Eine gefeierte Graphic Novel, die sogar von Netflix mit einem ganz okayen Budget verfilmt wurde – Da wurde ich hellhörig, selbst als mich der ursprüngliche Streaming-Trailer so gar nicht abgeholt hat. Aber oft (wenn auch nicht immer) ist das literarische Original-Werk ja eh besser als die Verfilmung, also ran an das 220 Seiten dicke Mammutwerk, welches eine Detektiv-Geschichte über vier Epochen erzählt. 
 

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Eine Leiche taucht auf in der hinterletzten Ecke Londons. Soweit, so gewöhnlich. Allerdings gleich zu vier verschiedenen Zeitpunkten: 1890, als man gerade Jack the Ripper jagt. 1940, als man ganz andere Sorgen hat (nämlich den 2. Weltkrieg). 2014, als Nationalisten sich so gar nicht damit anfreunden können, dass eine Muslima die Ermittlungen übernimmt. Und 2050, als sich die Welt von der Techno-Apokalypse erholt... Die jeweiligen ermittelnden Hauptfiguren der ersten drei Epochen sind dabei vor überraschend ähnliche Hindernisse gestellt, denn einerseits müssen sie mit gesellschaftlichen Verachtung aufgrund ihrer Biografie bzw. Persönlichkeit kämpfen, andererseits wollen höhergestellte Personen und Institutionen ihre Ermittlungen behindern. Und dann gibt es auch noch so etwas wie einen scheinbar epochenübergreifenden Kult, der ihnen jeweils weismachen will, dass sie geliebt werden...
 

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Von „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) beworben als Zeitreise-Krimi, kann „Bodies“ eben genau dieser Genre-Zuschreibung kaum gerecht werden. Denn ja, es gibt eine Leiche, und ja, es gibt polizeiliche Ermittlungen. Aber die sind quasi nur der berühmte „McGuffin“, damit sich die einzelnen Figuren innerhalb ihrer Epoche mit ihren eigenen Problemen auseinandersetzen. Inspector Hilinghead muss beispielsweise 1890 seine Homosexualität verbergen, während er zugleich der politische Spielball seiner Geheimloge ist. Der aus dem besetzten Polen geflohene Jude Weissmann muss 1940 irgendwie unter einen Hut bringen, dass er selbst in die organisierte Kriminalität verstrickt ist. Und 2014 wird die erfolgreiche Polizistin Hasan immer noch primär über ihr Kopftuch definiert... Zur 2050er Ermittlerin, die irgendwie ziemlich dement oder wie auf Drogen wirkt, kann ich dagegen gar nichts schreiben. Denn um ehrlich zu sein habe ich ihren Handlungsstrang so gar nicht verstanden und (da er wohl alles zusammenhält) damit auch den gesamten Comic nicht. Ich bin verwirrt und deshalb irgendwie unbefriedigt, wofür „Bodies“ aber wohl nichts kann, denn die vielen positiven Rezensionen anderer Comic-Fans kommen ja nicht von ungefähr. Aber ich hab es nicht verstanden und erfreue mich deshalb lediglich an den netten Zeichnungen, die je nach Epoche mal sehr atmosphärisch und mal etwas exzentrisch aussehen.
 

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Fazit: Offenbar ist „Bodies“ (Link) ein genialer Comic, aber ich bin einfach viel zu dumm, um diese Genialität zu begreifen. 

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