Pubertät und Adoleszenz sind zwei Themen, welche in Comics verhältnismäßig wenig besprochen werden, wenn man mal von kitschigen „Ich suche meinen Platz im Leben“- und „Erste Verliebtheit“-Geschichten absieht. Das ist schade, denn entsprechende Comics sind sehr oft sehr gut (man denke an das herausragende „Girlsplaining“ (Link) von Katja Klengel) und natürlich sehr lehrreich. Ob mich „Läuft“ auch so begeistern wird? Vorweg, mir ist natürlich bewusst, dass ich als cis Mann einige Themen der Geschichte (z.B. das Hauptthema Menstruation) anders lese als davon betroffene Personen, auch wenn ich mit meinem beruflichen Hintergrund sicherlich einen leichten Wissensvorsprung habe ;-) Aber ich versuche mich dem Comic doch mal unvoreingenommen zu nähern: Der von Lily Williams geschriebene und von Karen Schneemann gezeichnete Comic, der den vollständigen Namen „Läuft – Eine Graphic Novel über alle Regeln der Freundschaft“ trägt, handelt von vier Zehntklässlerinnen in der Pubertät. Neben dem gemeinschaftlichen Problem der ersten Periode haben sie alle auch noch individuelle Probleme, beispielsweise das Finden neuer Freundinnen, die erste Liebe (sowohl mit dem anderen als auch dem gleichen Geschlecht) und der Kampf gegen die Ungleichheit. Gerade das letzte Thema durchzieht die Geschichte, denn die Schule interessiert sich nicht für die Menstruationsprobleme des Schülerinnen und füllt daher wegen angeblicher Budget-Probleme auch die Hygieneartikel-Automaten nicht auf – Für die Bedürfnisse der männlichen Schüler ist aber mehr als genug Geld vorhanden... „Läuft“ fasst hier also zahlreiche schwierige Themen an und geht mit ihnen bravourös um. Die Menstruationsleiden werden ebenso sensibel erzählt wie die großen & kleinen Akte weiblicher Solidarität. Damit ist der Comic selbstverständlich politisch aufgeladen und man merkt deutlich, auf welcher Seite die Autorin steht, aber das muss ja nichts Schlechtes sein ;-) Die einfach gehaltenen, mit vielen Rot-Varianten kolorierten Zeichnungen halten sich dabei angenehm zurück, wodurch die Geschichte wirken kann. Also ein richtig feiner Comic, den „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) da herausgebracht hat. Mit 25 € für ein 336 Seiten starkes Hardcover ist er zudem preislich auf einem Niveau, dass man ihn auch mal bedenkenlos der pubertierenden (Enkel-)Tochter jetzt zu Weihnachten schenken kann. Fazit: „Läuft“ (Link) ist ein ebenso herzerwärmender wie auch aufklärerischer UND aufrührerischer Comic – Besonders, aber nicht nur, für pubertierende Mädchen.
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