Ich bin erst relativ spät zum Streaming-Dienst von Disney gekommen, weshalb ich die allermeisten „Star Wars“-Serien während ihrer Erstausstrahlung nur durch Erzählungen aus dem Freundeskreis mitverfolgen konnte. Auffallend war, dass mit „Obi-Wan Kenobi“ erstmals ein kleiner Begeisterungsdämpfer spürbar war, weshalb ich mich auch nie durchringen konnte, die Miniserie nachzuholen – Bis jetzt! Denn dank dem „Panini Verlag“ und seinem Rezensionsexemplar konnte ich die sechs Episoden nun sozusagen nachlesen – Zum Glück! Denn gut eine Stunde Comic-Lektüre sind dann doch weniger Lebenszeitverschwendung als rund fünf Stunden Disney+ 😉
Bis auf einige Raffungen ist die Geschichte des 192 Seiten beziehungsweise sechs Kapitel/US-Einzelhefte dicken Sammelbandes identisch mit der Miniserie: Der Ober-Jedi Obi-Wan Kenobi bewacht auf dem Wüstenplaneten Tatooine den Sohn seines missratenen Jedi-Schülers Anakin, was dessen Zieheltern so gar nicht passt. Denn damit bringt er alle in Gefahr, ist doch das imperiale Inquisitoren-Trio auf Befehl von Darth Vader auf der Suche nach ihm. Aber es nützt nix, Obi-Wan muss seine Jedi-Skills und sein Lichtschwert auspacken, denn Lukes wesentlich privilegierter aufwachsende Schwester Leia wird entführt, um ihn in eine Falle zu locken. Also schnetzelt und jedi-trickt er sich durch die Galaxie, wobei er neue beziehungsweise alte Verbündete findet, da der Widerstand gegen das Imperium noch nicht erloschen ist. Aber fast schon schwieriger, als den Inquisitoren oder gar Darth Vader aus dem Weg zu gehen, ist es, die aufmüpfige Leia unter Kontrolle zu halten...
Mehr muss ich hier gar nicht schreiben, denn vermutlich haben 99 % aller Lesenden dieses Comics zuvor die Miniserie gesehen. Und da kann man sich dann auch schon fragen, was denn der Mehrwert dieses Sammelbandes ist? Also klar, der Verlag und vor allem der Lizenzgeber machen damit ein paar leicht verdiente Euro/Dollar, das sei ihnen auch gegönnt. Aber sonst? Klar, man spart sich beim Lesen (wie in der Einleitung erwähnt) ein paar Stunden Lebenszeit und bekommt eine etwas straffere Geschichte, bei der gewisse Cringe-Momente (etwa die peinliche Lasertor-Szene) nicht so herausgekehrt werden. Also wirklich: Aber sonst? Wenn es wenigstens einen richtig coolen, eigenständigen Zeichenstil gäbe, dann hätten wir hier schon einen Mehrwert. Aber leider ist die Aufteilung der Panels sehr konservativ und die eigentlich ganz guten Zeichnungen sehen so aus, als hätte man über die Filmszenen einfach einen entsprechenden Filter drüber gelegt. Schade, dass der „Obi-Wan Kenobi“-Comic so wenig Eigenständigkeit besitzt und ich deshalb ein durchwachsenes Fazit geben muss: „Obi-Wan Kenobi“ (Link) macht überhaupt nichts falsch und ist damit zweifelsohne ein nettes Sammelprodukt für Hardcore-Fans, aber mangels Eigenständigkeit bleibt der Mehrwert fraglich.