Okay, fangen wir wie immer mit irgendwelchen irgendwie an den Haaren herbeigezogenen Einleitungsworten an, damit ich als Blogger zu euch als Blog-Fans eine persönliche Beziehung herstelle – Zumindest sagen das die Blog-Profis, also mach ich das mal ;-) Es gibt es so einige Genres, mit denen ich sehr wenig anfangen kann, aber Horror und Romantik liegen hier ganz weit vorn (und tatsächlich Horror noch ganz weit vor Romantik). Und jetzt habe ich hier einen romantischen Horror-Comic vor mir liegen oder auch einen supergruseligen Romantik-Comic (wir werden gleich sehen, in welche Richtung es sich mehr entwickelt), der noch dazu fast nur von seinen Zeichnungen lebt und deshalb trotz 128 Seiten in knapp 25 Minuten durchgelesen ist... Ihr seht doch schon meinen Verriss am Horizont, oder? Die junge Künstlerin Rowena, kurz Ro, hat eine kreative Blockade. Um sich von dieser zu lösen und genug Gemälde für eine anstehende Kunstausstellung zu malen, zieht sie sich in eine einsame Villa zurück – Die wegen einem angeblich dort lebendem Geist so gruselig ist, dass selbst die Immobilienmaklerin ihr von einem Einzug abrät. Aber wie Kunstschaffende halt so sind, lässt sich Ro nichts vom Rest der Welt sagen ;-) Wirklich vorwärts kommt sie mit ihrer Malerei aber nicht, weshalb sie sich immer öfter frustriert dem Alkohol zuwendet. Und schon bald muss sie sich die Frage stellen: Bildet sie sich im Rauschzustand die Existenz eines übernatürlichen Mitbewohners nur ein oder gibt es diesen Geist wirklich? Viele meiner Blog-KollegInnen haben die tatsächliche Existenz des Geistes in ihren Rezensionen angezweifelt und stattdessen interpretiert, dass es in dieser Geschichte um Traum und Wirklichkeit geht. Hier möchte ich vehement widersprechen, denn was „The Me You Love in the Dark“ hier verhandelt ist die unglückliche Liebesbeziehung zu einem manipulativen, toxischen Partner. Denn Ro verliebt sich in den Geist, auch weil ihre aufkeimenden Gefühle ihrem kreativen Schaffen einen neuen Schub verleihen. Doch immer mehr zeigt sich, dass der Geist auf Ro einen Besitzanspruch erhebt, den eher anfangs eher subtil durchsetzt (du brauchst nicht außerhalb frühstücken, ich koche dir was) und später dann mit zunehmender Gewalt bis hin zu Mord (kein Spoiler, ich verrate ja nicht an wem :-P). Autor Skottie Young, der die in diesem Sammelband vollständig enthaltene Comic-Miniserie verfasste, lässt den Geist hier die komplette Klaviatur an toxischen und narzisstischen Beziehungsmustern spielen. Unterstützt wird er dabei durch den Künstler Jorge Corona, der mit seinen zumeist düsteren, von Licht- & Schattenspielen geprägten Zeichnungen eine wahnsinnig dichte Atmosphäre erzeugt. Also ein rundum gelungener Comic, erschienen im „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), der mit den Mitteln des Horror-Genres vor den Gefahren toxischer Liebesbeziehungen warnt. Fazit: Zum Monatsende gibt es nochmal ein echtes Highlight, denn „The Me You Love in the Dark“ (Link) ist der beste Comic, den ich im September gelesen habe!
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