Im letzten Jahr ging es ja ziemlich hin und her, was das WW2-Pulp-Tabletop "Dust Tactics" anging. Nach einer langen Phase unschönen Streits mit dem Distributor "Battlefront" nahm das "Dust Studio" nun das Zepter wieder selbst in die Hand. Eines der ersten Resultate dieses (so viel Parteinahme sei mir bei der Wortwahl gestattet) Befreiungsschlages liegt nun in Form von zwei Einsteigerboxen zu den neuen Fraktionen vor. Ob diese was taugen und wie sich die neuen Regeln auf den Spielspaß auswirken, will ich versuchen in meinem Ersteindruck zu erläutern. Bei den neuen Fraktionen handelt es sich um die "Kampfgruppe von Stein" für das Blutkreuz Korps der Achsenmächte und die "Taskforce Tanya" für die völlig neue Kriegspartei der Mercenaries. Letztere sind eine rein weibliche Söldnertruppe, welche sowohl selbstständig als eigene Armee als auch im Anschluss an eine der traditionellen Kriegsparteien gespielt werden kann. Beiden Starterboxen ist gemein, dass sie jeweils einen Helden enthalten (den jeweils namensgebenden Blutkreuz-Assassinen-Zombie Frank von Stein, einer nahkampfstarken Kampfbestie, beziehungsweise der mit schwerem MG bewaffneten Söldnerschwester Tanya), einen fünf Zombie/Frau starken Infanterie-Trupp sowie einen leichten aber schwerst bewaffneten Kampfläufer. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass es im Dust-Pulp-WW2-Universum ziemlich trashig, aber auch unfassbar cool zugeht? Besonders die Infanteristen sind dabei sehr detailreich gestaltet und einfach schön anzuschauen - Und nein, ich schreibe das jetzt nicht nur weil die Söldnerinnen große Brüste haben ;-) Außerdem enthalten sind in den jeweils großen und überraschend schweren Boxen je eine Panzersperre und eine Munitionskiste, sechs doppelseitig bedruckte Geländepappplatten (von der einfachen 1-Feld-Palme bis hin zum 5-Felder-Gebäude) sowie 12 Fraktionswürfel (mit Symbolen bedruckte W6) und die jeweils passenden, optisch leicht überarbeiteten Einheitenkarten. Außerdem, und das ist wohl das Highlight der Box, ist eine sehr robuste Vinyl-Spielmatte enthalten. Mit 6x9 Feldern reicht die zwar tatsächlich aus, um so eine kleine Startarmee (ca. 1/4 Punktekosten einer "normalgroßen" Turnierarmee) auszutesten, richtig Freude kommt aber erst auf wenn man die beiden Spielmatten aus den beiden Startboxen zusammenlegt. Mit Gebäuden und zahlreichen Hindernissen hat man dann ein regelreguläres und - mit den in den Startboxen enthaltenen Geländestücken - sehr spaßiges Spielfeld. Und was darf natürlich nicht fehlen in einer Starterbox? Genau, Starterregeln (Link zum kostenlosen Download)! Viel war ja im Vorfeld darüber diskutiert wurden, dass es schon wieder neue Regeln geben würde, kam doch die Umstellung auf das Regelwerk 2.0 erst Anfang letzten Jahres. Nachdem ich mich aber mal in das Regelheft eingelesen habe, möchte ich hier eher von einem mittelmäßig stark erratierten Regelwerk 2.1 sprechen. Denn die allermeisten Grundlagen und Mechaniken des Spiels (Durchführung der Spielzüge, Bewegung und Reichweitenermittlung über die quadratischen Felder, Bedeutung der Würfelsymbole) sind gleich geblieben, selbst die "alten" Einheitenkarten 2.0 funktionieren problemlos und sind vollkommen kompatibel. Also keine große Revolution, eher eine sanfte Evolution (Link zu mehr Infos, deutschsprachig). Um mal einen meiner Meinung nach passenden Vergleich zu finden, ist es im Verhältnis so wie beispielsweise bei "X-Wing Miniaturenspiel", wo F.A.Q. und Errate schon ziemlich dran rumgedoktort haben ;-) Lediglich eine Änderung ist wirklich revolutionär, wobei man in diesem Kontext eher von restauratorisch reden könnte: Die Spielfelder sind wieder bepunktet, daher Sichtlinien werden wieder von Punkt zu Punkt gezogen anstatt wie vorher von irgendwo vom Startfeld zu irgendwo auf dem Zielfeld. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob mir dieser von sehr vielen Spielern gewünschte Rückschritt wirklich gefällt... Eigentlich konnte ich sehr gut mit den bisherigen Regeln leben :-( Naja, wie dem auch sei, das bedeutet jedenfalls dass man endlich mal wieder vernünftig Deckung hat, da man eben nicht von so ziemlich jeder Stelle auf dem Spielfeld beschossen werden kann weil man vielleicht eine Sichtlinienlücke von 1 mm Breite hat ;-) Wie sich dies nun auf die Spielpraxis auswirkt, kann ich nur erahnen. Entweder wird es nun schneller gehen, weil man rascher an den Feind rankommt da man von sicherer Deckung zu sicherer Deckung vorrücken kann. Oder es wird langsamer, da man nun nicht mehr innerhalb der ersten 2 Runden seine halbe Armee in einer Würfelorgie verliert. Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen, ich freu mich schon auf meine ersten Testspiele gegen Christian (dem großer Dank für die Fotos gebührt, da er beide bemalte Startboxen gekauft hat und ich nur eine unbemahlte Mercenary-Box) und Nadine :-) Was man über das Schnellstartregeln noch berichten sollte, ist zum einen die haptische und optische (wirkt so richtig schön 40er Jahre) als auch die inhaltliche Qualität. Hier wird Einsteigern der Start wirklich einfach gemacht mit Beispielen, erklärenden Zeichnungen und einem leicht verständlichen Quick-Reference-Sheet. Zwar gibt es das alles bisher nur auf englisch, aber es wird wohl schon im Geheimen an einer deutschen Übersetzung gearbeitet. OK, so geheim wohl doch nicht wenn es schon die großen Szene-Magazine (Link) wissen :-P Nun bleibt natürlich die Frage, ob sich mit diesen Starterboxen der Einstieg in "Dust Tactics" lohnt? 60 $ für die zusammengebaute und vorgrundierte, teils mit Decals verzierte, Einsteigerbox sind schon ein stolzer Preis. Wenn ich mir aber die hohe Qualität der Figuren (viele Details, dabei keine Gussfehler und Grate) und des gesamten Spielmaterials anschaue, empfinde ich diesen als noch in Ordnung. Gerade auch die tolle Vinyl-Matte wertet die Starterbox nochmal ordentlich auf, und die wirklich gut gemachten Schnellstartregeln erlauben einen problemlosen Einstieg. Für den doppelten Preis, also 120 $, gibt es die Einheiten übrigens auch schon sehr sehenswert bemalt (siehe die Bilder hier in diesem Artikel), ob einem der Aufpreis das natürlich Wert ist muss man selber wissen :-P