Normalerweise kann man bei „Batman“-Comics immer blind zugreifen, denn selbst eher schwache Geschichten entbehren nicht einer gewissen Coolness, einfach weil der Fledermaus-Protagonist so unfassbar charismatisch ist. Beim neu erschienenen „Batman: Arkham Asylum: Living Hell“ sollte man aber nochmal genauer hinschauen, denn hier wird der Titelheld hier ganz klein geschrieben. Sein Konterfei nimmt dann zwar das halbe Titelbild ein, aber zu mehr als einem Cameo-Auftritt reicht es dann doch nicht. Denn diesmal stehen die Inhaftierten des Arkham-Psychiatriegefängnisses im Mittelpunkt!
 

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Anders als im echten Leben werden Wirtschaftsbetrüger in Gotham City tatsächlich verurteilt. Aber der milionenschwere Schnösel Warren White hätte vielleicht trotzdem auf dem Pfad der Tugend bleiben sollen, denn er wird zwar wegen Unzurechnungsfähigkeit frei gesprochen, muss dafür aber ins Arkham Asylum. Eingepfercht zwischen den übelsten Bösewichten des DC-Kosmos (u.a. treten der Joker, Two-Face und Poison Ivy auf), kann White nicht auf den Schutz des Wachpersonals zählen – Denn die wurden durch seine Finanzbetrügereien selbst zu armutsgefährdeten Opfern, sodass sie ihren Hass auch gern mal an ihm auslassen...
 

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Auch wenn sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite des 220 Seiten dicken Sammelbandes, der alle sechs Kapitel bzw. US-Einzelhelfte der Reihe umfasst, die gesamte Superschurken-Prominenz von Gotham abgedruckt ist, spielen diese – ebenso wie Batman – nur eine Nebenrolle. Denn stattdessen befasst sich die Geschichte mit den B- und C-Bösewichten, die teils extra für die Geschichte erfunden wurden. Sei es der Künstler Doodlebug, welcher seine Farbe aus Menschen gewinnt, oder aber der bastelwütige Eiermann Humpty Dumpty – Sie allesamt sind, sowohl bezüglich ihrer Hintergrundgeschichte als auch bezüglich der Interaktion mit White, überaus interessante Figuren. Aber selbst die Wachleute als eigener kleiner Kosmos innerhalb der Psychiatrie bieten einiges an erzählerischem Potential, welches dann aber leider nicht genutzt wird. Denn wo die ersten paar Kapitel wie die DC-Superschurken-Variante der großartigen Netflix-Serie „Orange is the New Black“ wirken, verliert sich die Geschichte ab der Hälfte in einem chaotischen Gefängnisaufstand, der letztlich bis hinunter in die Hölle reicht. Und das ist überaus wyld, aber eben nicht im guten Sinn. Schade, hier hätte „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben) einen echten Batman-Klassiker im Portfolio haben können, aber letztlich hat der Comic-Autor Dan Slott doch zu viel gewollt und es einfach übertrieben...
 

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Fazit: „Batman: Arkham Asylum: Living Hell“ (Link) ist in der ersten Hälfte einer der besten mit bekannten Bösewicht-zentrierten Batman-Comics. Leider ist die zweite Hälfte dann zu abgedreht und übernatürlich, sodass es am Ende nur für grundsolides, aber eben nicht überschwängliches Fazit reicht.

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