„Das Tor von Gehenna“ (Link), der Auftaktband der „Sheridan Manor“-Dilogie, hat mich vor nun fast schon zwei Jahren ziemlich begeistert. Und das, obwohl ich ja mit Horror (gerade wenn auch noch Okkultismus oder Satanismus im Spiel ist) eigentlich recht wenig anfangen kann. Aber die Atmosphäre des ersten Bandes war, gerade auch dank den herausragenden Zeichnungen und gelegentlichen Story-Twists, so dicht, dass ich damals trotz einiger Kritikpunkte eine Empfehlung für Genre-Fans aussprach.
 

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Und nun muss ich zugeben, dass ich trotz der in der Einleitung geschriebenen Lobeshymnen doch komplett vergessen hatte, dass es diesen Comic überhaupt gab. Und das kommt bei den franko-belgischen Meisterwerken des „Splitter Verlags“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) eigentlich äußert selten vor. Aber zwei Jahre sind eine sehr lange Zeit, vergleichbare Grusel-Comics (und noch viel mehr vergleichbare Genre-Vertreter in anderen Medien wie Rollenspiele, Romane und Filme) gibt es haufenweise, also ist mir diese Geschichte tatsächlich komplett entfallen. Darum nutzen wir doch gleich mal gemeinsam die Gelegenheit und frischen unsere Erinnerungen auf: Im winterlichen Quebec des Jahres 1922 kommt der Schlittenfahrer Daniel von der Straße ab, was leicht tödlich hätte enden können, wenn nicht der ebenso dumme wie mächtige Mickhai zur Rettung genaht wäre. Dieser ist Diener im titelgebenden Sheridan Manor, welches von dem letzten Dynastie-Erben Angus Mac Mahon sowie seiner katatonischen Nichte Edana bewohnt wird. Und hier fügt sich alles zusammen, denn nachdem Daniel wieder aufgepäppelt wurde, wird er als eine Art Hilfskraft angestellt. Erst soll der er sich ein wenig um Edana kümmern (wobei er übergriffig wird, was ihn noch unsympathischer macht, als er eh schon ist), dann soll er in eine alptraumhafte Paralleldimension hinabsteigen, um den verschollenen Bruder von Angus zu finden...
 

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Ich bin mir gar nicht so richtig sicher, wie ich jetzt den zweiten und abschließenden „Sheridan Manor“-Band einordnen soll. Hat der Auftaktband die komplette Geschichte erzählt, die mit diesem Band nun einfach mit einem lang gezogenen, actionreichen & wechselhaften Finale gekrönt wird? Oder war der Auftaktband nur eine Art Prequel, damit hier nun alle aufgeworfenen Handlungsfäden, Story-Twists und offene Fragen zusammenführen, damit Luzifers Schergen letztlich ihr blutiges Werk vollführen können? Ich weiß es wirklich nicht... Was ich aber weiß ist, dass mir dieser Abschlussband wieder überraschend gut gefallen hat, weil er ein flottes Erzähltempo an den Tag legt und die Atmosphäre wieder grandios-gruselig ist. Und dass ich ihn für eine so kurze Geschichte (56 Seiten inkl. Bonusmaterial) überraschend befriedigend und in sich schlüssig abgeschlossen empfand. Hier zeigt sich mal wieder, dass gute Geschichten, die ansehnlich präsentiert werden, selbst dann begeistern können, wenn man mit dem jeweiligen Genre oder gar Medium so gar nichts anfangen kann. Daher bleibt mir nichts anderes übrig, ich verkünde erneut ein positives...

Fazit: „Sheridan Manor #2 Zurück in die Hölle“ (Link) ist auf dem gleichen guten Niveau wie der Auftaktband und wird daher all jene Comic-Fans erfreuen, die bereits vom Auftaktband begeistert waren.

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