Zum deutschen Rollenspiel-Klassiker "Das Schwarze Auge" gibt es nicht nur massenhaft Kaufabenteuer, sondern auch Produkte von zahllosen gleichsam kreativen wie auch motivierten Fans. Ein solche Hobbyautor ist Stefan Bushuven, seines Zeichens Autor des "Grautannzyklus". Der erste Teil der Kampagne mit dem Titel "Zum Urbrander Turm" ist nun fast fertig und im Interview gibt er uns die Gelegenheit, mehr über die Entstehungsgeschichte und die Zukunft zu erfahren. Hallo Stefan. Stell Dich doch bitte mal den Lesern vor.
"Ich bin Stefan Bushuven, in den Foren als „Whisp“ unterwegs. 37 Jahre, gebürtig aus Westfalen, studiert in Münster, aktuell tätig als Arzt (Notfall/Intensivmedizin) in Singen und Radolfzell am Bodensee. Frau, 2 Kinder, 3 Katzen und jede Menge Rollenspielbücher (v.a. "Das Schwarze Auge", "Dungeons & Dragons", "Battletech/Mechwarrior", "Traveller", "Earthdawn", "Shadowrun", "Midgard", "Der Eine Ring", "Dungeonslayers" und natürlich "Gammaslayers")."
Du hast 2010 das DSA-Abenteuer "Die Schenke zum Singenden Schwert" geschrieben. Kannst Du uns einen Überblick verschaffen?
"Die Schenke war der Auftakt für insgesamt 6 weitere Abenteuer im „Old School“-Stil. Alle wurden beim Orkenspalter (Link) online gestellt und erfreuen sich mehr oder weniger Beliebtheit ("Der Schlangenberg", "Mondsilberadern", "Gassenschatten", "Phexens Werk und Zholvars Beitrag", "Verrottetes Wissen" und "Der Schwarze Pass"). Alle Abenteuer sind auch allein für sich spielbar. Die ganze Kampagne dreht sich vor allem um den Zwergen Andrasch Drachenzahn, den Magier Nebain ui Kalair und die nicht-kanonische Baronie Grautann, südlich des Finsterkamms zwischen Greifenfurt und Weisen."
Nun arbeitest du dieses Abenteuer ja um zu "Zum Urbrander Turm". Warum nochmal das alte Abenteuer und keine Neuerfindung? Und was ändert sich zum Vorgänger?
"Das Vorwort lässt sich breit dazu aus. Zum Einen gefielen mir Layout und Stil nicht mehr. Zum Anderen wollte ich das ganze Grautannprojekt in eine offene Sandbox verändern und nicht dem linearen Handlungsstrang folgen. "Der Urbrander Turm" wird das Portalabenteuer zu der Kampagne sein – kann aber wiederum völlig allein gespielt werden. Da wird sich auch noch einiges tun. Was die Schenke angeht wird, bleibt der Kern des Survivalhorrors erhalten. Einige NSCs ändern sich, neue NSCs kommen hinzu. Graphisch wurde alles auf Vollfarbe aufgepeppt, alle NPCs mit dem Helden 5.0.0 Generator generiert und das ganze modularer gemacht. Die wichtigsten Kernelemente wie Iloren, Marek, Gerbald, Graufell und Andrasch bleiben."
Warum ausgerechnet ein Abenteuer für "Das Schwarze Auge", warum genau Regelversion 4.1 und kann man es auch für andere Systeme verwenden?
"DSA 4.1, weil dies einfach abgeschlossen und fertig ist. DSA 5 wird ja noch immer wieder nachmodifiziert. Lohnt sich also noch nicht, vor allem hinsichtlich spezieller Regeln. Eine Konversion auf DSA 5 ist sicher einmal erwünscht, aber auch Konversionen auf andere Fantasy-Regelwerke ("Dungeonslayers", "Dungeons & Dragons", "Midgard"…) ist problemlos möglich – man muss nur den Background etwas verändern."
Lass mich doch mal über Deine Schulter schauen. Wieso entwickelt man ein eigenes Abenteuer und wie genau gingst Du vor?
"Das ist wirklich sehr schwer zu beschreiben. Ich spiele und leite nun seit fast 30 Jahren. Irgendwann hat man einfach eine „Idee“ wie man es umsetzen möchte. Zudem will ich eine eigene Geschichte erzählen. Und dabei darf es gerne auch ein wenig episch zugehen – auch wenn dies mit der dichten DSA-Welt manchmal schwer in Einklang zu bringen ist. (Episch heißt hier aber nicht, dass es aventurienweit wirken soll. Aber die Region wird sich schon verändern.). Zudem ist es immer schön, wenn man auf etwas eigenes Geschaffenes zurückblicken kann."
Hast Du vielleicht auch Tipps für andere Abenteuerautoren?
"Ich glaube, das muss jeder selber ausprobieren. Aber es gehört viel Planung und Konzepterstellung dazu. Wichtig ist auch, dass man versteht, dass man es nie allen recht machen wird. Kritiker gibt es immer – aber das ist auch gut so. Ohne diese wären meine anderen Abenteuer nie so geworden wie sie sind und auch Großprojekte wie "Gammaslayers" nie möglich gewesen."
Wie weit ist die Arbeit am Abenteuer fortgeschritten? Und brauchst Du noch Hilfe?
"Das Abenteuer ist fertig und wird gerade lektoriert und dann testgespielt. Danach werde ich den Zentral-Kampagnenband vorbereiten. Ich brauche vor allem Testleser und Lektoren, Leute die es auf die Stimmigkeit mit Aventurien ansehen und mir konstruktives Feedback geben."
Wie wird es weitergehen? Kommt vielleicht sogar mal eine Printversion? Kannst du schon ein wenig was über den Grautannzyklus erzählen, vielleicht sogar einen kleinen exklusiven Spoiler?
"Weiter geht es mit dem Zentralmodul der Grautannchroniken – der Band der also alles verbindet. Er dient gewissermaßen als Quellenband für die wichtigsten Personen, Ereignisse, Orte, Ortschaften, Regionen und die Parteien, die sich dort bekriegen. An diesen Zentralband werden dann die einzelnen Modulabenteuer angehängt. Diese sind teilweise schon durch die alten Abenteuer bekannt, die Struktur und Zusammensetzung sowie die Details werden sich aber ändern. Zudem werden zuerst die Module beschrieben, die im alten Grautannzyklus nicht beschrieben wurden. So kommen aktive Gruppen leichter zu einer Synthese der alten und neuen Version. Daten für die Veröffentlichungen gebe ich aber nicht an, da mich Job und Familie ziemlich einspannen und mich zudem "Gammaslayers" noch stark beschäftigt. Es kommt, wenn es fertig ist – die Muse zwingt aber regelmäßig ;-) Eine Printversion? Naja, ich glaube, da müsste man Ulisses schon drauf stoßen. Im Rieslandfall haben sie es ja getan. Ob mein Werk qualitativ dafür ausreicht, glaube ich nicht so wirklich. Ich werde mir aber sicher im Copyshop ein paar Exemplare für den persönlichen Hausgebrauch drucken und binden lassen."
Vielen Dank für das Interview, ich bin auf das Resultat gespannt :-)
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