Der vor knapp 2 Jahren erschienene Comic „Ali-La-Can“ (Link), Auftakt des „Das Pin-Up der B-24“-Zweiteilers, war ein echter Farbtupfer im grauen bzw. olivgrünen Einheitsbrei der franko-belgischen Weltkriegscomics. Denn auch wenn es ein paar gute Luft(kampf)szenen gab, standen doch vielmehr die Freundschaft der drei Protagonisten sowie die Liebe (sowohl zu Frauen als auch zu ihrem Flugzeug) im Vordergrund. Der abschließende zweite Band „Nose Art“ geht diesen eingeschlagenen Weg konsequent weiter und ersetzt Kampfszenen durch Vergangenheitsbewältigung.
Die B-24 „Ali-La-Can“, welcher auch dem Auftaktband seinen Namen gab, ist auf dem italienischen Kriegsschauplatz legendär: Während die Kameraden der Reihe nach abgeschossen werden, übersteht dieser Bomber ohne einen einzigen Kratzer gleich 34 Einsätze. Und auch privat läuft es bei der Flugzeugbesatzung perfekt, eine Dreier-Hochzeit mit sexy Krankenschwestern inklusive. Doch dann wendet sich das Blatt, denn die B-24 wird über der libyschen Wüste abgeschossen. Nur der Pilot Glenn Baxter überlebt, nicht wissend, wie er das verdient hat... 15 Jahre später findet er bei einem Transferflug das Wrack seines Bombers und stürzt, wohl der Tradition wegen, gleich nochmal ab :-D Und hier steigen wir ein in den zweiten, abschließenden Band „Nose Art“. Glenn versteckt sich vor der sengenden Wüstensonne in den Überresten der „Ali-La-Can“, um auf seine Rettung zu warten. Doch die kommt nicht, sodass seine Überlebenschancen jeden Tag sinken. Immerhin gibt es einen kleinen Lichtblick, denn offensichtlich haben damals noch andere seiner Kameraden den Absturz überlebt, welche der Nachwelt ihre Aufzeichnungen hinterlassen haben. Und so muss Glenn wohl verdursten, aber wenigstens stirbt er nicht unwissend...
Wer sich für Fliegercomics mit Militärbezug interessiert, dürfte von „Nose Art“ schwer enttäuscht sein. Denn der Krieg ist hier lange vorbei, hier geht es ausschließlich um die Erkundung der Vergangenheit. Und selbst die zahlreichen Rückblenden erzählen „nur“ vom Überlebenskampf der abgestürzten Bomberbesatzung. Fans der reinen Fliegercomic-Lehre werden das nicht mögen, Fans von guten Geschichten aber umso mehr. Denn gemeinsam mit Glenn entdecken die Lesenden die wahren Gründe für den Absturz, was für einige Überraschungen sorgt. Zugegebenermaßen löst sich gegen Ende alles ein wenig zu rasch in Wohlgefallen auf, auch gibt es für meinen Geschmack ein wenig zu viel Esoterik. Allerdings reden wir hier über einen Comic, dessen Grundkonzept ist, dass das Flugzeug selbst ein Bewusstsein hat – Wer sich also den zweiten Band kauft, weiß bereits, dass „Das Pin-Up der B-24“ eher ein Märchen und keinesfalls eine hyperrealistische Kriegsdoku ist ;-)
Zeichnerisch ist der zweite Band auf altbekanntem Niveau, wobei der unerbittliche Überlebenskampf in der Wüste schon sehr trostlos in gelb-beige koloriert ist. Das bringt die passende Atmosphäre rüber, ist über 56 Seiten hinweg aber doch etwas eintönig. Da es letztlich aber eher um die Geschichte und weniger um visuelle Schauwerte geht, kann man das verschmerzen, und frohen Herzens die glatten 17 € zahlen, welche „Bunte Dimensionen“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) für das in altbekannter Qualität gedruckte Hardcover verlangt.
Fazit: Na da hat der erste „Das Pin-Up der B-24“-Band eine ziemlich falsche Fährte gelegt, denn statt Kriegsflieger-Action gibt es in „Nose Art“ (Link) nur Überlebenskampf & Vergangenheitsbewältigung. Das liest sich allerdings sehr gut weg, daher sollten Fans des Auftaktbandes – trotz dem Genre-Wechsel – unbedingt auch den Abschlussband kaufen.