„Die Peanuts“ von Charles M. Schulz war eine Reihe täglich erscheinender Comicstrips über das Leben nordamerikanischer Vorstadtkinder. Nach dem Willen des Schöpfers sollten nach dessen Tod im Jahr 2000 eigentlich keine neuen Ausgaben mehr erscheinen, doch seit 2012 wurden trotz dessen neue Ausgaben veröffentlicht. Da stellt sich natürlich sofort die Frage, ob diese neuen Geschichten an die Qualität der alten Comicstrips heranreichen? Um es gleich zu Beginn zu sagen, es ist wirklich großartig wie behutsam die „Charles M. Schulz Creative Associates“ unter der künstlerischen Leitung von Vicki Scott mit dem großen Erbe umgeht (da hat man woanders schon wesentlich schlimmere „Leichenfledderei“ gesehen). Nun nicht mehr als kurze Comicstrips, sondern als Mehrseiter erscheinend, versprühen die neuen Geschichten einen sehr ähnlichen Charme wie das Original. Die Zeichnungen sehen einen Hauch moderner aus und lösen sich auch manchmal von den kleinteiligen Panels der Vorlage. Die Geschichten mit den altbekannten Protagonisten, die sich nun über mehrere Seiten entwickeln können, bieten noch immer die gleiche liebenswerte, kindliche Naivität und den Schmunzel-Humor. Was jedoch öfters fehlt, ist der feinsinnige Witz, dem „Die Peanuts“ so viele Jahrzehnte lang ihre Popularität zu verdanken haben. So sind diese neuen Geschichten im Endeffekt ein weites Stück harmloser, böse Zungen würden gar sagen belangloser :-P In der siebenten Ausgabe „Sportskanonen“ der im „Cross Cult“-Verlag (der mit dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) erscheinenden Sammelbände - in der sich die Handlungen der verschiedenen Geschichten nur gelegentlich mit dem Thema Sport befassen, dafür aber auch einige Hintergrundcharaktere wie Franklin in den Fokus rücken – erkennt man an dieser neuen Harmlosigkeit aber auch einen großen Vorteil: Die Comicstrips von Charles M. Schulz waren ein Kind ihrer Zeit und spiegeln so, gerade in ihren Geschlechterrollen, auch recht traditionelle Rollenklischees wieder, welche in der heutigen Zeit ein wenig befremdlich wirken – Zitat „Es gehört sich nicht für ein Mädchen, einen Jungen anzurufen.“ ;-) Das 112 Seiten dicke Softcover bietet abwechselnd die bekannten Schulz-Einseiter mit den neuen Geschichten. Mein persönliches Highlight ist dabei eindeutig die Episode, in der Lucy (die in diesem Band so eine Art Hauptdarstellerin ist, zumindest von der Anzahl der Geschichten) dem verzweifelten Charlie (der in diesem Band übrigens überraschend wenig Platz bekommt) erklärt, wie man aus jeder Kleinigkeit eine reißerische Presse-Schlagzeile machen kann :-D Sehenswert sind zudem einige Interviews, Cover und Entwürfe, die den Sammelband aufwerten. Gedruckt in typischer „Cross Cult“-Qualität, gibt es an dem Preis von 10 € (Link) nichts zu meckern. Fazit: „Peanuts #7: Sportskanonen“ (Link) ist ein sehenswerter Sammelband „aus einer anderen Zeit“. Die klassischen Comicstrips von Charles M. Schulz sowieso, aber auch die Neuauflagen bieten kindliche, einfach sympathische Naivität welche den allermeisten modernen Comics fremd ist. Ich bin sehr froh, dass sich die „Charles M. Schulz Creative Associates“ über den letzten Willen des Autors hinweggesetzt hat und die Welt weiter mit humorvollen Geschichten der „kleinen Leute“ (na, wer versteht die Anspielung?) bereichert :-)
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