Was passiert, wenn man den Erfolgsfilm „Matrix“ mit dem Videospiel „Cyberpunk 2077“ mischt, dies in einem Comic verwandelt und den ganzen Kram am Ende dann noch mit einer kräftigen Prise des Romans „Ready Player One“ abschmeckt? Genau, dann kommt Scott Snyders „Clear“ dabei raus 😉 Und da die Zutaten ja schon mal von erlesener Qualität sind, muss das Endprodukt doch auch schmecken, oder?
 

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In einer fernen Zukunft haben die USA innerhalb von drei Tagen den 3. Weltkrieg gegen so ziemlich jede Nation verloren, die früher mal kommunistisch war. Dank automatisierter Spitzentechnologie gab es zwar kein großes Blutbad, aber die nun international komplett zurückgezogene Nation ist trotzdem ziemlich am Ende. Aber davon bekommt man kaum etwas mit, denn Mensch und Internet sind mittlerweile soweit verschmolzen, dass jedes Gehirn direkt ins Netz eingeklinkt ist. Dabei hat sich als Standard etabliert, dass man die Welt durch sogenannte Veils sieht – Quasi Instagram-Filter, welche die wahre Welt übertünchen und genau das Setting anzeigen, in welchem man sich wohl fühlt: Steampunk? 30er Jahre Art déco? Finsteres Fantasy-Mittelalter? Kunterbunter Disney-Zeichentrick? Alles kein Problem!
 

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Ganz wenige Menschen haben darauf aber keine Lust, weshalb sie für viel Geld cleare Veils kaufen, welche die Welt naturgetreu darstellen. Einer dieser Filter-Verweigerer ist der Privatdetektiv Sam Dunes, der den mutmaßlichen Selbstmord seiner Exfrau aufklären will. Da „Clear“ bei allem wunderhübsch gezeichneten SciFi-BlingBling jedoch im Kern ein Noir-Krimi ist, gibt es aber natürlich auch noch eine Femme fatale, welche die Handlung ins Rollen bringt, persönliche Dämonen in Form des bei einem Unfall verstorbenen Sohnes, ermordete Freunde und natürlich die ganz große Verschwörung im Hintergrund... Wenn man schon mal ein paar Noir-Krimis gelesen/gesehen hat, gibt es hier tatsächlich gar nicht so viele große Überraschungen. Aber warum auch? Die Geschichte an sich funktioniert gut, da bleibt man über die 160 Seiten hinweg direkt am Ball. Und dazu kommen die wirklich atmosphärischen, absolut stylischen Zeichnungen von Francis Manapul, welche das vom „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) für glatte 25 € publizierte Hardcover zu einem Pflichtkauf sowohl für Noir- als auch für SciFi-Fans machen. 
 

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Fazit: „Clear“ (Link) erfindet im Grunde das Genre-Rad nicht neu, bettet aber einen sehr soliden Noir-Krimi in ein faszinierendes SciFi-Setting ein. Empfehlenswert!

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