Die Osterfeiertage sind vorbei. Ich habe sie dazu genutzt, um ein paar wirklich interessante Comics zu lesen. Allen voran den neuen Steinzeit-Comic „Mezolith“ vom „Cross Cult“-Verlag. Dieser ist auf den ersten Blick ein Entwicklungsroman, in welchem die jugendliche Hauptfigur Poika an der Schwelle vom Kind zum Mann steht. Darüber hinaus bietet er aber auch einen interessanten Blick auf das (Über-)Leben vor 10.000 Jahren und die Bedeutung von Stammesritualen und Mythen. Hauptfigur dieses vollfarbigen, 96 Seiten umfassenden Hardcover-Comics ist der Jugendliche Poika. Er lebt in der Gegend rund um das heutige Yorkshire im heutigen England, allerdings im mesolithischen Zeitalter (Mittelsteinzeit). Das Buch begleitet ihn und seinen Stamm über das Jahr hinweg bei ihrem gefährlichen Alltag: Bei der Jagd, bei einem Waldbrand, auf der Suche nach einem Stammesmitglied im tiefsten Winter, bei Konflikten mit verfeindeten Stämmen. Aber es gibt auch Platz für Alltagsszenen, etwa dem Sammeln von Früchten, oder wenn die alten Mythen und Sagen weitergegeben werden. Hier zeigen sich meiner Empfindung nach die Stärken und Schwächen dieses aus vielen kurzen Geschichten bestehenden Sammelbandes. Einerseits die wirklich interessanten Alltagsszenen, bei denen man merkt wie viel Recherchearbeit und Herzblut dort hinein geflossen sind. Diese im Buch zum Glück überwiegenden Szenen kann ich mir gar sehr gut beispielsweise für den Schulunterricht vorstellen, denn sie vermitteln einen authentischen Eindruck des mesolithischen Lebens. Andererseits wird diese Authentizität durchbrochen von mehreren - ja man muss es teilweise schon so nennen - eher düster angehauchten Fantasy-Elementen. Natürlich waren Mythen und Sagen damals ein wichtiger Bestandteil der Stammeskultur, aber ihre teilweise nicht hinterfragende Präsentation reißt ein wenig aus der Immersion einer Welt, die sich doch selbst als authentisch darstellt. Aber natürlich sind sich in Schwäne verwandelnde Jungfrauen und blaue menschenfressende Riesenbabys reine Geschmackssache ;-) Keine Geschmackssache ist dagegen die Bilderpracht! An den notwendigen Stellen detailreich gezeichnet, atmosphärisch koloriert und mit dynamischen Bewegungsabläufen – Großartig, wirklich ein Lob an den Künstler :-D Fazit: So wie die Hauptfigur Poika seinen Weg finden muss, muss auch der Autor seinen Weg finden: Historisch korrekter Bildungscomic oder eher düstere Fantasy-Geschichte? Eine Mischung aus beiden Konzepten funktioniert in dieser ersten Ausgabe nur bedingt, wobei die den größeren Teil einnehmende Nicht-Fantasy-Handlung zumindest mir wesentlich besser gefallen hat. Unabhängig davon, als Entwicklungsroman betrachtet taugt der Comic definitiv und aufgrund des ungewöhnlichen Themas und der großartigen Zeichnungen ist der erste „Mezolith“-Band (Link) definitiv einen Blick wert. PS: Vermutlich fragt sich der geneigte Leser, warum ich diesmal erstens keine abfotografierten Bilder genutzt habe und zweitens nichts über die Druckqualität und das Preis-/Leistungsverhältnis geschrieben des 25 € kostenden Comics schrieb. Der einfache Grund: Mir wurde vom „Cross Cult“-Verlag vorab ein digitales Preview-Exemplar zur Verfügung gestellt, daher habe ich Bilder aus dem Presse-Kit genutzt. Ich gehe, auf meiner Erfahrung beruhend, aber davon aus das „Cross Cult“ wieder sehr gute Druckqualität abliefern wird :-)
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