Sicherlich läuft hierzulande nicht alles richtig, aber mittlerweile haben wir ja sogar in Ostdeutschland ziemlich sauberes Wasser – Und ich erinnere mich tatsächlich noch an Zeiten, wo es keine gute Idee war, einfach mal in den nächsten Fluss oder See zu springen oder gar daraus zu trinken ;-) Aber was wäre, wenn das Wasser knapp wird? Oder zwar im Überfluss vorhanden ist, aber wieder so verseucht wie vor 50 Jahren?
Genau damit befasst sich die Comic-Trilogie „Talion Opus“, welcher von Sylvain Ferret sowohl geschrieben als auch gezeichnet wurde. Den französischen Kreativen kennt man vielleicht bereits von „Der Hirte“, dem neunten Band der „Androiden“-Anthologiereihe. Schon damals zeichnete er ziemlich gut und brachte eine nicht unbedingt nagelneu-innovative, wohl aber unterhaltsame Geschichte zu Papier. Und im Prinzip beschreibt das nun auch seine Arbeit an „Talion Opus #1 Wurzeln“ :-P Hübsche, sehr atmosphärische Zeichnungen stehen im Kontrast zu einer durchschnittlichen Geschichte, die zwar weitestgehend unterhält, aber auch eher altbekannte Genre-Versatzstücke verwurstet.
Das Szenario des Auftaktbandes ist dabei recht simpel: Das Wasser ist so verseucht, dass man davon ziemlich schnell ziemlich unschön stirbt. Klar, man kann es auch sehr aufwändig reinigen, aber so eine Delikatesse gönnt sich dann doch nur der Adel hoch oben im Elfenbeinturm, während das einfache Volk vor sich in darbt. Und wenn es aufmuckt, wird es einfach durch Geflüchtete ersetzt, denn woanders ist noch viel schlimmer... Aber natürlich gibt es auch noch Menschen mit ein wenig Moral, die den Status Quo in Frage stellen. Beispielsweise die schwertschwingende Billie, welche aber fast zerrieben wird zwischen den Intrigen des Adels untereinander und einem scheinbar unsterblichen Wissenschaftler, der die Rettung in seinem Blut trägt.
Ich will es kurz machen: Wenn man die Handlung und die Figuren der „Dishonored“-Videospielreihe mit der Ästhetik des „Warhammer 40k“-Imperiums kreuzt, dann kommt genau dieser Comic bei heraus! Und mehr muss ich eigentlich auch gar nicht schreiben. Kann man sich für diese Grim-Dark-Science-Fiction (Ferret selbst bezeichnet es als „Gothic Cyberpunk“) begeistern, dann bekommt man hier auf 64 Seiten das pure Lesevergnügen. Richtet man seinen Fokus eher auf die eigentliche Handlung und die darin agierenden Figuren, dann wird man (zumindest in diesem Auftaktband) noch nicht ganz zufrieden sein. Dafür erzählt Ferret einerseits zu verschachtelt, andererseits hat er aber eigentlich gar nicht viel zu erzählen... Aber es ist ja erst der Auftaktband, da kann noch was gehen, also werde ich diese vom „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) für jeweils 17 - 18 € publizierte Trilogie auf jeden Fall im Auge behalten.
Fazit: Wenn die „Dishonored“-Story und die „Warhammer 40k“-Ästhetik gemeinsam ein Kind hätten, dann wäre es „Talion Opus #1 Wurzeln“ (Link) ;-)