Gerade stürmt der zweite „Black Panther“-Film die Kinocharts, drumherum gibt es natürlich auch wieder allerlei Comic-Begleitmaterial. Schwarze SuperheldInnen funktionieren und verkaufen sich gerade sehr gut, besonders wenn sie sich nicht nur mit Bösewichten herumprügeln, sondern auch ihre Kultur & Identität besprechen – Da ist es von „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) natürlich super geschickt, zeitnah dem Schwarzen DC-Superhelden Mr. Miracle seinen großen Auftritt zu geben. Und zwar in Form eines 156 Seiten Sammelbandes. Ob das was taugt? Mr. Miracle ist der großartigste Entfesselungskünstler des DC-Universums. Denn dank der Mutterbox, einem hochentwickelten Mini-Computer außerirdischen Ursprungs, kann er sich aus jeder Gefahr herauszaubern. Das bringt natürlich ordentlich Aufmerksamkeit und damit auch Geld, aber auch Probleme mit sich. Denn Mr. Miracle ist eine prestigeträchtige, geheimnisvolle Marke, die nicht beschädigt werden darf. Und was könnte also den Wert einer solchen Marke beschädigen, gerade in einer so rassistischen Welt wie dem DC-Kosmos, der sich ja an die Realität anlehnt? Genau, die Hautfarbe des Helden. Denn Shilo Norman, der Mensch hinter der Maske, ist ein Afroamerikaner. Und das führt ihn in einen Identitätskonflikt, der sich erst durch ein „Zwangsouting“ löst, als während eines Kampfes ein Teil seiner Maske beschädigt wird. Denn M'Vir Free, die ehemalige Herrscherin des sogenannten „Freien Galaktischen Imperiums“, hat es auf ihn abgesehen... „Mister Miracle: Die Quelle der Macht“ glieder seine Handlung in drei zusammengehörende Handlungsstränge auf, die jedoch nicht gleichsam gelungen sind: Erstens geht es um Mr. Miracles Superhelden-Dasein als Marke, die verkauft werden muss, egal wie sehr Shilo mit dem Versteckspiel hadert und wie sehr es in seinen persönlichen Lebensbereich (z.B. Dating) eingreift. Spannend, das hatte fast ein wenig „The Boys“-Vibes, gern mehr davon. Zweitens gibt es so etwas wie eine kleine Origin-Story, also wo kommen eigentlich die Superkräfte her, warum war Thaddeus Brown sein Mentor und was ist eigentlich mit Shilos Eltern passiert. Das liest sich ganz okay, denn ich kannte diese Figur bisher überhaupt nicht, da hab ich wieder was gelernt ;-) Und dann gibt es drittens noch den obligatorischen Superhelden-Kampf gegen N'Vir Free, bei dem einerseits ganz viele Dinge kaputt gemacht werden und bei dem andererseits Shilo erst ordentlich in Bedrängnis gerät, bevor er am Ende doch triumphiert – Boah, ist das öde. Absolute Klopperei-Standardkost, tausendmal gesehen. Immerhin sieht das schön und auch schön bunt aus, aber zu einem begeisterten Fan der Figur bin ich dadurch nicht geworden. Fazit: Die sechs Kapitel bzw. US-Einzelhefte umfassende „The Source of Freedom“-Storyline hätte ruhig knackiger sein können, vielleicht sogar zwei oder drei Kapitel kürzer, dann wäre das hier ein Meisterwerk der PoC-Superhelden-Selbstermächtigung geworden. So ist „Mister Miracle: Die Quelle der Macht“ (Link) halt ein langweiliger 08/15-Standard-Superheldenklopperei-Comic mit einem immerhin ambivalenten Protagonisten und interessanten Ansätzen.
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