Die immer ein wenig pulpig-cheesy wirkende Spätwestern-Reihe „Die Viper“, welche mich bisher überraschend gut unterhalten hat, erreicht nun langsam die Zielgerade. Emily, die rachsüchtige Protagonistin, bringt immer mehr Leute um und kommt dabei langsam dem Ritual-Verschwörungsgeheimnis auf die Spur, welches die ganze Geschichte vor vielen Jahren ins Rollen brachte – Mal schauen, ob der vorletzte Band „Höhenangst“ auf dem gewohnten Niveau bleibt oder ob der Reihe kurz vor Schluss die Puste ausgeht... Nun will ich nicht wieder die gesamte Geschichte rekapitulieren, dafür gibt es ja die Rezensionen der bisherigen Bände, aber im Prinzip geht es um die mittlerweile erwachsene Emily, welche auf Rache sinnt. Denn ein geheimer Zirkel hat in ihrer Kindheit ihre Mutter ermordet, weshalb sie sich nun durch die halben USA ballert. Einen Gouverneur hat es im ersten Band (Link) erwischt, danach einen pädophilen Reverend (Link) und einen Ölbaron (Link). Im vierten Band steht nun ein angesehener New Yorker Architekt auf ihrer Abschussliste, den sie mit einem unnötig komplizierten Plan in eine Falle lockt: Verkleidet als Revue-Tänzerin verliebt sich ihr Opfer in sie, um sie dann nach allerlei romantischem Angebandel zu sich nach Hause einzuladen, wo sie ihn erledigen will – Doch leider ist die ganze Romantik auch Emily zu Kopf gestiegen ;-) Nun lebt die gesamte „Die Viper“-Reihe ja davon, dass Emily nicht einfach den effektivsten Weg zur Umsetzung eines Mordanschlages wählt, sondern dass sie sich immer erst mit Verkleidungen und Decknamen in das Umfeld des Opfers einschleicht. Aber mittlerweile übertreibt es der Autor & Zeichner Laurent Astier dann doch mit den komplizierten Plänen, das wirkt nur noch lachhaft. Was wäre gewesen, wenn der Architekt nicht in die Revue-Vorstellung gegangen wäre? Oder wenn er sich nicht in sie verliebt und ihr nachstellt? Und wenn sie sich schon an ziemlich einsamen Orten daten, warum erschießt sie ihn nicht gleich sondern sucht erst beim späteren Restaurant-Besuch einen die Aufmerksamkeit erregenden Vorwand zum Alleinsein? Ist ihr eigentlich bewusst, dass AugenzeugInnen eine schlechte Idee sind, wo ihr die Pinkerton-Detektive doch dicht auf den Fersen sind? Und warum zum Teufel verliebt sie sich am Ende in ihr Opfer??? Nach drei – im Rahmen der Genre-Konventionen – wirklich guten Vorgängerbänden bin ich hier wirklich enttäuscht :-( Erst braucht der 72 Seiten umfassende Band ewig lang um in Fahrt zu kommen, denn es gibt ein paar eher mittelprächtige Story-Schlenker. Und dann passiert endlich die in diesem Band lang herbeigesehnte Konfrontation mit dem Opfer und die dazugehörige WildWest-Ballerei, doch dann ist der Spaß schon nach wenigen Seiten wieder vorbei... Nun ist es nicht so, als würde hier nichts passieren, denn es gibt ein paar neue Erkenntnisse zu den Ritual-Hintergründen und dazu noch ein, zwei neue Motivationen und Charakterzüge der Nebenfiguren. Aber irgendwie stimmt das Erzähltempo nicht und es passieren einfach Dinge, die ich beim Lesen nicht nachvollziehen kann. Das ist ärgerlich, war ich bisher doch wirklich angetan von der vom „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat) publizierten Spätwestern-Reihe. Aber diesmal habe ich das Gefühl, als hätte man mitten in der Reihe den Autor ausgetauscht (keine Sorge, hat man nicht, das erkennt man auch an seinen weiterhin ordentlichen Zeichnungen ;-)). Fazit: Wird Emily im Finalband ihre verdiente Rache bekommen? Vermutlich nicht wenn sie sich weiter so dumm anstellt ;-) Ich bin natürlich auf das Finale gespannt, aber „Die Viper #4 Höhenangst“ (Link) hat meiner Begeisterung leider einen Dämpfer verpasst.
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