Wir alle hatten ja schon mal einen schlechten Tag. Vielleicht war die Arbeit totaler Mist, weil der Chef rumgepöbelt hat, vielleicht hat sich die Freundin getrennt oder irgendwer hat einfach mal den Seitenspiegel abgefahren und dann Fahrerflucht begangen. Kann passieren, ist menschlich. Aber Arbeit kann man wechseln, Freundinnen ersetzen und Autos reparieren – Aber was ist, wenn man plötzlich auf der Straße steht? Obdachlos, ohne Geld, ohne eine Familie oder Freundinnen und Freunde? Genau darum dreht sich der Comic „Batman: One Bad Day: Der Pinguin“, geschrieben vom Oscar-prämierten Starautoren John Ridley. Wobei, eigentlich geht es gar nicht darum! Denn dieser gerade mal 76 Seiten dünne Geschichte erzählt stattdessen, wie es nach dem schlechten Tag weiterging, an dem Oswald Cobblepot a.k.a. Der Pinguin sein Imperium verlor und mittellos aus der Stadt fliehen musste... Es gibt diesen dummen Wandtattoo-Spruch, den man auch als Selbstcharakterisierung in Instagram- & Facebookprofilen von tendenziell eher prekären Personen findet: „Wer kämpft, kann verlieren! Wer nicht kämpft, hat schon verloren!“ – Und so pseudo-deep der Spruch auch ist, genau darum geht es in diesem phantastischen Comic: Mit dem ranzigsten Revolver, den der örtliche Waffendealer in der hintersten Ecke finden konnte, und genau einer Patrone kehrt der Pinguin zurück in seine alte Heimatstadt. Denn er will Rache üben am Umbrella Man, der ihm diesen schlechten Tag bescherte, und sein altes Imperium zurück. Dazu klappert er nach und nach seine alten Bekannten ab, die ihn damals im Stich ließen oder aber die er früher mal im Stich ließ. Niemand ist wirklich begeistert, aber mit jeder neuen Begegnung wird er erfolgreicher: Aus einer Patrone werden drei, aus keinen Verbündeten werden Zweckgemeinschaften mit einer ganzen Reihe an AußenseiterInnen. Jetzt steht seiner erfolgreichen Rache nur noch Batman im Weg... „Batman: One Bad Day: Der Pinguin“ ist eine gute, spannende Geschichte. Sicherlich ein wenig vorhersehbar und klischeebeladen, aber doch liest man sie mit heller Freude bis zum viel zu raschen Finale. Und noch schlimmer, man entwickelt sogar ein wenig Sympathie für diesen Schwerverbrecher! Wobei das auch nicht schwer ist, denn unter Umbrella Man ist Gotham einfach noch hundertfach verkommener. Das muss auch Batman einsehen, der den Pinguin in seinem Tun gewähren lässt – Was für knallharte Fans des dunklen Ritters möglicherweise schwer zu verdauen ist, da er seine kompromisslose Haltung hier (auch wenn der Pinguin gute Argumente hat) gegen eine kurzzeitig rationale, fast schon opportunistische Haltung einlöst. Für mich als Gelegenheitscomicleser geht das aber voll in Ordnung, so ist die Geschichte gleich viel stimmiger :-D Also ihr merkt, ich bin begeistert, daher direkt mein postives... Fazit: Ich hab ja zugegebenermaßen nicht geglaubt, dass man mit einem so verabscheuungswürdigen Bösewicht wie dem Pinguin irgendwie sympathisieren könnte. Aber „Batman: One Bad Day: Der Pinguin“ (Link) belehrt mich in dieser Hinsicht, was für die Qualität des Comics spricht. Empfehlenswert!
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