Okkulte Krimis, gern mit einer deutlichen Tendenz hin ins Genre der Urban Fantasy, finden wir beim „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) immer wieder. Nicht jeder Genre-Vertreter – ach was schreib ich hier für einen Quatsch, es muss natürlich heißen: Kaum ein Genre-Vertreter – sorgt für unbändige Lesefreude (aber viel Freude beim Schreiben von Verrissen 😜), aber irgendwie ist dieses Genre dann doch nicht totzukriegen...
„Winter Queen“, sowohl geschrieben als auch gezeichnet von Fernando Dagning, wirkt auf den allerersten Blick wie ein Sword & Sorcery-Epos – Noch so ein Genre, welches nicht totzukriegen ist 😉 Aber schnell wird klar, hier haut keine knapp bekleidete Amazone irgendwelche Fantasy-Barbaren zu Brei (auch wenn es die ersten Seiten und auch das hübsche Cover vermuten lassen), hier geht es eigentlich um eine Mordermittlung in vom Voodoo-Glauben geprägten New Orleans. Denn vor vielen Jahren hat ein Serienmörder einen ganzen Schulbus voller Kinder weggeschnetzelt, nur der kleine Eddie hat „zufällig“ den Bus verpasst und überlebt. Und nicht nur das, wie durch ein Wunder kann er die Polizei dann auch noch direkt zum Mörder führen.
So etwas bleibt natürlich nicht unvergessen, weshalb sich die Polizei nun hilfesuchend an ihn wendet, als sich die titelgebende „Winter Queen“ (also die dem Okkultismus zugeneigte Cover-Barbarin Liz, welche eigentlich die bömische Kurzzeitkönigin Elisabeth Stuart ist) scheinbar durch die Stadt metzelt. Doch rasch erkennt Eddie, der als Erwachsener „nur noch“ ein Trickbetrüger ist, die Zusammenhänge zur Voodoo-Magie und den längst vergangenen Mordfällen... Zugegebenermaßen tue ich mich schwer, die Geschichte adäquat zusammenzufassen. Eigentlich ist sie recht simpel, denn es geht um eine Rachegeschichte, bei welcher sowohl der gejagte Serienmörder als auch die Protagonistin regelmäßig äußerst brutal Leute umbringen. Aber dann gibt es noch (irgendwie sinnlose?) historische Querverweise und Rückblicke, mehrfache Ausflüge in die Hölle, die Aufarbeitung der vielleicht doch nicht gelösten Mordserie und gleich noch eine neue Mordserie oben drauf. Und dazu ganz viel Voodoo & Esoterik.
Ganz ehrlich, das ist ein wilder Mix, der mich ein wenig überfordert hat – Als habe Fernando genug Ideen für 8 oder 10 Kapitel (oder gleich mehrere Bände, bei der Konkurrenz von „Bunte Dimensionen“ würde man die Geschichte mindestens auf eine siebenteilige Reihe aufblasen 😜), aber musste sie letztlich in fünf Kapitel beziehungsweise auf 144 Seiten quetschen. Da hätte man ruhig ein paar Story-Twists und besonders die meist unnützen historischen Ausflüge weglassen können. Aber vielleicht war ich auch einfach nur deshalb überfordert, weil mir sämtliche Figuren so dermaßen egal waren und ich deshalb nicht in die Geschichte investiert war? Wobei, eigentlich ist das falsch formuliert, denn egal waren sie mir allesamt nicht – Denn die waren so unsympathisch, dass ich mich sogar gefreut hätte, wenn sie einfach (viel früher) gestorben wären 😉
Einen kompletter Verriss soll das aber doch nicht werden, denn es gibt immerhin einige wenige positive Aspekte. Einerseits sind die Zeichnungen nett anzuschauen, andererseits gibt es einige wenige nette Ideen. Aber das reicht letztlich nicht aus, um ein positives Urteil zu fällen, deshalb gibt es jetzt ein deutlich negatives...
Fazit: Der irgendwo zwischen Urban Fantasy und Sword & Sorcery angelegte Comic „Winter Queen“ (Link) bietet eine der unausgewogensten und zugleich wildesten Geschichten in diesem Jahr. Er ist irgendwie zu kurz für die pseudo-epische Handlung, die er erzählen will. Aber gleichzeitig er viel zu lang, da hätte man mit halb so vielen Seiten und halb so vielen Story-Schwenkern ein so viel besseres Leseerlebnis erzielen können. Schade um die schönen Zeichnungen, aber die retten am Ende halt nix...