Es gab da mal so eine Serie über französische Kampfflieger, welche trotz manchem Genre-Schlenker doch immer wieder mit einer halbwegs glaubwürdigen Militäraction-Politikthriller-Mixtur und vor allem wunderschönen Flugzeugzeichnungen begeistern konnte. Diese Comicreihe trug den Titel „Team Rafale“ und war früher mein popkulturelles Guilty-Pleasure. Aber dann kam der fünfte Band „Black Shark“, der plötzlich in einem ganz anderen Genre wilderte (denn die Flugzeuge standen plötzlich nicht mehr im Fokus) und noch dazu wesentlich schlechter aussah. Und dann ging diese Story auch noch über drei Bände – Ufff! Aber zu früh gejammert, denn schon mit dem Zyklus-Mittelteil „Anarchie 2012“ kam der Lesespaß wieder zurück. Und darum war ich umso gespannter, ob das Zyklus-Finale „Tag der Abrechnung“ nochmal eine qualitative Schippe drauflegt oder wieder absackt... 

 
Tom Nolane und Jessica Nate sind französische ElitepilotInnen, welche im fünften Band die ehrenvolle Aufgabe bekamen, den G8-Gipfel in Schottland zu bewachen. Eine unheilige Allianz aus anarchistischen Ossi-RAF-Videospielnerds und irischen Separatisten will dies zum Anlass nehmen, um die die Welt mit einem Terroranschlag ins Chaos zu stürzen, und stiehlt deshalb Jesscias Ehemann (einem Hightech-Waffenhändler) zwei autonome Kampfdrohnen mit Tarnkappen-Technologie. Und damit wird dann halb Schottland zerbombt ;-) 

 
Okay, so schlimm ist es dann doch nicht, aber wenn man mal so zusammenrechnet, wie viel Militärgerät in diesem Zyklus kaputt geht, dann könnte man damit vermutlich den Welthunger bekämpfen :-P Mitten drin ist immer Tom, der sich bereits im letzten Band als eine Art Superagent etablierte, der erst jeden Hinweis knackt, dann jeden Gegner abschießt und zuletzt auch noch jeden Anschlag überlebt. Und genau so geht es dann auch im Finalband weiter, denn egal welche fiesen Tricks die Terroristen aus dem Ärmel schütteln (neben den geklauten Kampfdrohnen setzen sie auch Killerkommandos ein und hacken hochentwickeltes Militärgerät), Tom erweckt seinen inneren James Bond oder Jason Bourne und regelt das Problem :-D Die zuvor (wegen ihrer ehelichen Verbindungen zum Drohnenentwickler) kaltgestellte Jessica steht ihm gegen Ende auch in nichts nach, selbst wenn sie dafür auch mal ein paar Befehle verweigert – Ich denke man hat schon herausgehört, dass dieser Band wieder mal absolut überdrehten Quatsch liefert, aber alles andere als der Gang vors Militärtribunal im nächsten Band wäre eine Schande... 

 
Nebenbei hätte man dann (also wenn sie den mehrfachen Abschussbefehl nicht verweigert hätte) übrigens gut die Hälfte des 48 Seiten starken Bandes wegkürzen können, oder man hätte den freigewordenen Platz dann mit einer vernünftig erzählten, spannenden Geschichte gefüllt. Aber, und das habe ich ja bereits in den Rezensionen der vorherigen beiden Bände erwähnt, dieser Zyklus hat nichts mehr mit dem zu Beginn der Reihe selbstproklamierten Anspruch zu tun. Nein, stattdessen gibt es hier einen Action-Kracher in der Tradition solcher B-Movie-Blockbuster wie „London Has Fallen“ und „White House Down“. Und so etwas findet ja zweifelsohne auch seine Fans, denn heldenhafte Typen, knallige Explosionen und wilde Schießereien gibt es hier zuhauf. Dabei ist die Action manchmal ein wenig zu chaotisch, aber dies bemerken vermutlich nur solche Pedanten wie ich, die sich auch an den überraschend offensichtlichen Zeichen- & Anschlussfehlern stören :-P Und so wirkt dieser letzte Band, wenn wir mal beim Filmvergleich bleiben, auch nicht unbedingt wie so ein weiter oben genannter, hochklassiger Bombast-B-Movie, sondern eher wie ein Direct-to-DVD-Mockbuster. Schade um den guten Ruf der Comicreihe aus dem Verlagshaus „Bunte Dimensionen“ (das mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), aber sein Publikum wird auch dieser Band zweifelsohne finden. 

 
Fazit: „Team Rafale #7 Tag der Abrechnung“ (Link) als Zyklus-Abschlussband ist letztlich nicht so schwach, wie es der Zyklus-Auftakt vermuten ließ, aber im Vergleich zu den Bänden 1 – 4 ist der qualitative Abfall inhaltlich und zeichnerisch doch deutlich. Schade!

Tags