Der „Prometheus Verlag“ verlegt neben seiner erfolgreichen Rollenspielsparte nun auch zunehmend Fantasy-Romane. Mit „Blutroter Stahl: Eine Sword&Sorcery-Anthologie“ – immerhin herausgegeben unter anderem von bekannten Blogger-Szenegrößen wie Ingo Schulze (Link) und André Skora (Link) – fügt sich ein weiteres Werk in das bestehende Portfolio des Verlages ein: Eine Anthologie mit gleich 15 recht düsteren Fantasy-Kurzgeschichten von mal mehr, mal weniger bekannten Autoren. Dazu viele ansehnliche Zeichnungen für die passende Atmosphäre - Da kann doch eigentlich nicht viel schief gehen? Doch, kann es…
OK, ich will nicht gleich den Teufen an die Wand malen ;-) Aber erstmal, worum geht es eigentlich? Die 15 Kurzgeschichten des 380 Seiten starken Werkes (welches mir als eBook (Link) von Ingo Schulze dankenswerterweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde) handeln von mal mehr, mal weniger kraftstrotzenden Barbaren, von bedrohten Königen, von gerissenen Dieben und überhaupt von ziemlich vielen verzweifelten Menschen. Und, das generelle Setting will es so, natürlich von massiv brachialen Kämpfen :-) So eintönig diese Beschreibung klingt, so abwechslungsreich sind die Geschichten geworden. Viele Autoren haben sich wirklich Mühe dabei gegeben eben etwas mehr aus dem Hintergrund herauszuholen als eine stupide Aneinanderreihung von Metzelszenen. Oder, falls es sich doch nicht vermeiden ließ, diese wenigstens mit interessanten Handlungstwisten zu versehen. Beispielsweise versucht ein gefangener Maler mit Verhandlungen Zeit zu schinden, um eine unbesiegbare Armee aufzuhalten. Ein Barde schlägt sich mit seinem Kumpan als Falschspieler durch. Oder, mehr klassisch und dann doch recht kämpferisch: Ein Alkoholiker fasst neuen Lebensmut, als er versucht eine entführte Jungfer zu retten. Und ein Held wird durch einen Fluch zum Schwächling. Interessant ist auch eine Verfolgungsjagd in einer verlassenen Stadt, in der niemand einschlafen darf…
So abwechslungsreich die Geschichten mit ihren unterschiedlichsten Protagonisten und Handlungsorten sind (gut), so abwechslungsreich ist auch die literarische Qualität (schlecht). Denn die Spannung der Geschichten schwankt stark, bei einigen wenigen Geschichten musste ich mich wirklich zwingen sie bis zum Ende zu lesen – Was im Übrigen nicht nur mir so ging, siehe dazu gerne folgende Rezension (Link). Im Gegensatz zu diesen eher negativen Ausfällen (überraschenderweise auch gerade von eher bekannteren Autoren) steht aber eine Mehrzahl von guten bis sehr guten Geschichten. Manchen Autor würde ich gar gerne anflehen, seine Kurzgeschichte zu einer epischen Romantrilogie aufzublasen ;-) Wie die Qualität der Spannung schwankt gerade auch der Schreibstil extrem. Nicht nur stilistisch, sondern eben auch vom sprachlichen Niveau – Was das Lesevergnügen mindestens einer guten Geschichte ziemlich abflachen lässt :-(
Als Gesamtwerk betrachtet, so im Großen und Ganzen, ist das Buch dann aber doch gut gelungen. Von den 15 Geschichten finde ich nach Schulnoten 7 Geschichten „sehr gut“ und 3 weitere „gut“ (die restlichen fünf Geschichten verteilen sich auf "befriedigend", "ausreichend" und sogar "ungenügend"). Oder anders formuliert, allein für zwei Drittel des Buches lohnt sich schon der Kauf! Mit einem Preis von aktuell läppischen 1,99 € für das eBook kann man echt nichts falsch machen! Genre-Fans werden da auch die 14,99 € für das Taschenbuch gerne zahlen.
Noch gar nicht erwähnt habe ich die zahlreichen Zeichnungen (45, wenn ich mich nicht verzählt habe, dazu das hübsche Cover). Auch diese stammen von verschiedenen Illustratoren und schwanken somit qualitativ und stilistisch, sind aber insgesamt sehr ansehnlich. Erwähnenswert ist auch das Lektorat, was ganz gut gearbeitet hat. Ich habe nur sehr wenige Fehler entdeckt.
Fazit: Gute Zeichnungen, immerhin zwei Drittel gute bis sehr gute Geschichten – Gerade für den eBook-Preis kann man da nichts falsch machen. Im Gegenteil, wer düstere Fantasy mag ist hier goldrichtig! Leider ziehen zwei bis drei Totalausfälle das Gesamtbild etwas nach unten, sodass ich insgesamt nur 78 % beziehungsweise 3,9 von 5 Punkten vergeben kann.