Spider-Man, egal ob unter der Maske nun Peter Parker oder Miles Morales steckt, ist ja primär als die freundliche Superhelden-Spinne aus der Nachbarschaft bekannt. Aber immerhin sind wir hier in einer Multiversum-Comicwelt, sodass man auch mal ein paar Gedankenspiele „wahr“ werden lassen kann. Etwa was passiert, wenn Spider-Man mal zum Fiesling wird (Link) oder aber, wenn er sein Saubermann-Image gegen eine Identität als abgeranzter Punk-Musiker eintauscht... Unter der Maske steckt diesmal Hobart Brown, welcher im Prinzip genau das tut, was Spider-Man halt so tut: Die Nachbarschaft bleibt frei von Fieslingen und Gentrifizierung. Aber da wir uns in einer Punk-Alternativdimension befinden, sind alle „Bandmitglieder“ seiner Superhelden-Truppe (z.B. Daredevil, nur halt mit Drumsticks statt Schlagstöcken, und noch Captain Ameri... ähm Anarchy) ebenfalls knallharte Punks. Nicht, dass das groß etwas an ihren Fähigkeiten und ihrer Motivation ändern würde, aber es sieht halt lustig aus ;-) Doch dann wird das Gemeindezentrum angegriffen, und was anfangs wie ein Akt der gewaltsamen Gentrifizierung aussieht, entpuppt sich als fieser Plan des eigentlich verstorbenen – weil von Spider-Punk mit einer Gitarre geköpfte – US-Präsident Norman Osborn. Denn der hat Waffenlager & Abhöranlagen überall an der Ostküste unter öffentlichen Gebäuden (wie eben z.B. Gemeindezentren) eingebunkert. Klar, dass so etwas gegen das punkige Anarchie-Lebensgefühl verstößt, sodass Hobart & Co einen Roadtrip nach Washington starten... Diese kurze Zusammenfassung reicht eigentlich schon aus, damit man weiß, was in den fünf Kapitel bzw. US-Heften passiert. „Spider-Punk: Anarchie im Spider-Verse“, publiziert als 124 Seiten dickes Softcover von „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben), bietet eine extrem dünne und schon vielfach bekannte Roadtrip-Geschichte auf. Die ProtagonistInnen reisen durch die Gegend, treffen unterwegs Gleichgesinnte, am Ende gibt es eine riesige Prügelei. Nichts davon ist irgendwie neu oder überraschend, zumal auch sämtliche Figuren erschreckend blass bleiben... Und doch ist dieser Sammelband keine Vollkatastrophe, sondern immerhin ganz okay. Das liegt einerseits an der Grundthematik, die in ihrer konsequenten Umsetzung über weite Teile zum Schmunzeln anregt, und andererseits an den etwas gröberen, dafür aber umso passenderen Zeichnungen. Wer sich aber so überhaupt nicht für die Thematik begeistern kann, wird hier gelangweilt mit den Schultern zucken... Fazit: „Spider-Punk: Anarchie im Spider-Verse“ (Link) ist wie Punk-Rock! Entweder man hasst den Kram, dann sollte man einen weiten Bogen um den Sammelband machen, oder man liebt so etwas, dann wird man immerhin solide unterhalten. Es gibt nichts dazwischen!
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