Meine Anfang Januar geschriebene Rezension zum Jugendbuch "Die Kinder der Kirschblüte" mit dem schmissigen Titel "Emo-Fantasy mit Schwächen" war zum damaligen Zeitpunkt eine der kritischeren. Aber wohl nicht kritisch genug, denn nun erreichte mich eine Gastrezension von Jakobina, die ich euch natürlich nicht vorenthalten mag (ganz im Gegenteil, Gastartikel sind immer gern gesehen!). Im Gegensatz zu meiner Rezension diesmal auch vollkommen spoilerfrei ;-) "Die Kinder der Kirschblüte" - Zum Inhalt:
"Hanna ist einsam. Sie hasst ihr Leben, die Welt, sich selbst. Nur im Internet findet sie Freunde und Verständnis. Als ihre Online-Clique plant, ein Zeichen zu setzen, sich zu wehren, gegen all die Arschlöcher und Mobber da draußen, da geraten die Dinge sehr schnell außer Kontrolle. Doch Hanna hat eine ganz besondere Gabe, eine Kraft von der sie bisher nichts wusste. Als diese Gabe durch Zufall in Hanna erwacht, ist nichts mehr wie es einmal war. Gejagt von der Polizei und einem mächtigen, unbekannten Feind geht es plötzlich um alles - denn es gibt kein Zurück mehr: Die Kinder der Kirschblüte sind erwacht."
Meine Meinung: Was anfangs als Bereicherung und Abwechslung (zu meiner sonstigen Lektüre, zu der keine Jugendliteratur gehört, ohne es despektierlich zu meinen) großen Anklang bei mir fand, wurde im Laufe des Buches zu seiner größten Schwachstelle: die Sprache. Was zunächst noch irgendwie "lässig" und "jugendnah" wirkte, wurde schnell eintönig, wiederholend und einfach zu platt. Lese ich beispielsweise Goethe, muss ich mich zunächst einmal einfinden. Nach ein paar Seiten oder Kapiteln gelingt mir das meist. Man nähert sich dem Denken mittels der Sprache an. Es ist wie ein Lernprozess und hinterher fühlt man sich fast schon etwas sprachlich flexibler, womöglich gar gebildeter; das wiederum wahrscheinlich zu unrecht. Wenn ich mich nun diesem Buch widme, fällt es mir im Verlauf des selbigen immer schwerer, mich auf die Sprache einzulassen, weil sie nicht fordert oder belustigt, sie unterhält nicht. Die Dialoge, mitunter eine Anreihung aus Flüchen, wirken aufgesetzt und inhaltsleer. Ich weiß nicht, ob es nun daran liegt, dass es mit der Zeit tatsächlich an Qualität verlor oder ob ich mich an die Sprache gewöhnte und mehr erwartete. Die Geschichte beginnt realistisch. Als Außenseiter kann man sich gut in die Gefühlswelt der Protagonistin Hanna hineinversetzen. Mobbing, ein instabiles Elternhaus, soziale Isolation und was es mit den Betroffenen in den heutigen Zeiten macht. Auch wie sich Gleichgesinnte im Internet finden, in ihrer ähnlichen Lage unterstützen, all das wirkt nachvollziehbar. Der zweite Handlungsstrang um Sarah ist gleich zu Beginn weit weniger realistisch angesetzt und durch den Epochenunterschied, müsste man meinen, wenig vergleichbar (prinzipiell ist er das jedoch, weil sich sehr auf die Emotionen beider Mädchen konzentriert wird und die unterscheiden sich eben durch die ähnlich empfundene Pubertät wenig). Dass ich mich nicht in die andere Zeit zurückversetzt fühle, liegt an den nicht konkret beschriebenen Begleitumständen. Man wird einfach nicht wirklich mitgenommen. Für mich ist das kein echtes Manko, aber es beschleicht mich der Verdacht, dass nicht recherchiert wurde, um den Rahmen zu setzen. Als dann die übernatürlichen Dinge um Sarah und Hanna geschehen, ist es mir persönlich zu viel. Jedoch ergibt genau das die Möglichkeit einer Weiterführung der Reihe. Hier werden Türen aufgestoßen, um eine große Geschichte daraus zu machen. Das ist meiner Meinung nach die größte Stärke des Buches. Es könnte noch detaillierter beschrieben werden. Szenen sollten nicht einfach nur präsentiert, sondern auch dem Leser näher erklärt werden. Damit hätte man sich die wirklich unschöne Formatierung des doppelten Zeilenabstandes gespart, da mehr Text zusammengekommen wäre, um auch so die respektablen 150 Seiten zu erreichen. Ich vermute, dass ich schlechterdings nicht zur Zielgruppe gehöre und entsprechend nicht richtig überzeugt bin.
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