Die typischen Probleme eines Superhelden-Comics: Da schaut man sich voller Freude die Verfilmungen an (Der Snyder-Cut rockt!!!), liest auch mal ein paar Sammelbände, und dann hat man einmal geblinzelt und schon ist alles anders: Diana Prince a.k.a. Wonder Woman ist weg und Hippolyta a.k.a. Amazonen-Königin hat ihre Krone weitergereicht, sodass nun Nubia die unangefochtene Chefin ist – Wobei „unangefochten“ vielleicht etwas zu optimistisch formuliert ist, denn in ihrem Sammelband „Nubia und die Amazonen“ muss sich sich doch mit einigen Zweiflerinnen und einer mythologischen Widersacherin herumschlagen. Tatsächlich steht man in diesem Sammelband, welcher die ersten fünf US-Hefte umfasst, die titelgebende Neukönigin gar nicht so sehr im Fokus. Denn die Geschichte beginnt mit der „Geburt“ neuer Amazonen, denn aus dem Brunnen der Seelen entsteigen immer wieder Frauen, welche in der „echten“ Welt einen Femizid erleiden mussten. Und so verfolgt dieser Sammelband zu Beginn den Werdegang der Neu-Amazonen, etwa ihre Begrüßung und Eingliederung in die Gemeinschaft, aber auch die verschiedenen zu absolvierenden Tests, damit sie ihren neuen Amazonen-Beruf finden. Das liest sich durchaus interessant und ist eine gute Setting-Etablierung auch für diejenigen Lesenden, welche noch nicht so tiefgehende Berührungspunkte mit den „Wonder Woman“-Comics hatten. Nubia ist dagegen ziemlich gestresst und überfordert mit ihrer neuen Rolle, denn immer wieder wird ihre Eignung angezweifelt, schon allein weil sie es nicht mal schafft eine geeignete Nachfolgerin für ihren Torwächterinnen-Job zu finden... Und wären das nicht schon genug Probleme, tritt auch wieder eine alte Feindin auf den Plan: Medusa, eigentlich eine mittlerweile kopflose Gorgonen-Schwester, sinnt nach Rache. Dafür kann sie plötzlich von Körper zu Körper springen, sodass sie sich unentdeckt immer weiter an die Königin annähern kann. Woher plötzlich ihre Kräfte kommen, gerade wo sie doch eigentlich geköpft wurde? Keine Ahnung, ist halt so, das muss man halt akzeptieren. Genauso wie die Wunderwaffe, mit der Nubia dann die Amazonen-Welt rettet, welche einfach plötzlich da ist... Okay, ein paar Seiten vorher wurde sie angeteast, aber ihr Einsatz ist trotzdem ein Musterbeispiel von „Deus ex machina“ – Wobei das aber eigentlich thematisch gut passt, immerhin kommt dieses Konzept ja aus dem antiken Griechenland :-P Also man kann es sicherlich schon rauslesen, der Solo-Auftritt von Nubia wirkt storytechnisch etwas zu sehr gewollt, mitunter undurchdacht. Also nicht übertreiben, das ist keine Katastrophe, sondern immerhin solide – Aber so eine „Mythologie-Attentäterin stiftet Chaos im Königreich“-Geschichte, gerade auch mit dem interessanten Neuankömmling-Nebenplot (der dadurch gewürzt wird, dass Nubia eine der Neulinge schon kennt & liebt), hätte man so viel besser erzählen können. Schade, hier wurde Potential verschenkt :-( Auf einem ähnlichen Niveau, also völlig solide, sind die Zeichnungen. Die wirken mitunter sehr flach, sind dafür aber farbenfroh, wobei das aber wie immer alles Geschmackssache ist ;-) Ich glaub diese Formulierung passt letztlich vollumfänglich zu dem 132 Seiten dicken Sammelband, für den „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) glatte 16 € haben möchte, deshalb direkt zum... Fazit: „Wonder Woman: Nubia und die Amazonen“ (Link) ist absolute Geschmackssache! Ich verstehe alle WW-Fans, die ihn nicht mögen, und ich verstehe ebenso alle WW-Fans, die ihn lieben. Insgesamt würde ich ihn als Grundsolide bezeichnen, ich liege also irgendwo in der Mitte, mit einer leichten Tendenz zu einer positiven Meinung :-)
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