Ich hab früher immer gedacht, als Paintballer betreibe ich schon eine ziemliche Exoten-Sportart. Aber dann erfuhr ich von Jugger, einer auf dem gleichnamigen Endzeit-Film basierenden Mannschaftssportart. Und dafür ist nun auch ein interessantes Brettspiel in der Entwicklung. Darüber und über den Sport allgemein spreche ich mit Kurt Kniffka. Hallo Kurt. Eh wir zur Sportart und der Spieleumsetzung kommen, lass uns erstmal über Dich reden.
"Also ich bin Kurt Kniffka aus Hagen, 29 Jahre alt/jung und leidenschaftlicher Brettspiele-Spieler. Meine Sammlung umfasst so einige Spiele, daher musste ich mir erst letztens einen neuen Schrank zum Aufbewahren kaufen ^^ Klassiker wie "Siedler von Catan" und "Monopoly" gehören dazu aber auch "Zombicide", "Warhammer", "HeroQuest" und "Roborally". Insgesamt kann man sagen habe ich einiges. Abseits des Spieltisches bin ich sportlich aktiv und zwar jugger ich seit nun fast 5 Jahren."
Und da sind wir direkt beim Thema. Jugger ist ja noch eine recht unbekannte Sportart, worum geht es da eigentlich?
"Die meisten Leute kennen diese Sportart nicht, da sie noch nicht so verbreitet und auch auf den ersten Blick "komisch" ist. Jugger hat seinen Ursprung aus dem Film "Jugger - Kampf der Besten" von 1989, ein eher unbekannter (und um ehrlich zu sein nicht besonders guter) Film. Hier zog eine Bande wilder Nomaden von Dorf zu Dorf und kämpfte mit Eisenstangen und Eisenketten für Ruhm, Ehre und Nahrung. Dies haben Jugendliche in Berlin in den 1990er gesehen und fanden die Kampfszenen so interessant, dass die sich hinsetzten und daraus einen Sport entwickelten. Mit einem festen Regelwerk und Bauanleitungen für unsere Pompfen (so heißen die gepolsterten 'Schwerter') fand Jugger schnell Zuwachs, vor allem die Unistädte sind sehr aktiv. Aktuell wird weltweit gejuggert: USA, Finnland, Spanien, Irland, Australien... ein Ende ist nicht in Sicht! Ich selbst bin eher durch Zufall dazu gestoßen und habe sonst die Klassiker wie Fußball und Handball betrieben, aber als ich mit meiner Freundin spazieren war und Jugendliche im Park mit ihren selbstgebauten Stäben aufeinander zurennen sah, hatte es mich schnell gepackt und nach einem Probetraining war es dann soweit. Da ich immer sehr ehrgeizig bin habe ich geholfen aus der losen Hobbytruppe einen festen Verein zu machen. Nun aber zurück zu Jugger: Gespielt wird auf einem 40 x 20 m großen Feld mit 2 Teams á 5 SpielerInnen. Ziel ist es den Ball (Jugg) in der Mitte zu erobern und im gegnerischen Tor zu platzieren. Nach 2 Halbzeiten ist Schluss und es wird geguckt wer die meisten Tore erzielt hat. Die Spieler sind mit verschiedenen Pompfen ausgerüstet: Stab, Gtip, Schild, Langpompfe und Kette. Wird ein Spieler getroffen muss er für eine bestimmte Zeit aufsetzen. Es ist also eine Mischung aus Rugby und Fechten."
Wie kamst Du nun dazu diese Sportart in ein Brettspiel zu adaptieren?
"Da man im Winter nicht zu gut juggern kann und ich eh sehr gerne Brettspiele spiele kam das Eine zum Anderen und ich habe "Jugger das Brettspiel" erfunden. Zusammen mit meiner Freundin in mühevoller Hand- & Heimarbeit. Dies gefiel mir aber so gut das ich ein kleiner Gewerbe angemeldet habe und insgesamt 20 spiele verkauft habe. Danach fehlte mir vor allem die Zeit und daher habe ich das Gewerbe wieder abgemeldet. Ideen habe ich noch viele denn das Spiel ist was das Material angeht nicht perfekt ausgereift. Hätte ich doch einen 3D-Drucker ;-) "
Du bist also schon weit gekommen. Wie lief die Entwicklung und wie ist der aktuelle Stand?
"Auf unserem heimischen Drucker wurde auf Papier und Pappe das erste Exemplar erstellt und dann fanden dutzende Testspiele an. Vom Mechanismus her haben wir das vermeidlich beste verschiedener Spieler genommen, einiges aus "Warhammer" (z.B. Initiative, wer also wie schnell reagiert) dazu noch "Munchkin" was die Unberechenbarkeit angeht (aber auch ein wenig die Optik und den Humor). Mit Würfeln bewegt man sich vorwärts und kämpft. Man kann Ereigniskarten spielen um sich einen Vorteil zu verschaffen oder den Gegner zu stören. Ziel ist es lediglich einen Punkt zu erzielen aber das dauert zwischen 20 - 45 Minuten. Wir haben auf Youtube ein Erklärvideo (Link) hochgeladen und seit neustem gibt es das Regelwerk auch in englisch. Die Spielkarten sind einlaminiert und die Spieler sind bedruckte runde Holzscheiben. Im Kopf habe ich bereits Upgrades wie z.B. 3D-Figuren oder Pappfiguren. Wenn das ganze professionell gemacht sein würde bin ich sicher würde es noch mehr Leute ansprechen."
Und wie war die Resonanz der Spieler? Und wie geht es weiter?
"Bisher war die Resonanz positiv aber ich werde gegebenenfalls in der nächsten Zeit nur für mich privat ein fertiges Exemplar umsetzen wie ich es mir vorstelle. Zur Zeit sichte ich Materialien und mache mir Gedanken. Auch die Grafiken könnten bestimmt noch gepusht werden aber da sind meinen "Photoshop"-Fähigkeiten leider Grenzen gesetzt."
Hast du noch für andere Jungentwickler einen Tipp?
"Jeder der eine Spielidee hat soll sie einfach umsetzen, meistens ist es schon mit einfachen Mitteln gemacht und man kommt weit. Allein ist es wie so oft schwer und viel Arbeit aber man sollte sich nicht entmutigen lassen. Ein perfektes Spiel von Anfang an gibt es eher nicht, es formt sich mit der Zeit."
Vielen Dank für das Interview. Gerne verweise ich noch auf die Homepage des Spiels (Link).
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