travis“ (Link)). Und die finden dann mal gar nicht gut, wenn irgendwelche Gazdrom-Angestellten wegen ein wenig Gas ihre Heimat durchpflügen... Carmen macht sich also auf die Suche und erlebt in „Cyberien“ ein interessantes Reiseabenter in einer von wirtschaftlicher Ausbeutung und dem menschengemachten Klimawandel bedrohten Einöde, welche nicht mehr vom in Auflösung befindlichen, zentral gesteuerten Russland unterjocht wird. Ein interessantes Gedankenspiel, welches ganz leichte Assoziationen zum Literaturklassiker „Herz der Finsternis“ aufkommen lässt, nur dass die Geschichte hier durch die begrenzte Zahl von 48 Seiten natürlich sehr viel gröber ist. Schade, denn Duval reißt für das Worldbuilding einige Aspekte des dystopischen Sibiriens an, die so interessant klingen, dass sie einer Vertiefung würdig gewesen wären (etwa nostalgische Neo-Kosaken). Aber andererseits ist mir bewusst, dass der Autor solche angerissenen Themen immer mal wieder irgendwo irgendwie irgendwann aufgreift, also hoffe ich einfach mal, dass diese Reihe sowohl im französischen Original als auch in der deutschen Übersetzung bei „Bunte Dimensionen“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) noch viele Jahr(zehnt)e erhalten bleibt :-D Fazit: Als Reiseabenteuer durch die sibirische Ödnis bietet „Carmen Mc Callum #17 Cyberien“ (Link) diesmal im Verhältnis recht wenig Cyberpunk, dafür aber umso mehr trostlose Dystopie. Also eine andere Tonalität, aber noch immer der gleiche Lesespaß :-)
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