Wie läuft so eine SciFi-Comicserie von Christophe Bec eigentlich ab? Erst gibt es eine spannende Ausgangssituation, dann folgt die Ankündigung eines Geheimnisses und es gibt vielleicht ein paar esoterische Brotkrumen. Doch irgendwann kippt die Stimmung und die Geschichte verschwurbelt sich viel zu umfangreich zu einem Ende... Das war schon bei „Olympus Mons“ so und das ist nun leider auch hier so, obschon die Vorgänger eigentlich viel Spaß versprachen...
Aber worum geht es überhaupt? Die Menschheit ist in der fernen Zukunft mal wieder am Arsch, da hat auch die Umbenennung von Mandelmilch in Mandeldrink nichts mehr gebracht, und vegetiert verteilt auf das ganze Sonnensystem vor sich hin. Auf dem Jupiter-Mond Titan gibt es immerhin noch genügend Ressourcen, aber eine Utopie ist das trotzdem nicht – Aber könnte es vielleicht werden? Denn ein mysteriöses Alien-Signal aus einer Ecke des Weltraums, in der eigentlich nichts sein dürfte, sendet Baupläne und eine Reiseroute. Also werden rasch die Besten der Besten ausgewählt, um mit einer kleinen „Kreuzritter-Flotte“ (welch deeskalierender Name, wenn man erstmals auf Außerirdische trifft :-P) in die Weiten des Weltraums vorzustoßen, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat... Gott sei Dank sind die Außerirdischen dann sogar ziemlich freundlich, wenn auch sehr abschätzig, denn technologisch hinkt die Menschheit den abertausenden Alien-Völkern weit hinterher. Doch diese befinden sich im intergalaktischen Krieg gegen Mikroorganismen, welche in der Lage sind, ganze Weltraumflotten und sogar Planeten innerhalb eines Wimpernschlages auszulöschen. Und deshalb wird jedes Raumschiff und jedes Lebewesen, sei es technisch noch so rückständig, für die Schlacht gebraucht! Und die Schlacht läuft mal so überhaupt nicht gut für die Alien-Allianz, weshalb auch gleich mal die halbe Kreuzritter-Flotte kaputt geht. Prima Einstand für die Menschen, weshalb sie nur noch mit Nebensächlichkeiten beschäftigt werden. Doch dann schmuggeln sich die Überlebenden eines Mikroorganismen-Angriffs an Bord, um über die wahren Hintergründe des intergalaktischen Krieges und die Geschichte der Alien-Allianz aufzuklären. Denn natürlich ist doch nicht alles so friedvoll-utopisch, wie man das den Menschen gern weismachen würde, weshalb der angekündigte Alien-Schutz unseres Sonnensystem kritisch hinterfragt wird – Keine Sekunde zu spät, denn ein feindliches Largankorn hat sich bereits in Richtung Erde aufgemacht...
Den bisherigen „Crusaders“-Comics war gemein, dass sie im Verhältnis für ihren Umfang recht wenig Geschichte erzählten, weil einfach sehr viele sehr schöne Zeichnungen des Weltraums gab. Dieser Tradition steht „Spectre“ in nichts nach, aber immerhin geht die Handlung ein wenig voran. Ob man da aber noch wirklich durchsteigen will, wie knallbunte Aliens und (auch im dritten Band) noch absolut farblose Menschen sich über den Weltraumkrieg und irgendwelche Weltraumphysik unterhalten, sei mal dahin gestellt – Waren mir die ersten beiden Bände trotz der offensichtlichen Schwächen noch irgendwie sympathisch, denn die Grundidee ist natürlich zeitlos spannend, kippte nun meine Stimmung: Irgendwelche menschlichen und nichtmenschlichen Figuren machen irgendwas, irgendwelche Dinge fliegen irgendwie durch die Gegend (positiver ausgedrückt würde man das wohl kreatives Raumschiffdesign nennen? :-P) und irgendwelche Entscheidungen werden aus irgendwelchen Gründen getroffen. Dazu bietet dieser SciFi-Comic immer weniger Science (im Auftaktband ein großer Pluspunk) und immer mehr esoterische Fiction (bis hin zu lebendigen Planeten). Das wird den durchschnittlichen Fan von Christophe Bec freuen, mich hat es tatsächlich (bis auf das Cliffhanger-Ende) ziemlich angeödet. Aber selbst dieser Cliffhanger wird sehr wahrscheinlich nicht dafür sorgen, dass ich die Reihe weiterverfolgen werden, die der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat) bereits im August fortsetzen wird.
Fazit: Da kann man nichts machen: Ich hab versucht, mal wieder eine SciFi-Reihe von Christophe Bec zu mögen, aber mit seinen Geschichten werde ich nicht warm. Das hat mir der immerhin schön gezeichnete dritte „Crusaders“-Band „Spectre“ (Link) wieder eindrucksvoll gezeigt.