Ralf Kurtsiefer? Hatte ich den nicht erst vor einer Woche im Interview? Ganz genau, damals fragte ich ihn zu seiner Tätigkeit als Komponist aus. Beiläufig erwähnte er, dass er mal ein rassismusfreies Indie-Rollenspiel entwickelt habe. Und spätestens beim Wort "Indie" konnte ich nicht mehr davon lassen, ihn so lange zu nerven bis er für ein zweites Interview zusagte ;-) Hallo Ralf. Lange nichts voneinander gehört :-P Stell Dich doch bitte nochmal den Lesern vor, die letztes Mal nicht mitgelesen haben.
"Ich bin 47 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder. Ich bin ein politisch sehr interessierter Mensch. Meine größte Schwäche ist, dass ich mir zu allem eine eigene Meinung bilde. Mein größter Vorteil ist, dass ich für niemanden eine ernsthafte Konkurrenz bin, weil ich, nur um Erfolg zu haben, nie mit eben dieser eigenen Meinung hintern Berg halten würde."
Und gleich nochmal die zweite Routine-Frage: Wie kamst Du überhaupt zum Rollenspiel? Und was ist dein Lieblingsspiel?
"Meine heute besten Freunde sind allesamt Rollenspieler. Den ersten habe ich über eine ehemalige Freundin meiner Frau kennen gelernt. Den zweiten haben die Götter in unsere Nachbarschaft geführt und den dritten haben wir im Internet gefunden…..da bekommt man heute ja fast alles :-) Einer dieser Freunde hat uns damals zum Rollenspiel gezwungen, wobei meine Frau strikt gegen den Blödsinn war! Dann hat ein Bekannter ein Life-Rollenspiel in einem Saloon im Phantasialand veranstaltet. Mit Kostümen, welche vorher selber genäht wurden. Meine Frau hat ausnahmsweise mitgemacht. Ich hatte die tragende Rolle des Bürgermeisters. Höhepunkt des Abends sollte meine Hochzeit mit einer sehr hübschen jungen Frau sein. Das wusste natürlich keiner! Meine (RealLife-)Frau war nur meine Geliebte in diesem Spiel, welche ich los werden sollte. Irgendwie muss ich sie dabei so verärgert haben, dass sie mich doch tatsächlich erschossen hat. Da ich aber wichtig war (im Übrigen immer noch bin :-)) hat der Spielleiter entschieden, ich hab überlebt. Leider nur kurz! Meine Frau hat mich dann nochmal erschossen :-( Seit dem mag sie seltsamerweise das Rollenspiel und ich hab manchmal abends Angst, vor ihr einzuschlafen! Wir spielen "Das Schwarze Auge". Auf Cons hab ich auch mal "Dungeonslayers" ausprobiert, was mir auch gut gefällt. Ich hab auch mal ein eigenes Rollenspiel erfunden. Rassismusfrei und nicht gewaltverherrlichend. Für Kinder. Hat aber keinen interessiert. Du siehst, da Musik das Einzige ist, das ich gut kann, muss ich dabei bleiben ;-) Was ich auf jeden Fall auch mal gerne spielen würde, wäre "Splittermond" und "Pathfinder". Ach ja und natürlich "Eis & Dampf"."
So, und jetzt endlich mal neue Fragen :-) Stell doch mal Dein Rollenspiel "Thanduria" vor!
"Mein Rollenspiel System hieß "Thanduria" :-) Im Groben geht’s um 4 Regionen die für verschiedene Tugenden stehen. Weil die Welt Thanduria in der Vergangenheit immer in Krieg gelebt hat haben die Götter eingegriffen und den Kontinent in 4 Teile unterteilt. In der Mitte (mal ausnahmsweise nicht im Osten) liegt das Reich des Bösen."
Kannst Du etwas genauer auf die Spielmechaniken eingehen?
"Da das System für Kinder ist muss das System einfach sein und Spaß machen. Deshalb wird alles mit einem W6 gewürfelt. Es gibt für Kampf- und Zauberwerte. Würfelst du drunter hast du die Aktion geschafft. Zauber darf sich jeder Held am Anfang des Abenteuers bis zu einer festgelegten Größe mitnehmen. Also quasi das "Magic"-System - Viel Auswahl und das strategische Element der Combos. Die Zauber sollte es in Form von Karten geben, die die Kinder vorher aus Bastelbögen ausschneiden konnten. Es gibt natürlich auch Lebenspunkte und Schadenspunkte. Die Eigenschaften die wir alle von DSA kennen: Klettern, Sinnesschärfe,... Der Meister (wahrscheinlich die Mutter) bestimmt wann auf was gewürfelt werden soll und mit welchen Regeln. Die Regeln sind ansonsten ziemlich demokratisch bis hin zur Abwahl desMeisters :-) Zum Thema Gewalt habe ich mir überlegt dass es in "Thanduria" wie in der wirklichen Welt Gewalt gibt, dass das System aber auf der Seite der Friedfertigen ist. Wer zu oft Gewalt anwendet bekommt Alptraumpunkte bis hin zur Unspielbarkeit des Helden."
Mit welchem vorhandenen System ist es am ehesten vergleichbar? Und was macht es Besonders?
"Es ist am besten mit "Dungeonslayers" zu vergleichen von der Einfachheit her. Vom Spielgefühl her soll es klassische Fantasy sein. Mittelalter mit allen Wesen die man so kennt."
Dein Rollenspiel legt besonderen Wert darauf rassismusfrei zu sein. Wieso dieser Ansatz und wie setzt Du ihn konkret um?
"Alle Rassen sind gleichberechtigt. Keine ist dümmer als die andere. Vor allem werden Klischees vermieden. Rassismusfrei ist es auch deshalb weil es absolut nichts gibt was jemand besonders kann weil er es genetisch vererbt bekommen hat."
Das Projekt "Thanduria" ist ja zur Zeit ruhend. Geht da noch was?
"Das Thema ist gestorben. Es interessiert auch in Wirklichkeit keinen. Wenn ich will dass Kinder mein Spiel spielen dann muss ich ein Horror-Setting wählen und ganz groß "ab 18" drauf schreiben. Wenn du willst…hier ich schenk es dir…mach was draus :-) "
Danke sehr :-D Hast Du eventuell noch Tipps für angehende Rollenspiel-Entwickler?
"Puh… das könnt ich mir nur erlauben wenn ich erfolgreich wäre. Aber ich hab ein paar wünsche aus Spieler-Sicht. Macht uns die Vorbereitung so einfach wie möglich. Wenn das Kampfsystem zu kompliziert ist dann spiel ich es nicht. Dankt Gott für Fans dass sie zur Heldengenerierung nützliche Tools für euch entwickeln :-) "
Vielen Dank für das nunmehr schon zweite Interview innerhalb einer Woche. Und ich schau mir "Thanduria" gleich mal an!
Tags