Golden City, der mittlerweile im Weltraum umherschwebende Luxusstadt der Schönen & Reichen, war schon immer der Schauplatz von spannenden Abenteuern rund um Neubürgermeister Banks. Der fand zu Beginn der Reihe (Link) nach allerlei intriganten Mordplänen zu sich selbst, als er sich mit dem wasserliebenden Ghetto-Pöbel anfreundete. Doch die schöne Zeit auf dem Meer ist vorbei, denn im Weltraum wartet auf den (ehemaligen?) Protagonisten jetzt knallharte Realpolitik. Jetzt hab ich in der Einleitung eigentlich schon die komplette Vorgeschichte erzählt, daher nur ganz kurz die Rekapitulation des letzten Bandes (Link): Der Milliardär Harrison Banks ist nun also der gewählte Bürgermeister der Goldenen Stadt, woran man fast nicht geglaubt hat, weil er sich immer wieder mit den Mächtiger der Welt anlegt (zuletzt mit der russischen Mafia) und weil er auch immer wieder das „Glück“ hat, ins Visier von AttentäterInnen und Terrorgruppen zu geraten ;-) Nicht ganz so viel Glück hatte dagegen sein Ghetto-Freund Solo, den ein paar Wohlstandsverwahrloste umgebracht haben... Und genau hier beginnt auch der aktuelle Band „Dark Web“, denn die „Strandpiraten“ (quasi die Ghetto-Fischerei-WG, welche neben Banks im Fokus der Comic-Reihe steht) verklagen die Mörderin! Weil aber die Unschuldsvermutung gilt und die Beweislage sehr dünn ist, kommt sie frei. Das erbost den Strandpiraten-Hacker Apple so sehr, dass er sich entnervt von seiner Wohngemeinschaft abwendet und ab jetzt sein eigenes Ding durchzieht – Was für ein seltsamer Zufall, dass drei Monate später ein massiver Hacker-Angriff die Goldene Stadt lahmlegt und ihre Bandkonten leerräumt :-P Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum, unsere Lebenszeit ist kostbar: Bisher standen die „Golden City“-Comics für stylish designte, spannende SciFi-Kapitalismuskritik. Und auch „Dark Web“ ist stylisch und kapitalismuskritisch. Aber spannend, das ist dieser Band einfach nicht :-( Bürgermeister Banks macht Bürgermeister-Kram, der einerseits interessant ist (denn so ein Hacker-Angriff auf eine Raumstation ist nicht ungefährlich), andererseits aber auch gewisse Doppelstandards (Vitamin B) offenbart. So richtig zum Protagonisten taugt der Milliardär in einer Geschichte, die ja explizit die Ungleichheit von Arm und Reich thematisiert, immer weniger. Auch die anderen Handlungsstränge sind diesmal eher mittelmäßig fesselnd, denn die Zusammenhänge rund um das Verschwinden von Hacker Apple sind mehr als offensichtlich. Und Mifa, die bisher starke Frauenfigur der Strandpiraten, verhält sich mit Eifersucht und Uneinsichtigkeit eher wie das Teenager-Mädchen Kumiko, nicht wie eine moralisch gefestigte Erwachsene. Hier setzt sich irgendwie der Trend fort, der spätestens im Vorgängerband begann, dass Frauenfiguren narrativ ins Hintertreffen geraten. Schade! Gleich geblieben ist immerhin das Niveau der Zeichnungen, noch immer bietet Nicolas Malfin hier stylisches SciFi mit etwas an Karikaturen erinnernde Figuren. Fazit: SciFi-Fans können sich den 14. Band (der wie immer bei „Bunte Dimensionen“ erschienen ist, die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben) also holen, um zu schauen, wie es weitergeht. Rückblickend werden sie sich aber irgendwann daran erinnern, dass „Golden City #14 Dark Web“ (Link) einer der schwächsten Vertreter der eigentlich tollen Comic-Reihe ist.
Tags