Der „Splitter Verlag“, der mir freundlicherweise wieder mal ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat, veröffentlicht ja zumeist tiefgründige & komplexe SciFi-Comics, bei denen hinter bunten Bildchen so komplexe Themen wie Transhumanismus oder Kapitalismuskritik versteckt ist. Aber manchmal will ich als Leser halt auch einfach nur ein wenig Action zum Abschalten – Und genau dafür ist die „I.S.S. Snipers“-Konzeptreihe ausgesprochen gut geeignet. Denn hinter der Fassade um ambivalente Anti-Helden verbirgt sich lediglich stumpfe SciFi-Action – Aber auch so etwas kann ja richtig viel Spaß machen :-D In der „I.S.S. Snipers“-Comicreihe geht es um die titelgebende Eliteeinheit, welche aus hochgerüsteten EinzelkämpferInnen besteht. Die werden überall da eingesetzt, wo die Erdenregierung mal wieder ein Exempel statuieren will, denn die Snipers sind skrupellose Auftragsmörder. Immerhin wächst in den jeweiligen Protagonisten der einzelnen Bände irgendwann die Erkenntnis, dass sie vielleicht doch auf der dunklen Seite der Macht stehen, und dann gibt es richtig viel Geballer ;-) Der dritte Band „Jürr“, benannt nach seinem kleinwüchsigen Protagonisten Jürrgen, weicht ein wenig von dem Grundkonzept ab. Denn Jürr weiß bereits, für welche schlechten Menschen er arbeitet (da er die Geschichte rückblickend erzählt), und diesmal ist er auch nicht auf sich allein gestellt. Denn ein einziger Sniper, u.a. sein aus dem Vorgängerband bekannter Kollege Khôl Murdock (Link), reicht für den neusten Auftrag nicht aus: Khôl und noch andere Alpha-Wölfe werden auf einem riesigen Raumschiff, gebaut aus Felsgestein und Stahl, vermisst. Also sozusagen ein Rettungseinsatz, der Jürrgens Vorgesetzten so wichtig erscheint, dass sie gleich ein ganzes Sniper-Bataillon mitsamt wissenschaftlicher Unterstützung aussenden. Klar, dass ihnen trotzdem die wichtigsten Informationen über die Mission verschwiegen werden... „Jürr“ hat, wie generell die gesamte Reihe, wiederkehrende Schwächen. Beispielsweise bleibt der jeweilige Protagonist, aber auch die komplette Nebenbesetzung, unendlich blass. Und am Ende geht es bei allem Vorlauf doch nur um eine Aneinanderreihung von Actionszenen, in deren Verlauf irgendwann so etwas wie eine halbherzige Moral-Erkenntnis kommt. Aber trotz allem ist „Jürr“ mit deutlichem Abstand der bisher beste Band der Reihe und ich kann gar nicht so hundertprozentig greifen woran das eigentlich liegt. Vielleicht an dem grandios designten Setting, welches auch dank der wirklich ordentlichen Zeichnungen eine großartige Horror-Survival-Atmosphäre erzeugt? Dem im Verhältnis recht langsamen Aufbau, der die drohende Eskalation langsam ankündigt? Oder sympathisieren (gerade auch nerdige) Lesende vielleicht einfach mit dem Protagonisten, der trotz überragender Qualifikationen wegen den Umständen, für die er nichts kann, gemobbt wird? Wie gesagt, ich kann gar nicht richtig den Finger darauf legen, was mir hier so sehr gefallen hat, deswegen müsst ihr mir einfach glauben: Fazit: Zwar immer noch eher tumbe SciFi-Action, trotzdem ist „I.S.S. Snipers. #3 Jürr“ (Link) der atmosphärisch dichteste und damit beste Band innerhalb der Reihe.
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