Mir fällt es immer wieder auf, gerade wenn ich mir amerikanische Rezensionen (z.B. auf Youtube, natürlich Twitter oder ganz simpel bei Amazon) anschaue, dass die neuen Comics altbekannter MARVEL-Superhelden immer wieder als zu „woke“ oder „leftist“ beschimpft werden. Auch die Abenteuer des Superpatrioten Captain America (z.B. dieser Comic, Link) blieben nicht ohne das Herumgenörgel von Comic-Fans, die gern mal „nicht links, nicht rechts“ in ihre Twitter-Bio schreiben und Kiwis in den Namen packen – Und wir wissen ja alle, was das eigentlich bedeutet ;-) Jedenfalls werden die jetzt richtig glücklich... ...denn im Pulp-Comic „Amazing Fantasy“ gibt es, typisch für das Sword & Sorcery-Genre, wieder „echte“ Männer (die knallhart und ultramaskulin den Kampf suchen) und „echte“ Frauen (die ihren Platz kennen, dabei geil aussehen und von den Männern gerettet werden müssen). Dazu noch einige problematische Stereotype, schon haben wir die Geschichte des 148 Seiten starken Sammelbandes auf den Punkt gebracht ;-) Egal ob man einer Religion angehört oder nicht, man hat ja doch irgendeine Vorstellung was (oder was nicht) nach dem Tod passiert. Aber das hier haben sich Captain America, Spider-Man und Black Widow vermutlich ganz anders vorgestellt: Obschon sie in ganz anderen Jahrzehnten versterben, wachen sie gemeinsam auf in einer super klischeehaften Fantasy-Welt – Natürlich stilecht mit riesigen Orks und noch riesigeren Drachen :-P Allerdings landen sie jeweils bei anderen Völkern, etwa Frosch- & Katzenwesen, die allesamt miteinander im Streit liegen und die deshalb ihre Probleme bei einer finalen Schlacht ausfechten wollen. Doch bald schon müssen sie (also sowohl die Völker als auch die ProtagonistInnen) feststellen, dass sie allesamt nur Schachfiguren sind in einem Spiel um die Macht in der Fantasy-Welt. „Amazing Fantasy“ spielt wirklich arg fernab des etablierten MARVEL-Kosmos, und der hat ja schon einige verrückte Parallelwelten gesehen ;-) Entsprechend kann man die Geschichte ohne jegliches Vorwissen lesen, aber gerade durch das Auftauchen altbekannter Figuren (z.B. sehr prominent Onkel Ben) erhöht sich der Lesespaß mit ein paar MARVEL-Kenntnissen natürlich sehr. Zudem muss man eine gewisse Freude an pulpigem Sword & Sorcery mitbringen, ansonsten schüttelt man über diesen ultramaskulinen Quatsch nur den Kopf... Also ein Sammelband nur für Genre-Fans. Gehört man aber zu denen, wird man gern die 29 € zahlen, die „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) für das von Kaare Andrews erdachte und gezeichnete Hardcover-Machwerk haben möchte. Denn das ist doch noch mal ganz anders als die üblichen Superheld-Weltenrettungsstorys und sticht deshalb aus der MARVEL-Masse heraus! Fazit: „Amazing Fantasy“ (Link) wird Fans von Sword & Sorcery sehr glücklich machen, alle anderen werden verständnislos mit dem Kopf schütteln.
Tags