Die Comic-Adaptionen des Videospiel-Meilensteins „Cyberpunk 2077“ haben ja bisher weitläufig eine sehr positive Resonanz erfahren. Auch hier im Blog war ich sehr oft voll des Lobes, beispielsweise kannte meine Begeisterung bei „Blackout“ (Link) keine Grenzen mehr; aber selbst so eine ruhige Geschichte wie „Wo ist Johnny“ (Link) hat ganz wunderbar funktioniert. Den Gipfel des Lobes hat nun aber der nur 64 Seiten dünne Comic „Big City Dreams“ erklommen, denn er wurde mit dem weltweit wichtigsten Phantastik-Preis „Huge Award“ ausgezeichnet. Und da war ich natürlich mal arg gespannt, ob dieses Lob gerechtfertigt ist...
Ein Mann kommt zurück zu seinem Heim, einer trostlosen Farm inmitten trostloser Felder, und wird von seiner Frau verlassen. Die hat, ebenso wie die Tochter, nämlich einerseits keine Lust mehr als unfreiwillige Protagonistin in einem Braindance-Video mitzuspielen. Und andererseits klingt ein Leben im sagenumwobenen Moloch Night City viel spannender... Und genau solch ein spannendes Leben haben zwei leichenfleddernde Kleinganoven, welche ihrerseits aber wieder aus Night City entkommen wollen. Allerdings auf zwei verschiedene Arten: Sie will das Kopfgeld für einen Auftragsmord einstreichen, er will einfach mit den Braindance-Videos eben jener Farmer-Familie glücklich werden – Ob wenigstens irgendwer in dieser Geschichte irgendwie das Glück findet?
64 Seiten mit sehr vielen arg trostlosen, aber eben auch arg atmosphärischen Zeichnungen und eher wenig Dialogen, die man in einer Viertelstunde durchgelesen hat. Quasi kaum mehr als ein in die Form eines Softcovers gepresstes dünnes Comicheftchen, für welches „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben) immerhin 10 € haben möchte. Lohnt sich der Kauf? Definitiv! Denn „Big City Dreams“ beweist eindrucksvoll, dass man eben keine hunderte Seiten voller Drama und Dialogen braucht und auch keine knallbunten Bombast-Zeichnungen, um unterhaltsame und auch nachdenkliche Geschichten zu erzählen. Denn trotz des geringen Umfangs geht der Autor Bartosz Sztybor ungemein effektiv vor, sodass man die Handlung aller Figuren vollkommen nachvollziehen kann, auch wenn man eigentlich nichts von ihnen weiß. Und das ist wirklich beeindruckendes Storytelling, sodass der „Hugo Award“ wahrhaft verdient ist!
Fazit: Der dünnste „Cyberpunk 2077“-Band (Link) ist auch gleichzeitig der beste. „Big City Dreams“ ist, und man verzeihe mir den schlechten Wortwitz, ein Traum!