Ich bin ja ein großer Fan von Promo- und Einsteigerabenteuern. Die sind meist in einer, maximal zwei oder drei Sitzungen spielbar und oft auch sehr abwechslungsreich. Klar, immerhin sollen ja die verschiedenen Aspekte des Systems beworben werden. Wohl wissend, dass es mir eben genau solche Abenteuer angetan haben, überreichte mir mein Kumpel Nico kürzlich das neue „Drachenwerk und Räuberpack“. Enthalten sind drei an die 5. Edition von „Das Schwarze Auge“ angepasste Abenteuer, welche laut Nicos Beschreibung (Link) sehr abwechslungsreich ausfallen und auch nicht schwer meisterbar sind. Na da war ich aber gespannt :-)
„Späte Post“ (Link) ist der Titel des ersten Abenteuers. Die Helden retten einen reichen Dorfvorsteher, werden Zeuge wie eine Elfe im wahrsten Sinne des Wortes „späte Post“ bringt, müssen einen Großbrand löschen, einen verschwundenen Möchtegernabenteurer finden und auch noch einen Räuberbanden-Dungeon erkunden. Da ist wirklich mächtig viel los - Nico war von diesem Abenteuer ja so sehr begeistert, dass ich mit entsprechend hohen Erwartungen rangegangen bin. Und ich muss sagen, ich finde es auch wirklich gut. Denn es werden alle möglichen Fertigkeiten geforderte (Soziale, Natur- und Kampffertigkeiten), zudem muss man beim optionalen Mini-Spiel und einigen Kämpfen sein strategisches Können unter Beweis stellen. Eventuell ist das Dungeon-Crawling am Ende ein wenig schwierig für absolute Einsteiger. Und wenn sie „zu erfolgreich“ sind, haben sie einen unfassbar großen Schatz der die Spielbalance einer beginnenden Kampagne aus den Fugen heben könnte, wenn ein fieser Spielleiter nicht grad die Höhle einstürzen lässt ;-) Aber ansonsten erfüllt es seinen Zweck sicher vorbildlich.
Um eine „Hochzeit wider Willen“ (Link) geht es im zweiten Abenteuer. Die Helden sollen einen Lebemann sicher zur Zwangshochzeit eskortieren/zwingen und bekommen es dabei mit einem beleidigten Söldner und einem eifersüchtigen Nebenbuhler zu tun. Außerdem hat der Bräutigam mal so überhaupt keinen Bock auf Heirat und versucht permanent die Helden auf seine Seite zu ziehen... Lassen wir mal den moralischen Aspekt außen vor, der mir persönlich schon das Abenteuer verleiden würde (Leute zu Hochzeiten zwingen ist jetzt nicht so ganz mein Spielstil). Bleibt spielmechanisch noch ein recht simples, lineares Abenteuer (was hier positiv gemeint ist, da es sich ja an Einsteiger richtet und auch von unerfahrenen Spielleitern problemlos gemeistert werden kann) mit ein paar Kämpfen, etwas sozialem Charakterspiel und einer moralischen Entscheidung (die jetzt aber in ihrer Konsequenz ruhig noch ein wenig stärker hätte ausgearbeitet sein können). Es ist nicht wirklich schlecht, aber eben so unfassbar belanglos, gerade im Vergleich zu den beiden anderen Abenteuern „Späte Post“ (Feuer! Dungeon!) und „Ishlunars Schätze“ (Drachen! Nuff said...).
Und da sind wir schon beim dritten Abenteuer „Ishlunars Schätze“ (Link). Ein Reiseabenteuer, dessen Highlight die Interaktion mit einem Drachen ist. Wobei hier Interaktion sowohl Kampf (allerdings für Einsteiger eher nicht empfohlen) als auch Handel & Tausch bedeuten kann. Dazu kommen auf der Reise noch ein paar Zwischenepisoden wie entführte Reiterstamm-Ehefrauen, ein Drachenangriff und natürlich die unerbitterlichen Naturgewalten. Natürlich sollten die Charaktere hier vor allem Naturfertigkeiten mitbringen, damit sie sich nicht im Gebirge verirren ;-) Soziales Charakterspiel wird ebenfalls benötigt, deshalb geht auch bei diesem Abenteuer mein Daumen klar nach oben.
Die drei Abenteuer werden in einem 96-seitigen, vollfarbigen Hardcover geliefert. Das ist optisch wieder hervorragend, aber auch inhaltlich konnte es mich überzeugen: Die Texte sind sehr gut gelayoutet und recht gut lektoriert, dazu viele stimmungsvolle Illustrationen. Besonders hilfreich sind auch die vielen Seitenverweise ins Regelbuch. Da die Druckqualität auch stimmt, halte ich den Preis von 24,95 € für durchaus angemessen.
Fazit: Die Abenteueranthologie „Drachenwerk und Räuberpack“ bringt zwei wirklich gute und ein mittelprächtiges Abenteuer, welche aber allesamt durchaus für Einsteigerspieler und vor allem -Meister geeignet sind. Da auch die optische Qualität passt, kann ich hier bedenkenlos zum Kauf raten.