Lasst uns mit einem kleinen Ratespiel beginnen: Welches weltbekannte, schon viele Jahre alte Krimi-Brettspiel wird gesucht? Es geht um eine alte Villa, in der verschiedene schrullige Figuren umherstreifen, von denen eine den Hausherren umgebracht hat... Der erste Gedanke ist hier vermutlich „Cluedo“, ein Klassiker des Detektivspiels. Aber stattdessen geht es diesmal um „Kill Doktor Lucky“ – Sozusagen das Anti-„Cluedo“, denn hier will man den Mord nicht aufklären, sondern selbst begehen! „Kill Doktor Lucky“, welches all die Jahre an mir vorbei gegangen ist, scheint ziemlich populär zu sein. Denn nach zahlreichen Neuauflagen ist der Markt immer noch nicht gesättigt, sodass „Pegasus Spiele“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) zum 24 ¾ – jährlichen Jubiläum eine Deluxe-Ausgabe spendiert hat. Diese enthält neben 80 Spielkarten insgesamt 11 Holzfiguren und einen doppelseitigen Spielplan. Na schauen wir mal, ob auch ich an diesem Mörder(innen)spiel meine Freude haben werde... Die Geschichte ist genau so simpel wie die Spielregeln, denn hier finden sich halt einfach mal zwei bis acht potenzielle Mörder(innen) in Doktor Luckys Villa ein, um ihn umzubringen. Die Validität der Mordmotive schwankt dabei zwischen – auch wenn ich Gewalt natürlich ablehne – halbwegs nachvollziehbar (J. Robert Lucky hat so manches Leben zerstört und einige sehr schmutzige Geheimnisse) und eher zweifelhaft (er hat mal ein Spiel gewonnen und dann auch noch das Zeitungsmädchen nicht bezahlt). Klar, das ist alles Satire, wie beispielsweise auch die Mordwaffen (gefrorener Fisch!), aber die angebliche Altersempfehlung ab 8 Jahren ist dann vielleicht doch ein klein wenig zu optimistisch ;-) Wobei, rein von den Regeln her sollte man bereits gegen Ende der Grundschule in der Lage sein, die vierseitige Spielanleitung zu verstehen. Die erste Seite befasst sich dabei mit den Grundlagen (z.B. dem Spielaufbau), die zweite mit den Bewegungen der Spielfiguren (immer einen Raum weiter, Bewegungskarten geben einen Bonus) und von Dr. Lucky (immer von Raum zu Raum in aufsteigender Nummerierung) sowie den Aktionen (eine Karte ziehen oder einen Mord versuchen) und Sichtlinien. Auf der dritten Seite geht es um das Kernelement des Spiel, nämlich das Morden: Ist man mit Dr. Lucky allein in einem Raum, in den auch niemand anderes hineinschauen kann (hier kommt wieder die Sichtlinie zu tragen, welche immer eine gerade Linie von Tür zu Tür darstellt), versucht man einen Mord und addiert dafür seine Basisstärke (beginnend bei Grundwert 1, dann mit jedem neuen Versuch +1) mit allen ausgespielten Waffenkarten. Die Mitspielenden wollen das natürlich verhindern, da sie ja selbst den Mord durchführen wollen, und können Dr. Luckys Glückswert beispielsweise mit Fehlschlagkarten boostern. Ist der Glückswert mindestens so hoch wie der „Mordwert“, schlug der Versuch fehl und es geht normal im Uhrzeigersinn weiter... Auch wenn ich jetzt noch ein paar wenige Sonderregeln weggelassen habe – Gar nicht so schwer, oder? Wer den Spielablauf noch ein wenig würzen will, sollte mal die Spielvarianten auf der vierten und letzten Seite ausprobieren. Einerseits können noch ein Wachhund (zusätzliche Sichtlinien) und eine süße Katze (weniger Sichtlinien) in die Villa einziehen, andererseits kann der ermordete Dr. Lucky als Zombie wiederauferstehen und blutige Rache nehmen. Zudem gibt es einen alternativen Spielplan mit mehr und komplexer angeordneten Zimmern. Ich mag diese Varianten ganz gern, denn die „pure“ Regelversion hypte mich nicht so sehr wie andere Brettspiel-Fans da draußen im großen, weiten Internet ;-) Aber mit diesen Varianten ist „Kill Doktor Lucky“ doch ein netter kleiner Ausklang oder eine nette Einleitung für einen Spieleabend – Ein, zwei schnelle Runden von grob einer halben Stunde gehen dann halt doch mal schnell vorbei, wenn man auf den Pizza-Lieferdienst wartet oder wenn man noch nicht müde genug ist um heim zu laufen. Daher ist mein... Fazit: „Kill Doktor Lucky“ (Link) ist ein spaßiger Krimi-Snack, dessen insgesamt eher einfache Regeln der perfekte Einstieg oder Rausschmeißer für einen Spieleabend sind.