Comics sind cool – Und genau aus diesem Grund liest DU gerade diesen Blogbeitrag hier ;-) Aber wäre es denn auch cool, wenn Comics real werden würden? Klar, mal persönlich mit Superman ein Bierchen zischen oder mit Spider-Man die neusten Videospiele zocken, das wäre schon cool. Aber das würde ja auch bedeuten, dass die ganzen Erzfeinde und Bösewichte auch real wären – Klingt gleich nicht mehr so cool, oder?
Denn genau das passiert in der gefeierten Comic-Reihe „Crossover“, deren Auftaktband „Kinder lieben Ketten“ nun endlich hierzulande erschienen ist: Am 11. Dezember 2017 öffnete sich in Colorados Hauptstadt Denver sozusagen das Tor zur Hölle, als plötzlich ALLE SuperheldInnen und SuperschurkInnen in die reale Welt kamen und sich sogleich auf Leben und Tod bekämpften. Für „echte“ Menschen war da kein Platz, sie mussten aus der alsbald abgeriegelten Stadt fliehen – So sie es denn rechtzeitig schafften, bevor irgend so ein Comic-Schlaufuchs auf die Idee kam, die Reste der Stadt mit einem Kraftfeld zu versiegeln, damit sich die Comic-Figuren dort dann austoben können... Dummerweise haben es nicht alle Menschen rechtzeitig rausgeschafft, sodass beispielsweise die Protagonistin Ellie nun allein klarkommen muss. Halt findet sie in ihrem Cosplay-Hobby und in ihrem Lieblingscomicladen. Doch letzterer fällt einem Brandanschlag zum Opfer, denn die meisten Menschen machen Superhelden-Comics und deren KünstlerInnen & VerkäuferInnen für die dramatischen Geschehnisse verantwortlich...
In all dem Trubel um den Brandanschlag, ausgeführt vom leicht beeinflussbaren und von seinem religiös-fanatischen Elternhaus schwer gezeichneten Jugendlichen Ryan, treffen Ellie und der Comicladen-Besitzer Otto auf das kleine Mädchen Ava. Besonders an ihr ist, dass sie auch eine Comic-Superheldin ist und deshalb eigentlich gar nicht hier sein dürfte! Doch manche Comicfiguren sind mehr oder minder freiwillig aus dem Kraftfeld entkommen und werden nun von der Regierung gejagt und in Lager eingesperrt, um an ihnen Experimente durchzuführen. Mit ihrer bloßen Existenz entwickelt sich Ava dadurch zu einem Hoffnungsschimmer für Ellie, denn wenn sie dank ihr irgendwie durch das Kraftfeld kommt, um Ava zurück zu ihren Eltern zu bringen, kann sie ja gleich auch nach ihren verschollenen Eltern suchen... Doch so einfach ist das natürlich nicht, denn erst herrscht nur innerhalb des Kraftfeldes das pure Chaos, da sich ja seit Jahren all die Comic-Figuren unerbittlich bekämpfen, und dann auch außerhalb, weil das Militär gegen eine Massenflucht internierter SuperheldInnen vorgeht.
Der 176 Seiten starke „Crossover“-Auftaktband enthält die ersten sechs Kapitel beziehungsweise US-Einzelhefte der aktuell dreizehnteiligen Reihe. Und jedes einzelne Kapitel macht dem Titel „Crossover“ alle Ehre: Wahnsinn, wie viele „historische“ und auch moderne Comic-Figuren hier auftreten! Jedoch, das gehört zur Wahrheit dazu, stehen gerade die „großen“ Namen aus markenrechtlichen Gründen eher im Hintergrund. Oft sind sie nur angedeutet (in einer Lager-Szene erkennt man sie beispielsweise nur an ihrer Silhouette, maximal aber an ihren Handschuhen) oder so grob gezeichnet, dass die Anwaltskanzleien von DC und MARVEL nicht zum Einsatz kommen ;-) Wer sich aber mit Indie-Comics auskennt, wird hier richtig viel Freude haben, wenn beispielsweise „Colonel Weird“ (Link) oder „Hit-Girl“ (Link) auftreten. Gelesen haben muss man all diese Comics nicht, aber wie generell bei allen Camoe-Auftritten in Filmen, Serien oder eben hier Comics bringt das nochmal die Extraportion Spaß :-D Wirklich relevant wäre hier lediglich der ebenfalls vom Kreativ-Duo Donny Cates & Geoff Shaw erschaffene Comic „God Country“, welcher passenderweise genau heute erscheint. Aber selbst ohne den gelesen zu haben kam ich eigentlich ganz gut mit, denn wirklich kompliziert ist die Geschichte dann doch nicht ;-) Aber das Grundkonzept alleine ist, genau wie die handelnden Figuren, doch interessant genug, dass ich sehr auf den Fortsetzungsband gespannt bin. Also eine klare Empfehlung für Comic-Fans, gerade wenn sie sich mit Indie-Comics oder Klassikern auskennen. Für Comic-SkeptikerInnen, so wie es der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) hier bewirbt, ist zumindest der Auftaktband inhaltlich aber noch ein wenig dünn.
Fazit: Uiuiui, „Crossover“ könnte eine richtig großartige Comic-Serie werden, wenn die Qualität auf dem Niveau von „Kinder lieben Ketten“ (Link) bleibt :-D